Die wahre Geschichte des amerikanischen Westens hat herzlich wenig mit den Bildern Hollywoods zu tun, mit Cowboys und Indianern, Schießereien und Pionieren in Planwagen. Die Geschichte dieser Region ist die Geschichte von uralten Zivilisationen, von Völkerwanderungen und Vertreibungen. Es ist die Geschichte von Geldgier, Umweltzerstörungen im gigantischen Umfang, von Trockenheit und dem Kampf um Wasserrechten, von Krieg, Rassismus und Gewalt. Die amerikanische Besiedlung des Westens fand im Zeitalter der industriellen Revolution statt. Erst mit dem Bau der Eisenbahn konnte die intensive Besiedlung der Region und die Ausbeutung der Ressourcen des Westens beginnen. Weit mehr „Pioniere“ reisten in den Western mit der Eisenbahn, als mit dem Planwagen.
Die Wirklichkeit des Westens ist in fast jeder Hinsicht etwas anders als die populäre Vorstellung. Trotz der „breiten, offenen Räume“ oder vielleicht gerade ihretwegen ist der Westen seit 1870 der Teil der USA mit dem höchsten Anteil an städtischer Bevölkerung. Der Westen ist der rassisch und ethnisch vielfältigste Teil des Landes. Die meisten der Bewohner des Westens kamen erst im 20. Jahrhundert, also lange nach der Niederlage der eingeborenen Völker, lange nach dem Zeitalter des Cowboys. Im Westen Amerikas lebt das Alte und das Neue nebeneinander. Die ersten Touristen kamen mit der transkontinentalen Eisenbahn, ehe die Völker der Region militärisch besiegt waren. San Francisco war schon lange eine kosmopolitische Stadt, während Siedler auf der Prärie in Erdlöchern und Lehmhäusern lebten.
Patricia Nelson Limerick schrieb, nachdem sie darauf aufmerksam gemacht hatte, daß während der 80er Jahre des 19. Jahrhunderts Rancher sich in Montana ausschließlich aus Dosen ernährten, „Aus Dosen lebend, waren die Rancher von Montana typische Bewohner des Westens, feierten ihre Unabhängigkeit während sie von der lebenswichtigen Verbindung zur Außenwelt abhängig waren.“ (Patricia Nelson Limerick, The Legacy of Conquest. The Unbroken Past of the American West.
Der Westen verändert sich, aber er hat sich immer verändert. Die Menschen des Westens beklagen sich über den Einfluß von Außenseitern, aber das haben sie immer getan. Jede Generation betrauert die Zerstörung ihres Westens, des wahren Westens in dem sie leben, so wie des Westens ihrer Fantasie. Mit ihrer militärischen Niederlage sahen die letzten freie Stämme der Prärie eine Lebensweise zu Ende gehen. Aber die Einführung des Pferdes, der Schießwaffe, der Druck von Stämmen, die von den Europäern nach Westen getrieben wurden, sowie der Handel mit den Europäern hatten ihre Welt schon stark verändert. Die „mountain men“, die ersten Trapper, waren die ersten Außenseiter und beklagten die Zerstörung des Westens, doch sie waren die Wegweiser für alle, die ihnen folgten und durch ihr Fallenstellen hatten sie die ökologische Balance des Westens, den sie gerade entdeckt hatten, bereits empfindlich gestört. Und so ist es weiter gegangen, von Generation zu Generation.
Heute schauen viele Menschen des Westens, und zwar nicht ohne Grund, mit Argwohn auf die sogenannten „Trophäenhäuser“, die in allen teilen Westens gebaut werden. Es sind riesige Häuser von reichen Menschen gebaut, viele erst vor kurzem zugezogen oder die nur ein Teil des Jahres dort wohnen, und die ein Tal nach dem anderem füllen. Viele der Kläger sind auch erst vor zwanzig Jahren in den Westen gezogen. Beklagt wird die Zerstörung vieler kleiner Ranchs durch internationale Agrar-Konzerne. Aber sogar die ersten großen Rancher, wie Charles Goodnight, waren auf ausländische Kapital angewiesen.
Ja, der Westen verändert sich und das Tempo der Veränderungen beschleunigt sich, und es gibt allerlei Grund zur Kritik, zur Klage und auch zur Trauer. Das trockene Land muß für immer mehr Menschen Lebensgrundlage sein, während gleichzeitig diese Lebensgrundlage zunehmend zerstört wird. Jede Generation muß sich erneut mit den physischen Realitäten des Westens auseinandersetzen. Das Alte vergeht. Das Alte vergeht doch immer. Der Westen war immer ebenso Mythos wie Wirklichkeit und die Menschen, die in der Gegenwart leben, werfen stets einen Blick über die Schulter.
Der Westen ist ein Land der Illusionen, zerbrochener Träume und Legenden, die die Fantasien derer nähren, die dort und sonst wo auf der Welt wohnen.
1897 schien es, als würde sich die Geschichte von 1849 wiederholen. Wie ein Ruck, ging es durch die Nation: man hatte Gold in Alaska entdeckt. Im August 1896 hatten zwei Indianer, Skookum Jim und Tagish Charlie und ein weißer Goldsucher, George Washington Carmack, Gold an einem Nebenfluß des Yukon, dem Klondike entdeckt. Carmack gehörte zu den Männern, die immer weiter gezogen waren, auf der Suche nach Abenteuer, auf der Flucht vor der Zivilisation. Alaska bot einem die letzte Gelegenheit dazu. Geboren in San Francisco, sein Vater war ein „49er“ gewesen.
1741 hatten Vitus Bering und Aleksei Tschirikow die Südküste von Alaska erreicht. Nachdem die Eingeborenen vertrieben worden waren, gründete Grigorii Shelekov 1784 einen Stützpunkt auf Kodiak Island. Fünfzehn Jahre später war er an der Gründung der Russisch-Amerikanische Kompanie beteiligt. Die Kompanie gründete Novo Arkhangel'sk (später in Sitka umgetauft) und trotz des Widerstands der Tlingits, gelang es den Russen sich in Alaska festzusetzen. 1867 kaufte der amerikanische Außenminister William Seward Alaska von dem russischen Reich, 7,2 Millionen Dollar für 1,53 Millionen km². Man spottete über „Sewards Narrheit“ oder „Sewards Eisschrank“ und die amerikanische Regierung ignorierte das Gebiet weitgehend.
Im Frühsommer 1897 dockte das Dampfschiff „Portland“ mit 70 Passagieren in Seattle, die zusammen über eine Million Dollar in Gold mitbrachten. Seattle ist, so hieß es, „reinweg verrückt geworden“. Innerhalb von zehn Tagen nach Ankunft des Schiffes verließen 1.500 Menschen die Stadt in Richtung Alaska. Ganze Heerscharren aus anderen Landesteilen machten sich ebenfalls auf den Weg. In den ersten 24 Stunden nach Eintreffen der Nachricht in New York versuchten 2000 Menschen, eine Fahrkarte nach Alaska zu kaufen. In Chicago versuchten täglich 1000 Menschen Transporte zu den Goldfeldern zu buchen. Wieder, wie 1849, verließen Männer ihre Familien, Jobs und Geschäfte und machten sich auf, in das unbekannte Land. Aber lediglich ein kleiner Teil von ihnen ist angekommen.
10.000 Männer verließen Seattle, um nach Gold zu suchen. Sogar der Bürgermeister trat zurück, um sein Glück in Alaska zu suchen. Dennoch verdoppelten sich die Bevölkerung von Seattle in vier Jahren. Von den vielleicht 100.000 Goldsuchern, die nach Alaska reisten, kamen bis zu 70.000 durch Seattle, und was wichtiger war, sie haben sich dort für Alaska ausgerüstet. Das war das Resultat einer Werbekampagne der Geschäftsleute von Seattle. Nach der Wirtschaftskrise des vorangehenden Jahrzehnts, konzentrierte Seattle sich auf die wirtschaftlichen Möglichkeiten, die die Entdeckung von Gold in Alaska bot und entwickelte sich zum wichtigsten kommerziellen Zentrum des Nordwestens. Die Stadt verwandelte sich von einer Kleinstadt zur Metropole. (Norbert MacDonald, Distant Neighbors: A Comprehensive History of Seattle and Vancouver.
Diejenigen, die versuchten über Land Alaska zu erreichen, unterschätzten die Entfernung und die Wildnis. Viele kamen um oder mußten aufgeben. Die meisten, die die Klondike Region erreichten, mußten die gefährlichen Pässe des südlichen Zipfels Alaskas überwinden, unter anderem den Chilkoot Pass, 330 Meter, oft mit 50 bis 100 Kilogramm Gepäck auf dem Rücken.
Dawson, in den im Sommer 1897 tausende Goldgräber einfielen, ging im Winter darauf die Lebensmittel fast aus. Viele Goldsucher zogen weiter, und die, die blieben, überlebten in einer der kleinen Siedlungen, die am Fluß entstanden waren. Auch die leerten sich als bekannt wurde, daß man 1899 Gold in Nome gefunden hatte. 1900 war der Goldrausch schon vorbei, die meisten der Goldsucher kehrten nach Hause zurück und die Ära des industriellen Bergbaus begann.
Der Rausch hatte aber lange genug gedauert, um das Leben der Eingeborenen zu verändern und viele von ihnen zu töten. Aber danach hatte Alaska einen neuen Stellenwert im Bewußtsein der Amerikaner. 1906 wurde das Gebiet als Territorium eingerichtet. Erst 1958 konnte Alaska der 49. Bundesstaat werden.
Alaska Gold Rush im Internet:
www.library.state.ak.us/goldrush
www.library.state.ak.us/hist/goldrush/table.html
www.nps.gov/klgo/home.htm
www.postalmuseum.si.edu/gold/gold2.html
http://library.thinkquest.org/11313/Gold_Rush/
http://henkbinnendijk.tripod.com/goldrush/
www.arcticwebsite.com/goldrushlist2Alska.html
Bibliographie:
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Bolotin, Norman, A Klondike Scrapbook: Ordinary People, Extraordinary Times (San Francisco, 1987).
Berner, Richard C., Seattle 1900-1920: From Boomtown, Urban Turbulence, to Restoration (Seattle, 1991).
Berton, Pierre, Klondike: The Last Great Gold Rush, 1896-1899 (1958, repr. Toronto, 1993).
Holeski, Carolyn, and Marlene Conger, In Search of Gold: The Alaska Journals of Horace S. Conger, 1898-1899 (Anchorage , 1983).
LaRoche, Frank, Photographic Views En Route to the Klondike (Chicago , 1898).
Martinsen, Ella Lung, Black Sand and Gold: A True Story of the Alaska-Klondike Gold Rush (Portland, 1956).
Marks, Paula Mitchell, Precious Dust: The American Gold Rush Era, 1848-1900 (New York, 1994).
Mayer, Melanie, Klondike Women: True Tales of the 1897-98 Gold Rush (Athens, Ohio, 1989).
Morgan, Murray, One Man's Gold Rush: A Klondike Album. Photographs by E.A. Hegg (Seattle, 1967).
Der dänische Seemann Vitus Bering, 1681-1741, war als Leiter der ersten Kamchatka Expedition (1725-30), schon 1728 durch die Strasse gesegelt, die später nach ihm genannt werden sollte und hatte festgestellt, daß Asien und Nordamerika nicht miteinander verbunden waren, ohne jedoch Alaska gesichtet zu haben. Als Leiter der zweiten Kamchatka Expedition (1733-43), erreichte Bering Alaska. Auf der Rückreise suchten er und seine Mannschaft Zuflucht auf der Insel, die heute Bering Insel heißt, wo er und viele seiner Männer den Tod fanden. Das Grab von Vitus Bering, der schon 1704 in den russischen Dienst eingetreten war und nach dem Großen Nordischen Krieg zum Kommandeur ernannt wurde, fanden dänische Archeologen 1991.
John Rufus Blocker wurde am 19. Dezember 1851 in South Carolina geboren, als zweiter von drei Söhnen von Abner und Cornelia Blocker. Im Jahr darauf ließ sich die Familie in Austin, Texas nieder. Nachdem er das Texanische Militär Institut absolviert hatte, stieg John Blocker mit seinem älteren Bruder William B. Blocker in das Rindergeschäft ein. 1873 trieb er seine erste Herde nach Ellsworth, Kansas. Die nächsten zwanzig Jahre verbrachte er damit, Rinder nach Norden zu treiben. Es hieß, er kannte jedes Wasserloch zwischen dem Rio Grande und dem Yellowstone Fluß. 1881 heiratete John Blocker Annie Lane aus Austin und wurde Vater von vier Kindern. Zu verschiedenen Zeiten hatte er Anteil an Ranches in vier counties, darunter der Chupedero Ranch nahe Eagle Pass. Auch im Norden Mexikos besaß er Land.
Abner Pickens (Ab) Blocker, der jüngste der drei Brüder, wurde am 30. Januar 1856 auf der Blocker Ranch nahe Austin geboren. 1876 begann er, für seinen Bruder John zu arbeiten. Im Jahr darauf lieferte er 3000 Stiere an John Sparks in Wyoming. Die folgenden 17 Jahre trieb er Longhorns nach Norden, viele bis an die kanadische Grenze.
Im Sommer 1885 lieferte Ab Blocker 2500 Rinder von Tom Green County an B. H. Campbell, Manager der Buffalo Springs Abteilung des Capitol Syndikats, das sich vertraglich verpflichtet hatte, Rinder für die neue XIT Ranch zu kaufen. Die von Ab Blocker getriebene Herde war die erste, die die Ranch erreichte und es war Blocker, der sich das Brandzeichen der Ranch ausdachte.
Im selben Jahr trieben John und Ab Blocker 25000 Rinder nach Norden und wurden, zusammen mit einer Herde von George W. Best, bei Fort Supply im heutigen Bundesstaat Oklahoma, festgehalten von Rancher aus Kansas, die versuchten eine Quarantäne aufrechtzuerhalten gegen Rinder aus Texas, die das sogenannte Texas-Fieber in sich trugen. Nach einigen Telegrammen an die Regierung in Washington erhielten die Gebrüder Blocker und West für ihre Herden eine Kavallerieeskorte. Bald darauf wurden die Pfade durch Kansas für immer geschlossen.
Ab 1887 versuchte sich Ab Blocker als Baumwollfarmer, aber die extreme Trockenheit machte seine Bemühungen zunichte. 1890 wurde er Weideboss auf der Chupedero Ranch seines Bruders.
Der letzte Viehtreck der Gebrüder Blocker erfolgte 1893, als sie 9000 Rinder von Harris Franklin zu einem Käufer in Deadwood, South Dakota trieben.
1893 heiratete Ab Blocker Florende Baldwin und wurde Vater einer Tochter. Sie ließen sich auf der Chupedero Ranch nieder.
Später arbeiteten John und Ab Blocker für den Verband der Rinderzüchter – Texas and Southwest Cattle Raisers' Association. John Blocker war Mitbegründer der Vereinigung der Viehtreiber aus Texas – Old Time Trail Drivers' Association – und wurde deren erster Präsident.
John Blocker starb am 1. Dezember 1927, Ab Blocker am 9. August 1943, beide in San Antonio, Texas.
Am 5. August 1949, gegen zwölf Uhr dreißig entdeckte man einen Brand in der schmalen Schlucht,. die als Mann Gulch bekannt war, gelegen am Missouri Fluß nördlich von Seeley Lake, etwa 35 Kilometer nördlich der Stadt Helena. Es war ein heißer, windiger Tag, mit einer Höchsttemperatur in Helena von 40° C. Eine Mannschaft von 15 "smoke jumpers" - Fallschirmspringer, die über Waldbrände abspringen, um das Feuer zu bekämpfen - viele davon Veteranen des Zweiten Weltkriegs, machte sich von dem Zentrum für "smoke jumpers" in Missoula, Montana, 165 Kilometer westlich des Feuers, auf den Weg. Zwischen 15:50 und 16:10 sprangen sie über dem Feuer ab. Leiter der Mannschaft war R. Wagner "Wag" Dodge. Die DC-3, die ihre Gerätschaften abwarf, hatte Probleme und verstreute sie über ein großes Gebiet. Das Funkgerät war kaputt. Erst gegen 17 Uhr hatten sie ihre Gerätschaften eingesammelt. Zu dem Zeitpunkt fühlten sich die Brandbekämpfer von dem Feuer nicht bedroht.
Um drei Uhr hatte sich der Wind gedreht und hatte auch an Geschwindigkeit zugenommen. Dodge hatte den Fluß im Rücken gelassen, als Fluchtweg. Nun zogen die Männer sich in Richtung Fluß zurück. Um 17:40 Uhr spürten die Männer immer noch keine Gefahr. Aber eine Kombination vom Wind und intensiver Hitze verursachte eine Explosion ("blow up"). Das Feuer sprang von einer zur anderen Seite der Schlucht und schnitt die Mannschaft vom Fluß ab. Um 17:45 entdeckte die Mannschaft, daß sie vom Fluß abgeschnitten war.
Die Männer gingen wieder bergauf. Dodge zündete ein Rettungsfeuer in dem langem Gras um 17:50 Uhr. Er forderte die Männer auf, in das Rettungsfeuer einzutreten, aber niemand blieb bei ihm. Sie hielten ihn für verrückt und flüchteten weiter bergauf. Dodge legte sich in die heißen Asche seines Feuers und nach wenigen Sekunden ging das Hauptfeuer über ihn hinweg. Der gewaltige Wind hob ihn dreimal von der Erde. Um 18:10 konnte Dodge wieder aufstehen und umherlaufen.
Nur zwei weitere überlebten das Feuer, Robert Sallee und Walter Rumsey. Sallee war erst siebzehn, ein Jahr jünger als das Mindestalter für die Brandkämpfer. Für beide war es der erste Sprung gewesen.
Das Feuer in Mann Gulch ist das Thema von Norman Macleans Buch Young Men and Fire.
Fünf Jahre später starb Dodge an Hodgkins Krankheit.
Lange war die Stadt Butte als der „reichste Hügel der Erde“ bekannt. In Butte wurde Gold, Silber, Zink und vor allem Kupfer im Wert von schätzungsweise $2 Milliarden gefördert. Heute ist der „Hügel“ ausgelaugt. Die Landschaft ist zerstört und die Stadt steht am Rande eines riesigen Kraters, des „Berkeley Pit“. Reader's Digest beschrieb Butte als die „häßlichste Stadt Amerikas“. In der Tat, Butte ist von mehr als hundert Jahren des Bergbaus gezeichnet. Aber seit die Stadt 1983 als Bergbaustandort – abgesehen von der Förderung von unbedeutenden Mengen von Kupfer – aufgegeben worden ist, ist die Stadt nicht zur Geisterstadt geworden. Buttes besondere Geschichte gibt ihr Kraft.
1864, nachdem Gold in der Gegend entdeckt wurde, machten sich einige tausend Goldsucher aus Virginia City auf den Weg dorthin. Drei Jahre später hatte das Goldlager etwa 500 Einwohner, war aber noch lange keine Stadt. 1870, nachdem die leicht zu holenden Bodenschätze erschöpft waren, blieben nur noch 241 Menschen in Butte, 98 davon Chinesen, die dort Gold fanden, wo die Weißen schon aufgegeben hatten. Zehn Jahre später aber, nachdem entdeckt wurde, daß Silber aus dem Berg zu holen war, war Butte Montanas zweitgrößte Stadt mit 3.364 Einwohnern.
Kupfer aber sollte es sein, das Butte erst richtig zur Bergbaustadt machte. 1882 wurde Kupfererz in der Anaconda Mine entdeckt. Gerade zu der Zeit, als die Welt elektrifiziert wurde, war Butte Kupferlieferant. Zwischen 1882 und 1890 stieg die Kupferproduktion in Butte von 9 Millionen Pfund auf 130 Millionen Pfund. Um die Jahrhundertwende wurde mehr Kupfer in Butte produziert als sonst wo auf der Welt. Während des Ersten Weltkrieges produzierte Butte ein Viertel des Kupfers der USA, ein Siebentel des Kupfers der ganzen Welt.
1890 lebten etwa 24.000 Menschen in Butte und Umgebung, fast die Hälfte davon stammte aus fremden Ländern. Bis zur Jahrhundertwende kamen die meisten dieser Einwanderer aus England (davon vorwiegend aus Cornwall), Irland, Deutschland und Skandinavien. Am Anfang des 20. Jahrhunderts kamen viele aus Serbien, Italien und Finnland. Aber Butte war, wie die ganze USA in jenen Jahren, weniger ein Schmelztiegel als eine Sammlung ethnischer Siedlungen. Die ethnischen Gruppen lebten in ihren eigenen Vierteln: „Corktown“ für die kornische Bevölkerung, „Dublin Gulch“, „Finntown“. Es gab auch ein „Chinatown,“ , sogar ein „Little Lebanon“ und ein Viertel mit Schwarzen. Diese ethnische Mischung prägt die Stadt bis heute. Nirgends wird der irische Nationalfeiertag, St. Patrick's Day, so ausgelassen gefeiert wie in Butte, wo die Straßen grün gestrichen werden. Aber auch „St. Urho's Day“ wird in der Helsinki Bar gefeiert.
Zur Zeit des Ersten Weltkrieges lebten vielleicht 20.000 Bergarbeiter und bis zu 100.000 Einwohner in Butte. Niemand weiß es genau. Es gab etwa 150 Schächte unter der Stadt. Der tiefste reichte bis zu 1066 Metern in die Erde. Die Arbeitsbedingungen waren miserabel. Jedes Jahr starben duzende Männer unter Tage. Diejenigen, die nicht durch Unfälle starben, litten unter dem Staub, den sie ständig einatmen mußten und der häufig zur Lungenentzündung oder Tbc führte. Die Minen arbeiteten in drei Schichten und die Spielkasinos und 500 Kneipen schlossen nie. Auch die tausend Prostituierten waren jederzeit bereit, ihre Dienste anzubieten.
In jenen Jahren war Butte eine wohlhabende Stadt und die Straßen und Häuser spiegelten diese Tatsache wieder. Die Stadt hatte eine elektrische Straßenbahn, eine Oper und einen Vergnügungspark, „Columbia Gardens“, von 36 ha. Butte gab sich gern weltstädtisch. Sie wurde aber von der Firma Anaconda Copper Mining Company dominiert.
Am Anfang des 20. Jahrhunderts gab es große Arbeitskämpfe in Butte, die mit äußerster Brutalität ausgefochten wurden. Über die Lage in Butte hat einer geschrieben: „Der Kapitalismus in Butte war nicht abstrakt. Er wurde personifiziert in der mächtigen und skrupellosen Anaconda Copper Mining Company, und er war sichtbar an den feinen Häusern der Reichen und Wohlhabenden und an den Hütten und Pensionen, wo die Arbeiter wohnen. Er war auch unausgesprochen in den Opfern an dem Kapitalismus durch die Zahl der getöteten und verletzten Bergarbeiter in dem frenetischen Drang, Reichtum für wenigen Auserwählten zu produzieren.“ (Jerry W. Calvert, The Gibraltar: Socialism and Labor in Butte, Montana, 1895-1920.
1955 ging man zum Tagebau über. Der Grube „Berkeley Pit“ zerfraß allmählich die Altstadt und viele der alten ethnischen Siedlungen. Bis Mitte der 70er Jahre waren alle Schächte stillgelegt. Diese Veränderung bedeutete den Abbau von ungezählten Arbeitsplätzen. 1977 fusionierte Anaconda Copper mit Atlantic Richfield Company (Arco). Ende der 70er Jahre wurde erwogen, die ganze alte Innenstadt den Gruben zu opfern und eine neue Stadt zu bauen. Aber das Ende des „Berkley Pits“ kam zuerst. Es ist 670 Meter tief und 1600 Meter breit. Im April 1982 wurde die Grube aufgegeben. Am 30. Juni 1983 gab Arco bekannt, daß der Bergbau in Butte „ausgesetzt“ sei. Ende 1983 beschäftigte Arco nur noch 50 Menschen in Butte. Es war das Ende einer Legende. Aber Butte lebt noch, hat seine Wirtschaft diversifiziert, und ist nicht nur ein „lebendes Museum“, wie manche meinen.
Jesse Chisholm wurde 1805 in Tennessee geboren, als Sohn eines schottischen Vaters und einer Cherokee Mutter. Als Jesse zehn Jahre alt war, zog die Familie mit den Cherokees nach Arkansas und siedelte später nach Fort Gibson, einem Armeestützpunkt in dem Indianerterritorium (heute Oklahoma) um.
Ab 1832, als Jesse Chisholm einen 250 Kilometer Weg für die Choctaw Indianer erkundet hatte, war er als Kundschafter bekannt. Anfang 1850 handelte Chisholm mit Rindern. Während des Bürgerkrieges belieferte er Stützpunkte der amerikanischen Armee in Kansas mit Rindern.
Chisholm gründete eine Handelsniederlassung in Council Grove an der nördlichen Gabel des Canadian Flusses. 1866 trieb er 600 Stiere nach New Mexico, wo er sie an staatlichen Viehhändlern in Bosque Grande am Pecos Fluß verkaufte. Im darauffolgenden Jahr erkundete er einen Weg für die Wichita Indianer, die von Kansas nach Süden umgesiedelt werden sollten. Mit einer kleinen Herde Mustangpferde besserte er die Flußübergänge aus, indem er die Herde an der entsprechenden Stelle mehrmals hin und her trieb, um das Flußbett zu befestigen. Als die Cowboys 1867 anfingen, Rinder nach Kansas zu treiben, folgten sie oft Wegen, die Chisholm erkundet hatte.
Der Weg, der als der Chisholm Pfad bekannt wurde, war der meist benutzte Pfad von Texas zu den Bahnanschlüssen in Abilene, Ellsworth und anderen Orten in Kansas zwischen 1867 und 1882. Der Name wurde auch für die weiterführende Strecke nach Süden bis zur Küste des Golfs von Mexiko benutzt. Nachdem die Benutzung des Chisholm Pfads so stark zunahm, daß es schwer wurde, genügend Wasser und Grass für die Herden zu finden, erkundeten die Rancher einen neuen Pfad, der als der Western Pfad bekannt wurde.
Jesse Chisholm, der so viele Wege erkundet hatte, war nicht für den Pfad, der seinen Namen trug, verantwortlich. Er trieb nie selber Rinder den Pfad entlang nach Norden. Während er auf einer Reise zu seiner Handelsniederlasslung in Council Grove unterwegs war, starb Jesse Chisholm am 4 März 1868 an einer Lebensmittelvergiftung. Er wurde in der Nähe der heutigen Greenfield, Oklahoma begraben.
Die ersten Rinder kamen 1521 in die Neue Welt an, sechs Färsen und ein Bulle. Zwanzig Jahre später, als Francisco Vásque de Coronado gegen Norden auf der Suche nach den goldenen Städte von Cibola zog, trieb er 500 Rinder mit sich, die ersten im Texas. Drei Jahrhunderte später gab es Herden von wilden Rindern und Pferden überall im heutigen Südwesten der USA. Spanier und Mexikaner schufen das Geschäft mit Rindern und auch die Kultur der vaqueros lange bevor die ersten Amerikaner nach Texas kamen. 1836 wurde Texas unabhängig von Mexiko und 1845 ein Bundesstaat der USA. Inzwischen dominierten die Amerikaner das Rindergeschäft. Um die Märkte im Osten des Landes zu erreichen, wurden die Rinder ursprünglich nach Shreveport oder New Orleans getrieben. Haut, Talg, Hufe und Hörner wurden an die Ostküste verschifft. Die Kadaver wurden vernichtet. Nachdem Gold in Kalifornien entdeckt wurde, trieb man eine halbe Million Rinder dorthin. Während des amerikanischen Bürgerkrieges, wurden viele Ranchs aufgegeben von Männern, die in den Krieg gezogen waren, und die Rinder konnten sich ungehindert vermehren. Die Zahl der Rinder in Texas am Ende des Krieges wird zwischen dreieinhalb und sechs Millionen geschätzt.
Nach dem Krieg konnte ein Rancher so viele Rinder haben wie er einfangen konnte. Es war jedoch nicht einfach, sie zu fangen, denn sie lebten wild im südlichen Texas. Die Tiere mußten brutal sein, um zu überleben und sie hatten lange, spitze Hörner. Aber die Eigenschaften, die es schwer machten, sie einzufangen, waren gut geeignet für die langen Trecks nach Norden. Sie „konnten zur Hölle und zurück laufen.“
Die amerikanischen Cowboys übernahmen die Arbeitsmethoden und sogar die Kleidung der mexikanischen vaqueros. Ihr Wortschatz ist voll von Begriffen spanischer Herkunft: remuda, lariat, stampede, rodeo, pinto, corral, buckaroo, arroyo, chaps, hombre, coyote, chili, gringo, quirt, riata, rancho, sombrero, lasso und andere. Die Mustangpferde, die die Cowboys benutzten, waren Nachkommen der Pferde, die die Spanier in die Neue Welt gebracht hatten und die Zeit gehabt hatten, als wilde Tiere sich der Umwelt anzupassen.
Die ersten Trecks nach dem Krieg führten zu Bergbausiedlungen in New Mexiko und Colorado oder zu Indianerreservaten und Armeestützpunkten, aber die größten Märkte waren die dichtbevölkerten Staaten des Nordostens. Die entscheidende Frage war die des Transports. Auf Grund der politischen Konflikte der vergangenen Jahre zwischen dem Norden und Süden, gab es keine Eisenbahnverbindung zwischen Texas und den Staaten des Nordens. Um die Rinder zu den Märkten per Eisenbahn zu transportieren, mußten sie zu den Kopfbahnhöfen in Missouri, Kansas und Nebraska getrieben werden. Zwischen 1865 und 1890 trieben etwa 40.000 Cowboys mehr als zehn Millionen Rinder gegen Norden. Die Hälfte wurde nach Osten geschickt und die andere Hälfte nach Wyoming, Idaho und Montana, um auf der nördlichen Prärie Ranchs zu gründen. Die Ära der großen Rindertrecks dauerte gerade zweieinhalb Jahrzehnte. Als sie vorbei war, war die Rinderindustrie aber neben dem Bergbau als ein wirtschaftliches Faktor auf der zentralen und nördlichen Prärie fest etabliert.
Die Cowboys waren junge Männer, die ältesten in der Regel erst Anfang zwanzig. Sehr viele von ihnen waren ehemalige Soldaten der Südstaatenarmee, die keine Zukunft im verwüsteten Süden sahen und dort auch keine Arbeit gefunden hatten. Oft trugen sie noch Reste ihrer Uniformen. Eine kleine Zahl von Veteranen der Armee des Nordens, Männer die keine Bindungen mehr hatten oder wollten, fanden sich wieder auf der südlichen Prärie. Es wird geschätzt, ein Viertel aller Cowboys waren Schwarze. Sie erhielten die gleiche Bezahlung aber litten sonst unter rassischer Diskriminierung, konnten nicht Vorarbeiter werden und hatten oft die Aufgaben zu erledigen, die wenig Prestige mit sich brachten. Vielleicht 12% der Cowboys waren Mexikaner oder Amerikaner mexikanischer Herkunft, die ebenfalls rassisch diskriminiert wurden. Es gab einige Indianer, die als Cowboys arbeiteten und sogar eine kleine Zahl Engländer und Schotten, viele davon ausgestoßene Sprößlinge adliger Familien, die regelmäßig finanziellen Hilfe von ihren Familien erhielten. Zweidrittel aller Cowboys machten nicht mehr als ein Treck mit.
Während der Trecks, die bis zu vier Monate dauern konnten, arbeiteten die Cowboys siebzehn Stunden am Tag, sieben Tage der Woche für dreißig bis fünfundvierzig Dollar pro Monat. Sich mit tausenden nervöser Rinder zu befassen war stets eine gefährliche Arbeit, es war aber besonders gefährlich wenn sie nachts in Panik gerieten und wild flüchteten. Der unerfahrene Cowboy mußte „drag“ reiten, also hinter der Herde her, und den ganzen Tag Staub schlucken. Das Essen war monoton und die Männer schiefen im Freien bei jedem Wetter. Ablenkungen gab es wenige. Die meisten der Treckführer verboten Alkohol und Geldspiele. Die Männer waren, „schlecht versorgt, schlecht bezahlt, überarbeitet, litten an Schlafmangel, und neigten zu Langeweile und Einsamkeit. Es ist kein Wunder, daß die meisten etwa sieben Jahre auf der Prärie verbrachten ehe sie eine menschlichere Existenz in den Städten des Westens suchten.
“Die Reise nach Norden war mit vielen Hindernissen verbunden. Flüsse mußten überquert werden, die Stämme verlangen einen Zoll für die Herden, die ihr Gebiet kreuzten und Pferdediebe klauten so viele Tiere, wie sie konnten, oft indem die Rinder zur wilden Flucht erschreckten und dann das Chaos nutzten, um herumirrenden Tiere zu entwenden.
Kamen die Cowboys ans Ziel, in die sogenannten „cowtowns“, die „Kuhorte“, Abilene, Chetopa, Coffeyville, Ellsworth, Hays, Wichita, Great Bend, Caldwell, Dodge City, Ogalalla oder Cheyenne, dann war die Hölle los. Nach Monaten in denen die Cowboys nur Bohnen und Kaffee, kaum einen Wechsel der Wäsche, wenig Schlaf und ausschließlich Kühe und andere Männer zur Gesellschaft hatten, wollten die sie ihren Spaß haben. Nach einem Besuch beim Friseur und einem Bad, feierten die das Ende des Trecks mit Unmengen von Alkohol, suchten Sex und waren bewaffnet. Abgesehen von den Händlern, den Prostituierten und den Barbesitzer, die dafür sorgten, daß sie alles anbieten konnten, was die Cowboys begehrten, waren die Bewohner der Orte von der Anwesenheit der Cowboys nicht gerade begeistert. Wie eine Zeitung aus Cheyenne schrieb, „Cowboys haben ein loses Mundwerk, sind Gotteslästerer, Trinker, wollüstig und moralisch absolut korrupt. Auf der Prärie normalerweise harmlos und nüchtern, sind sie in den Orten gefürchtet, denn dann werden sie vom Alkohol beherrscht.“ Was die Situation verschlimmerte war die Tatsache, daß die Sheriffs der „cowtowns“ meist aus den Nordstaaten stammten. Die ehemaligen Südstaatensoldaten fanden es besonders empörend von einem „Yankee“ verhaftet zu werden. Nur wenige der Cowboys hatten ihre eigene Pferde und die Reise nach Hause ging meist per Bahn und Dampfer.
Abilene war eine der ersten „cowtowns“ und seine Geschichte war typisch. 1866 war der Ort bloß eine kleine Siedlung mit ein paar Blockhäusern. Joseph G. McCoy aus Chicago kam nach Kansas auf der Suche nach einem geeigneten Ort von dem aus er die Rinder, die von Texas getrieben wurden, nach Chicago bringen konnte. Nahe Abilene kaufte er 100 ha für eine Viehhof und mit Hilfe des Gouverneurs von Kansas und der Eisenbahngesellschaft Kansas Pacific, die von 1867, eine Verbindung nach Abilene gebaut hatte, schuf er die erste „cowtown.“ Im ersten Jahr wurden 35.000 Rinder von Abilene aus nach Chicago transportiert und die Zahl stieg Jahr für Jahr. Aber die Geschichte der „cowtown“ Abilene sollte von nur kurzer Dauer sein. Immer mehr Siedler zogen auf die Prärie. Die Herden zertrampelten ihre Felder und die Rinder brachten das „Texasfieber“ mit sich, eine Krankheit, die von Zecken verbreitet wurde und die Rinder der Siedler tötete. Sogenannte „Totenlinien“ wurden errichtet, die die Herden nicht überschreiten sollten. Die zunehmende Zahl der Siedler schob die „Totenlinien“ immer weiter westwärts und Streit war unvermeidbar.
Die Bewohner der neuen Städte wollten auch die Cowboys aus Texas los werden und gleichfalls diejenigen, die ihre Bedürfnisse befriedeten. 1871 zerstörten Rinder aus Texas 40 ha Felder um Abilene herum, was dazu führte, daß die Farmer ein Ende der Trecks nach Abilene forderten. Abilene wurde eine normale Stadt. Die Geschichte wiederholte sich mit Variationen bei den „cowtowns“ die weiter westlich entstanden.
Der allgemeine Gebrauch von Stacheldraht bedeutete es das Ende der Ära der großen Rindertrecks und der Ära der Cowboys, die sie begleiteten. Die Zeit der Ranch Cowboy begann.
Ranch Cowboys brauchten weiterhin viele der Fähigkeiten, die ihre Vorgänger entwickelt hatten, aber mehr Zeit wurde gebraucht für Aufgaben, die nicht direkt mit den Rindern zu tun hatten, Zäune reparieren, Windmühlen warten und ähnliches. Dennoch war es noch ein recht einsamer Beruf und die Unterkünfte boten wenig Komfort. Die Cowboys, die auch im Winter beschäftigt waren mußten häufig „Linie reiten“, das heißt, die Ränder der großen Ranchs patrouillieren, meistens allein oder höchsten mit einem anderen Mann, verirrte Kühe suchen oder Wölfe jagen.
Heute benutzen Ranchers Geländewagen und sogar Hubschrauber um die Rinder zu kontrollieren, aber es gibt noch Cowboys, und das Pferd bleibt ein wesentliches Werkzeug des Berufs.
Während einer relativ kurzen Phase von dreißig bis vierzig Jahren schufen Cowboys eine einzigartige Kultur und dazu gehörten auch ihre Lieder. Das Cowboylied entstand aus der eigenartigen Leben, das diese Männer lebten. Es war eine isolierte Männergesellschaft, deren Mitglieder diverser Herkunft waren. Sie verrichteten eine harte, gefährliche und einsame Arbeit.
Cowboys sangen zu ihrer eigenen Unterhaltung. Indem Alkohol und Geldspiel meistens verboten waren, gab es wenige Ablenkungen. Alter Lieder wurden überarbeitet und dem Leben und der Arbeit auf der Prärie angepaßt. Populäre Lieder, englische und schottische Balladen, die Lieder der Seemänner und Holzfäller wurden benutzt um die Lieder zu schaffen, die die Cowboys brauchten.
Das wahrscheinlich bekannteste aller Cowboylieder, „The Old Chisholm Trail“, war eine Adaption von Stephen Fosters Lied „Uncle Ned“. „Bury Me Not on the Lone Prairie“ stammt von dem populären englischen Lied „The Ocean Burial“ oder „Bury Me Not in the Deep, Deep Sea“, geschrieben 1830 von E. H. Chapin. „Streets of
Balladen wurden abends im Lager gesungen und auch in den Bars am Ende des Trecks. Sie konnte alle mögliche Themen haben: die Arbeit des Cowboys, die Rinder, sein Pferd, seine Liebste, schlechtes Essen, ein bekannter Cowboy oder Gauner, oder die Feier, die man am Schluß des Trecks feierte. Genau wie in anderen Berufen, sei es die Shanties der Seeleute oder die Lieder derer, die die Eisenbahn gebaut haben, reflektieren viele Lieder der Cowboys den Rhythmus ihrer Arbeit. Die meisten der ursprünglichen Cowboylieder, das heißt, diejenigen, die von arbeitenden Cowboy geschrieben wurden, haben ein langsames Tempo, fast wie ein Wiegenlied, „so langsam wie ein Pferd nachts um schlafenden Rinder läuft, und die meisten sind traurig.“ Das Singen gehörte zu ihrem Job, eine Methode, die Tiere ruhig zu halten. Ein ehemaliger Cowboy berichtete: „Das Singen sollte [die Rinder] beruhigen und das tat es; ich weiß nicht warum, es sei, es war ein Geräusch, das von anderen, die sie vielleicht erschreckt hätten, ablenkte. Wenn man nicht sang, konnte jedes Geräusch in der Nacht – sei es ein Pferd, das sich schüttelte – sie dazu bewegen, durchzugehen; aber wenn man sang, merkten sie sie nicht. Die zwei Männer, die Wache schoben, ritten im Schrittempo in Kreisen und wenn es eine klare Nacht war und die Rinder schliefen und einer sang eine Strophe und sein Partner sang die nächste, und so ging es ganzes Lied .“ Die Reiter, die Nachtwache schoben, sangen oft Kirchenlieder oder Hymnen, aber egal welchen Inhalt die Lieder hatten, es waren Arbeitslieder. Die halfen den Cowboys ihre Aufgabe zu erledigen genau wie ein Shanty einem Seemann half.
Es gab natürlich Lieder, die während des Einfangens der Rinder vor dem Treck gesungen wurden, welche, die tagsüber während des Trecks gesungen wurden und andere, die am Ende der Strecke gesungen wurden. Diese waren nicht unbedingt leise Lieder. Es gab Lieder zum Angeben, und natürlich gab es obszöne Lieder, die die Cowboys besonders liebten, die aber in kaum eine Sammlung Cowboylieder kamen. Balladen waren eher zur Unterhaltung gedacht als für die Kühe. Es dürfte nicht überraschen, da die erste Generation von Cowboys Veteranen des Bürgerkrieges war, daß die Ballade „Lorena“, die in beiden Armeen große Popularität genossen hatte, das meist gesungene Lied der Ära der Trecks war.
Es kann aber auch sein, das Cowboys nicht so viel sangen, wie der Mythos es uns glauben machen will. Liedersammler fanden nur selten einen Cowboy, der mehr als eine oder zwei Strophen eines Liedes singen konnte. Jack Thorp, ein Cowboy aus der Ära nach dem Ende der Trecks, erinnerte sich: „Es hieß immer, die Cowboys sangen viel um die schlafenden Rinder zu beruhigen. Oft bin ich danach gefragt worden und ich habe viele Nachtwachen geschoben in den fünfzig Jahren, und selten hörte ich derartigen Gesang. Was man hörte, wenn man an den Partner vorbei ritt was ein tiefes Summen oder Pfeifen und man wußte gar nicht was es war. Sicher irgendeine alte Hymne, etwas, um die Zeit zu vertreiben und nicht schlimm genug um die Rinder zum Wegrennen zu bewegen.“ Er schrieb weiter: „Viel Gesang auf der Prärie hatte mit Cowboyliedern an sich gar nicht zu tun. In verschiedenen Lagern begegnete ich Eisenbahn-, Berg-, Fluß- und Farmerliedern, so wie klebrige sentimentale Balladen wie ‚Mollie Lou, Sweet Mollie Mine‘ und ‚My Little Georgie Man.‘“
Die Entstehung von Cowboyliedern war sicher keine bewußte Tat. „Fast nie wußte der Cowboy zu welcher Melodie er sein Lied sang; bloß irgendeine alte Melodie, die er gehört hatte und aus seiner Kindheit kannte. Bekannte Melodien wurden häufig benutzt.“ Die Ergebnisse, „waren nicht ‚kultivierte‘ Lieder. Manchmal haute es mit dem Reim nicht hin. Die Sprache war oft grob und mußte vor der Veröffentlichung bereinigt werden. Aber Balladen machen und Lieder singen waren aktive Teile des Lebens des Cowboys.“
Cowboylieder wurden nicht von Gruppen gesungen, eine Tatsache, die möglicherweise das Gefühl der Einsamkeit in diesen Liedern erklärt. Der Cowboy-Poet Harry Stephens erinnert sich, „Ganz selten hörte man Cowboys zusammen singen. Im Allgemein hatte jeder seine eigene Melodie, die er alleine sang. Sie hatten unterschiedliche Herkunft, sie kannten unterschiedliche Fassungen der Lieder. Also mehr oder weniger rezitierten sie. Manche konnten keinen Ton halten, also sprachen sie die Lieder“ Jack Thorp bestätigt das. „Cowboylieder wurden stets von einer Person gesungen, nie von einer Gruppe. Nie hörte ich einen Cowboy mit einer wirklich guten Stimme, falls er mal eine gehabt hatte, verlor er sie weil er die Rinder immer anbrüllen mußte, weil er im Freien schlief, oder weil er dem Richter erklären mußte, daß er das Pferd nicht geklaut hatte.“ Instrumente gab es wenige, aber ein Viehtreiber hat geschrieben, „Es war eine armselige Mannschaft die nicht über wenigstens ein Fiedel oder Banjo verfügte und einen Mann, der darauf spielte. Manche spielten gut, manche weniger gut.“ Gelegentlich wurde ein Fiedel eingesetzt, um die Rinder nachts zu beruhigen.
Der Cowboy und der Westen sind schon lange romantisiert. Schon in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts erschienen sogenannte 10-Cent Romane, die eine romantische Sicht des Westens verbreiteten. Allein der Verleger Beadle and Adams veröffentlichte circa 2.200 Bücher derart. The Virginian von Owen Wister wurde zum Bestseller als er 1902 veröffentlicht wurde. Mit dem 20. Jahrhundert kam das Kino und „Western“ sind schon immer ein fester Bestandteil der Filmproduktion Hollywoods. Aus diesem Hunger nach dem „wilden Westen“ wuchs das Bild des singenden Cowboys im Film. Aber das Bild des Cowboys mit dem sauberen weißen Hut, den glänzenden silbernen Colt und Gitarre hatte herzlich wenig mit der Arbeit des Cowboys sowohl während der Zeit der großen Trecks als auch später zu tun.
Der Anfang des Cowboyliedes als Genre war 1908 mit der Veröffentlichung von Jack Thorps Songs of the Cowboy und John A. Lomaxs Cowboy Songs and Other Frontier Ballads, übrigens mit neunzehn Liedern aus der Thorp Sammlung, zwei Jahre später gemacht. Thorp war selber Cowboy gewesen und schrieb eigene Lieder. Lomax war Akademiker. Sie retteten viele Lieder, die sonst bald verloren gegangen wären. Weil in Thorps Sammlung keine Musik veröffentlicht wurde und auch bei Lomax nur wenige Lieder mit Noten gedruckt wurden, ist es unmöglich festzustellen, welche Texte wirklich Lieder waren und welche Gedichte. 1920 veröffentlichte Lomax Songs of the Cattle Trail and Cow Camp.
The first cowboy song recorded commercially was “The Dying Cowboy” by Bently Ball for
In den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts hatte der Begriff „Hillbilly“ einen negativen Klang, aber der Cowboy hatte etwas Nobles an sich, was zu einem „Westernfieber“ führte. Ironischerweise war es Jimmie Rodgers, der die Aufmerksamkeit auf Cowboylieder lenkte, durch cowboyinspirierte Kompositionen wie das 1931 geschriebene „When the Castus is in Bloom,“ und den Cowboyhut, den er oft trug. Es war auch Rodgers, der das Jodeln einführte. Die singenden Cowboys folgten ihm. Gene Autrey, der als Rodgers-Imitator begann und der mehr als neunzig Filme drehte, war der erste und erfolgreichste des Genres. Autreys Erfolg schuf eine Cowboykulturindustrie und sorgte für zahlreiche singende Cowboys. Tex Ritter spielte die Hauptrolle in mehr als fünfzig Filme, sogenannte „Pferdeopern.“ Autreys Hauptrivale aber war Roy Rogers, der als Mitglied der Gruppe Sons of the Pioneers begann, und nach dem Ende der Ära der Filme mit den singenden Cowboys, jahrelang eine populäre Fernsehsendung hatte. Andere singende Cowboys, wie Wilf Carter, in den USA als Montana Slim bekannt, und Patsy Montana wurde auch ohne Filmrollen bekannt. Die Gruppe mit der längsten Geschichte ist die der Sons of the Pioneers, die im Jahre 1933 ihren Anfang hatte. Ihr ausgefeilter Harmoniegesang wurde zur Verkörperung des Cowboygesangs. Aber die singenden Cowboys waren alles andere als Cowboys, die sangen. Die glatten Stimmen, die Orchesterbegleitung und die phantasievollen Lieder, viele direkt von Tin Pan Alley, machten sie populär, aber sie hatten nichts gemeinsam mit der Cowboyvergangenheit oder -gegenwart.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Cowboystil wenn auch nicht unbedingt ihre Lieder Mode bei der „country and western music“. Hank Williams trug „western“ Anzüge, Cowboyhüte und nannte seine Band, „the Drifting Cowboys.“ Hank Snow war der „Singing Ranger“. Johnny Cash nahm Lieder über den Western auf. Viele „western“ Sänger aber suchten ihr Heil eher beim „country-Teil“ von „country and western“. Trotz Marty Robbins LP Gunfighter Ballads and Trail Songs und Eddie Arnolds Hit mit „Cattle Call“ verschwand das „western“ immer mehr.
Im Rückblick erinnert sich Tom Russell an andere, weniger bekannte Sänger, wie Ramblin‘ Jack Elliott und Peter LaFarge, die die Tradition der Cowboylieder vor der Vergessenheit bewahrten. Cisco Houston müßte man hinzufügen. Während der sechziger und siebziger Jahre starb das Interesse an Cowboylieder nie aus und es wurden einige Liedersammlungen veröffentlicht. Unter anderen erschienen: Songs of the Great American West, edited by Irwin Silber, 1967; Songs of the American West, compiled and edited by Richard E. Lingerfelder, 1968; The Hell-Bound Train: A Cowboy Songbook, collected by Glenn Ohrlin, 1973; Git Along, Little Dogies, by John I. White, 1975; Ten Thousand Goddam Cattle, by Katie Lee, 1976. Es war aber erst in den achtziger Jahren, daß ein „Cowboy Renaissance“ begann.
Vom 31. Januar bis 2. Februar 1985 fand das erste Treffen von Cowboydichtern statt, das „Cowboy Poetry Gathering“ in Elko, Nevada. Hunderte von Cowboys und Cowgirls aus den meisten Bundesstaaten des Westens nahmen daran teil, lasen alte und neue Gedichte vor, sangen ihre eigenen und auch Lieder von anderen. Veranstalter war das Western Folklife Center, das sein Hauptquartier jetzt in Elko hat.
Michael Martin Murphy spielte eine wichtige Rolle als er von der Popmusik in das Cowboygenre wechselte. 1989 überzeugte er Warner Brothers eine Sammlung „western“ Lieder aufzunehmen. Cowboy Songs wurden ein kommerzieller Erfolg. Das Resultat war 1992 die Gründung von Warner Western, ein Label spezialisiert auf die Musik des Westens. Die ersten Künstler, die unter Vertrag genommen wurden waren Don Edwards, Cowboydichter Waddie Mitchell und die Sons of the San Joaquin.
Aus der Cowboyrenaissance wuchs eine ganze Infrastruktur der Cowboy-Subkultur, alternative Verkaufsstellen, eine starke Live-Szene und Basismarketing. Der Film Der Pferdeflüsterer von Robert Redford, in dem Don Edwards eine Rolle spielte, war gute Werbung.
Die Western Music Association wurde 1989 gegründet und veranstaltet das International Western Music Festival jeden November in Tucson, Arizona. Mehr als 160 Künstler und Gruppen sind Mitglieder der Association.
Bibliographie von Cowboy-Liederbücher
ausgewählte Aufnahmen von Cowboyliedern
1878 gründete John Doan und sein Neffe Corwin Doan eine Handelsniederlassung eine Meile südlich vom Red River, um die Cowboys zu bedienen, die Rinder nach Norden auf dem sogenannten Western Pfad trieben. Bis 1881 waren schon mehr als 300.000 Rinder am Doans Laden vorbei getrieben worden. 1895 waren es 6.000.000, die durch die Siedlung getrieben worden sind. 1879 war ein Postamt in Doan's Crossing gegründet worden, mit Corwin Doan als Postamtsvorsteher. Bald hatte Doan‘s Crossing eine Schule, ein Hotel, einen Kolonialwarenladen, eine Kneipe, und etwa 300 Bewohner. Aber die Tage der Siedlung waren schon gezählt. 1885 baute die Fort Worth and Dallas Eisenbahngesellschaft eine Linie, die nicht durch Doan's Crossing fuhr und das Zeitalter der Viehtrecks endete. 1914 war die Bevölkerungszahl auf dreißig gefallen und es blieb lediglich der Kolonialwarenladen übrig. 1919 wurde das Postamt geschlossen. Seit den vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts wohnen lediglich 20 Menschen in Doan's Crossing.
G. R. "Bob" Fudge wurde 1862 in Lampassas County,
Als er gerade zwölf Jahre alt war, fing Bob an auf einer Ranch zu arbeiten. 1881 half er, eine Herde nach Colorado zu treiben und im Frühjahr darauf, im Alter von zwanzig Jahren, ging er mit einer Herde der Gebrüder Blocker zu den Little Big Horns in Montana. Bob Fudge starb 1933 in Biddle, Montana und wurde in Broadus begraben. Mit seinem Gewicht von 250 Pfund war er eine Ausnahme unter den Cowboys.
Charles Goodnight wurde am 5. März 1836 in Macoupin County, Illinois geboren als viertes von fünf Kindern von Charles und Charlotte Goodnight. Sein Vater starb als Charlie fünf war und seine Mutter heiratete Hiram Dougherty, einen benachbarten Farmer. Die Schulausbildung von Charles Goodnight dauerte nur sechs Monate. 1845 zog die Familie nach Milam County, Texas und Charlie ist die ganzen 1300 Kilometer ohne Sattel geritten.
Schon mit elf Jahren arbeitete Charlie auf benachbarten Farmen. Mit fünfzehn wurde er Jockey. Unzufrieden mit dieser Arbeit, fing er an, Fracht zu transportieren. Nach der Schließung der dritten Ehe seiner Mutter, mit dem Methodistenprediger Adam Sheek, gründete Goodnight eine Partnerschaft mit seinem neuen Halbbruder John Wesley Sheek und transportierte Fracht bis Sheek heiratete. Danach begann er eine Rinderherde zu hüten. Goodnight lernte Oliver Loving kennen und als in Colorado Gold gefunden wurde und dort der Bedarf an Rindfleisch wuchs, half er Loving eine Herde in die Rocky Mountains zu treiben.
Bei den Texas Rangers unter Captain Jack Cureton diente Goodnight als Kundschafter. Mit dem Austritt von Texas aus den Vereinigten Staaten und dem Ausbruch des Krieges, wurden die Rangers dem 4. Frontier Regiment der Südstaatenarmee angeschlossen und verbrachten die Kriegsjahren mit der Jagd auf Indianer.
1864 kehrte Goodnight nach Palo Pinto County zurück und versuchte sich im dem Rinder-Geschäft zu etablieren. Der Markt für Rinder in Texas war aber derart desolat, daß Goodnight auf die Indianerreservate und die Armeestützpünkte im Westen als Absatzmärkte spekulierte. Mit Oliver Loving organisierte er einen Viehtrek nach Westen, der ein finanzieller Erfolg wurde. Der Weg des Treks wurde als der Goodnight-Loving Pfad bekannt. Für diesen Trek baute Goodnight den ersten chuckwagon (Proviantwagen).
Nach dem Tod von Loving, als Folge eines Kampfes mit Comanches, setzte Goodnight die geschäftliche Partnerschaft mit der Familie Lovings fort und trieb Rinder sowohl nach New Mexico als auch nach Colorado und Wyoming.
1869 gründete Charles Goodnight die Rock Canon Ranch am Arkansas Fluß, westlich on Pueblo, Colorado. Am 26. Juli 1870 heiratete er Mary Ann Dyer, die er in Texas kennengelernt hatte, wo sie in Weatherford als Lehrerin gearbeitet hatte.
Die Wirtschaftskrise von 1873 und andere Faktoren zwangen Goodnight nach anderen Möglichkeiten zu suchen. Er fand neues Weideland in der Palo Duro Schlucht im Norden von Texas. Mit der finanziellen Unterstützung des englischen Adligen John G. Adair gründete Goodnight die JA Ranch. Er war Manager und besaß ein Drittel des Unternehmens.
Die Ranch war erfolgreich, aber 1887 entschied Goodnight, seinen Anteil zu verkaufen. Er kaufte Land im Armstrong County und baute ein neues Haus. Goodnight gründete eine kleine Ranch, hielt eine Büffelherde, beteiligte sich and der Gründung einer Hochschule, Goodnight College, und investierte in verschiedenen erfolglosen Bergbauunternehmen. Er leistete auch Lobbyarbeit im amerikanischen Kongreß für die Pueblo Indianer.
Seine Frau starb im April 1926. Zu seinem 91. Geburtstag heiratet er seine zweite Frau, die 26jährige Corinne, deren Mädchenname auch Goodnight war und die seine Pflegerin gewesen war. Auf Grund seines Gesundheitszustandes verbrachte er seine letzten Jahren in Phoenix, Arizona, wo er am 12. Dezember 1929 starb. Begraben wurde er neben seiner ersten Frau in Goodnight, Texas.
J. Evetts Haley, Charles Goodnight. Cowman and Plainsman.
"Alles ging gut bis zum Herbst 1878 als eine große Gruppe Indianer die territorialen Reservationen verließen und nach Texas zurückkehrten, angeblich um Büffel zu jagen. Sie zogen an Fort Elliott vorbei und zielten auf die Schluchten des Palo Duro in der Erwartung, dort Büffel zu finden. Fünf Jahre zuvor, das große Töten der Büffel war gerade richtig in Schwung gekommen, und trotz der ernsthaften Unterbrechung 1874 durch die Schlacht der Adobe Walls, war im Winter 1878 das Schlachten so gut wie abgeschlossen. Enttäuscht, weil sie keine Beute fanden, und weil sie so viele Menschen zu ernähren hatten, fingen die Indianer an, Rinder der JA Ranch in den in den entlegenen Ecken des Palo Duro Tals zu töten.
"Die Kontrollreiter an der östlichen Seite [des Ranches] 'schickten einen Läufer', sagte Goodnight, 'der sagte, die Indianer kamen in großer Zahl. Sofort bestieg ich ein gutes Pferd und wollte sie treffen. 'Es herrschte bittere Kälte; es lag Schnee. Ehe ich die Indianer traf, waren sie schon im Tal eingetroffen, wo sie sich in drei Gruppen aufteilten. Weil es keine Büffel gab, waren sie dabei schrecklich viele Rinder zu töten. Die Kiowa schienen in einer Gruppe zu sein, mit zwei Gruppen Comanches, die mit ihnen zusammenarbeiteten. Als ich die Kiowa traf, war die Stimmung häßlich, und es sah aus, als würde es Schwierigkeiten geben. Eine Gruppe traf ich nördlich des Tule [Flusses], und noch eine am Tule und Quanah und die Comanches kamen hinter mir das Tal hoch, während ich jenen hinterher ritt. Ich folgte ihnen und beim Sonnenuntergang fand ich sie, dabei ein Lager im Haupttal aufzuschlagen, fünf oder sechs Meilen südlich der Ranch. Ich ritt auf sie zu und fragte nach ihrem Prinzipal, denn unter ihnen war ein flüchtiger Mexikaner und eine captiva, eine gefangene Frau, die wunderbar Spanisch sprach. Als capitán bezeichnet, Quanah, nachdem er nach meinem Namen gefragt hatte, erwiderte: 'Vielleicht so, zwei Namen - Mister Parker oder Quanah.' Quanah bedeutete Geruch oder Parfum, und er hatten den Namen erhalten, weil er auf der Prärie geboren wurde, unter den Blumen.
"Ich erzählte Quanah, ich wollte ihn in meinem Hauptquartier sehen, oben im Tal, um ein Abkommen zu machen. Er machte darauf aufmerksam, daß es spät sei, seine Pferde erschöpft, und seine Kinder müde, sagte aber, er käme am folgenden Morgen. Am Vormittag schuf man die Rahmenbedingungen für das Treffen. Sie kamen, zehn oder zwölf der älteren Führer und einige der jüngeren. Acht oder zehn der hervorragenden Kämpfer wurden als Unterhändler ausgewählt. Sie saßen in einem Kreis und der Dolmetscher und ich saßen in der Mitte.
'Wissen Sie nicht, daß das hier unser Land ist?' fragte einer. Ich antwortete, ich hätte gehört, daß sie das Land für sich beanspruchen, aber daß der große Capitan von Texas es auch beanspruchte und zwang mich dazu, ihn dafür zu zahlen, wie sie anhand der Markierungen sehen konnten, an denen sie vorbei geritten waren. Die Kontroverse, sagte ich, war zwischen ihnen und dem Staat Texas und falls sie die Besitzer des Landes waren, dann wäre ich gern bereit mit ihnen ins Geschäft zu kommen. Quanah sagte, das schien ihm fair.
'Wo kommen Sie her?' fragten sie. 'Sind Sie Tejano?' Weil ich wußte, wie sehr sie Texaner haßten und daß sie wenig über die Vereinigten Staaten insgesamt wußten, erzählte ich Ihnen, ich käme aus Colorado - was im gewissen Sinne auch stimmte. Meine Situation war unangenehm, denn ich konnte nie wissen, wer die nächste Frage stellen würde.
'Was machen Sie hier?' und alle Augen richteten sich auf mich.
'Rinder züchten.'
'Töten Sie keine Büffel?'
'Nein.'
'Töten Sie sie nicht, um zu essen?'
'Nein. Ich habe viele fette Rinder und Büffel sind nicht zu gebrauchen.'
"Dann weil sie skeptisch waren, sie fingen an den Beweis zu suchen, ob ich Texaner wäre oder nicht indem sie meine Kenntnisse über das Land prüften.
'Was sind die nächsten Berge?'
'Sierra de Ratónes`, antwortete ich.
"Dann fragten sie, wo der Cimarrón sei, der Capulin, der Tucumacari. Schließlich fragte sie mich aus über den Pecos Fluß, und was ich dort zu tun hatte, und erzählten, daß sie dort früher mit Rindern gehandelt hätten.
'Ja', sagte ich, 'Sie verdammten Hunde haben mich einmal besiegt und meine Rinder gestohlen.'
"Obwohl das gar nicht stimmte, übersetzte es der Dolmetscher und sie lachten herzlich. Schließlich waren sie überzeugt, daß ich kein Tejano war und sagten, sie wären bereit, ein Abkommen zu machen.
'Was haben Sie anzubieten?' fragten sie.
'Ich habe jede Menge Gewehre und Munition, gute Männer und gute Schützen, aber kämpfen will ich nur wenn Sie mich dazu zwingen.' Ich zeigte auf Quanah und sagte:
'Sie sorgen für Ordnung und benehmen Sie sich, schützen mein Eigentum und lassen es in Ruhe, und ich werde Ihnen jeden zweiten Tag zwei Rinder geben, bis Sie entdecken, wo die Büffel sind.'
"Und so kamen wir überein und lebten miteinander in Frieden. Der Rancher hielt Wort im Bezug auf die Rinder, und Quanah - Goodnight sagt, er hatte nie einen Indianer gekannt, der nicht sein Wort hielt."
Geboren wurde Mary Ann Dyer am 12. September 1839 in Madison County, Tennessee, als Tochter von Joel und Susan Dyer. Als sie vierzehn war, zog die Familie nach Texas, in die Gegend Eastern Cross Timbers. Nach dem frühen Tod ihrer Eltern mußte Mary für ihre fünf Brüder sorgen. Später arbeitete sie als Lehrerin, um die Jüngsten durch zu bringen. Um das Jahr 1864 herum, lernte "Molly", wie sie bei allen, außer ihrem späteren Ehemann, bekannt war, in Fort Belknap Charles Goodnight kennen. Sie heirateten am 26. Juli 1870 in Hickman, Kentucky. Die Ehe blieb kinderlos.
Mary und Charles Goodnight ließen sich auf seiner Ranch in der Nähe von Pueblo, Colorado nieder. Drei ihrer Brüder arbeitete auf der Ranch. Einer besaß ein Viertelanteil an den Herden.
Trockenheit und die Wirtschaftskrise von 1873 zwangen das Ehepaar Goodnight nach Texas zurückzukehren. Mit der Unterstützung des Engländers John Adair gründete Charles Goodnight die JA Ranch im Palo Duro Tal, in dem von Weißen noch nicht besiedelten Norden von Texas. Zunächst zog das Paar in eine kleine Blockhütte mit zwei Räumen und Mary war die einzige Frau auf der Ranch. Als Ärztin, Krankenschwester sowie Ersatzschwester und -mutter sorgte sie für die jungen Männer, die auf der Ranch arbeiteten.
Auch nachdem andere Frauen in die Gegend gezogen waren, blieb Mary oft sechs bis zwölf Monate ohne Kontakte zu anderen Frauen. Von einem Cowboy erhielt sie drei Hühner, die sie als Haustiere behandelte.
1887 zog das Ehepaar Goodnight nach
Hobos, Eisenbahntramper, sind ein Teil des amerikanischen Mythos, aber auch ein Teil der amerikanischen Realität, und zwar vom Anfang an bis heute. Man nennt sie auch „tramps“ oder einfach „bums“. Noch bevor die erste Eisenbahn gebaut wurde, gab es Menschen, die durch das Land zogen, um ihre Arbeitskraft an verschiedenen Orten anzubieten. Oft waren es Handwerker. In einem großen aber dünnbesiedelten Land waren diese Reisende gern gesehen, denn die kleinen Siedlungen konnten keine eigene Handwerker ernähren. Viele dieser Menschen beherrschten mehrere Handwerkszweige, denn von einem hätten sie nicht leben können.
Mit dem Wachsen des Eisenbahnnetzes wurde die Überwindung der großen Entfernungen des nordamerikanischen Kontinents leichter. Die richtige Geschichte der Hobos begann allerdings erst nach dem amerikanischen Bürgerkrieg. Der Krieg entließ eine Horde von Soldaten, deren Zuhause und früheres Leben zerstört worden waren, deren Jobs verschwunden waren, deren Gesundheit zerrüttet war. Darunter waren viele junge Männer, die nichts anderes als das Soldatenleben kennengelernt hatten.
Der Wiederaufbau des im Krieg zerstörten Eisenbahnnetzes bzw. dessen weiterer Ausbau schuf den Bedarf nach einer beweglichen Masse von Arbeitskräften. Überall gab es Arbeit für Männer, die bereit waren, der Entwicklung hinterher zu ziehen. In den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts gab es eine wirtschaftliche Depression. Bei früheren wirtschaftlichen Flauten blieben die Opfer ein lokales Problem. Jetzt waren tausende arbeitslose Männer in Bewegung im ganzen Land und die beste Transportmöglichkeit war das Fahren ohne Fahrschein mit der Eisenbahn, die viele von ihnen selber aufgebaut hatten.
Die Bewegung von Menschen vom Osten zum Westen der USA geschah, entgegen den Mythen des Wilden Westens, nicht nur mit Planwagen – der Westen wurde schließlich während des Industriezeitalters besiedelt – sondern auch mit der Eisenbahn und viele der Passagiere fuhren ohne Fahrkarte.
In Zeiten der wirtschaftlichen Krise schwoll die Zahl der Hobos stets an. Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts wurden 1.000.000 Eisenbahner entlassen, von denen viele praktisch Nomaden wurden. In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts gab es eine ähnlich große Entlassungswelle, als der Zenit der Eisenbahnentwicklung überschritten war und die Eisenbahngesellschaften unter der Wirtschaftskrise zu leiden hatten.
Hobos reisten hin und her auf der Suche nach Arbeit und immer wenn die wirtschaftliche Entwicklung wieder nach oben zeigte, blieben noch viele an den Güterzügen trotzdem hängen. Für viele wurde das Umherziehen zu einer Sucht, einmal angefangen mit den Zügen, konnte man nicht mehr aufhören. Es entwickelte sich zum Lebensstil. Manche Hobos betrachteten ihre Lebensweise als Beruf oder vielleicht eher als Berufung. Und das Handwerk mußte erlernt werden. Anfänger hatten es schwer. Ein Hobo mußte das gesamte Streckennetz der USA im Kopf haben. Es mußte gelernt werden, wo und wie man einen Zug gefahrlos besteigen konnte, welche Ortschaften besonders Hobo-feindlich waren, wie man sich ernährte. Hobos mußten in der Lage sein überall an einem Güterzug mitzufahren, unten, oben, außen, innen, in jeder Art von Waggon. Hobos reisten am liebsten in Güterwaggons mit den großen Schiebetüren (boxcars), aber auch auf den Kopplungen gehockt oder sie hielten sich an Leitern fest, wo sie sich anbinden mußten, falls sie einschlafen sollten. Wenn man oben auf dem Waggons fuhr, hatte man nicht nur mit dem Zugwind zu tun, sondern auch mit heißer Asche, die viele Hobos Kleidung abrannte, Narben verursachten und sogar das Augenlicht kosteten.
Eine Hobo Kultur entwickelte sich, ein Vokabular, Lieder und Gedichte. In 1899 kamen zwei Unternehmer der Ortschaft Britt im Bundesstaat Iowa auf die Idee, ein Hobotreffen zu organisieren, um Aufmerksamkeit für ihren Ort zu erlangen. Am 22. August 1900 fand dort die erste „Hobo Convention“ statt. Noch heute versammeln sich jährlich dort Hobos und viele Neugierige. Es gab die Zeitung Hobo News und sogar Hobo Colleges, das erfolgreichste in Chicago, Angelpunkt des amerikanischen Eisenbahnnetzes.
Aber das Leben der Hobos war alles andere als romantisch, sondern hart und voller Gefahren. Die Bahnpolizei oder die örtliche Polizei verfolgten die Hobos und gingen nicht zimperlich mit ihnen um. Fast alle saßen öfter in kleinen lokalen Gefängnissen. Im Winter oder in den Bergen konnte man leicht erfrieren. Unterwegs herrschte oft eine raue Brutalität. Unter den „Brüdern“ waren genügende, die einen ohne Gewissensbissen um die Ecke bringen würden. Die meisten trugen Messer zur Selbstverteidigung. Und es versteht sich, daß der Umgang mit den Zügen an sich viele Gefahren mit sich brachte. Im wahrsten Sinne des Wortes konnte man leicht unter die Räder kommen.
Obwohl diese Nomaden immer von dem größten Teil der Bevölkerung verachtet und gefürchtet wurden, waren Hobos zu verschiedenen Zeiten fast eine Notwendigkeit in der amerikanischen Wirtschaft. Bei den großen Bauprojekten des Westens, in den Wäldern und vor allem in der Landwirtschaft brauchte man oft kurzfristig viele Arbeitskräfte. Zum Beispiel bei der Weizenernte – bis zu Mechanisierung – waren die Hobos willkommen, wenn der Weizen reif für die Ernte war. Mit jedem Güterzug kamen hunderte Männer an. Die Eisenbahngesellschaften, die an dem Transport von Weizen gut verdienten, drückten beide Augen zu und ließen die Hobos mitfahren. Aber in dem Moment als die Ernte eingebracht war, sollten die Hobos schnellsten verschwinden. Man hat die Hobos die „Stoßtruppe“ der amerikanischen Wirtschaft genannt. Das „treibende Proletariat des Westens“, wie sie auch bezeichnet wurden, mußte vielseitig sein, fähig Bäume zu fällen, Äpfel zu pflücken, Fuhrwerke zu fahren, Staudämme zu bauen oder Eisenbahnschiene zu legen, Weizen zu ernten und zwischendurch schnorren zu können, um zu überleben.
Die große Wirtschaftskrise des 20. Jahrhunderts schuf ein Heer von 14.000.000 arbeitslosen Männern in den USA. Die Zahl der Menschen, die mit den Güterzügen unterwegs waren, stieg dementsprechend gewaltig an. Es waren jetzt nicht nur Wanderarbeiter aus Neigung oder Aussteiger mit Wanderlust, sondern verzweifelte Menschen, die keinen anderen Ausweg sahen oder hatten. Auch viele junge Leute spürten den Reiz der Güterzüge. Für manche blieb es bloß eine kurze Episode, andere wurden süchtig und kehrten den Schienen nie wieder den Rücken. Oft waren es die jungen Menschen, die keine Arbeit fanden, und keine Zukunft in einem bürgerlichen Leben sahen, oder welche, die ihren Familien nicht zur Last fallen wollten. Erst mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges ging die Zahl der Hobos drastisch zurück. Übrig blieben die Männer, die nicht anders konnten oder wollten.
Heute sind in Amerika noch Hobos unterwegs, obwohl es ihnen immer schwerer gemacht wird. Viele, die früher mit den Güterzügen gefahren wären, haben heute Autos, aber die Wanderlust, das Leben ohne ein Zuhause, ist dasselbe. Der Hobo ist ein Produkt des amerikanischen Lebens, der Weite des amerikanischen Landes, der Brutalität des amerikanischen Wirtschaftssystems, auch des amerikanischen Mythos der Freiheit und der Beweglichkeit. Im Alltagsleben ist kein Platz für ihn da, er wird sogar gefürchtet, für die amerikanischen Psyche aber scheint er eine Notwendigkeit zu sein, der letzte freie Mann.
Als das 20. Jahrhundert begann, war die Zeit der Wanderungen nach Westen vorbei. Man hatte die Küste des Pazifischen Ozeans und die Grenze der Möglichkeiten erreicht. Der Goldrausch vom Klondike war ausgespielt. Für Männer, die ruhelos waren, gab es keine Wildnis mehr wo sie hin konnten, wenn die Gesellschaft ihnen nichts mehr zu bieten hatte. Es wanderten aber zahlreiche Männer, unter ihnen auch viele Einwanderer, von Job zu Job, von Ort zu Ort. Oft waren sie mit Güterzügen unterwegs.
Im Juni 1905 gründete in Chicago eine Koalition Radikaler, unter anderem „Big Bill“ Haywood von der Bergarbeitergewerkschaft Western Federation of Miners, und die Sozialisten Daniel DeLeon und Eugene V. Debs, die Industrial Workers of the World (IWW), die man bald die „Wobblies“ nannte. (Es wird erzählt, der Name „Wobbly“ stammt von der Aussprache chinesischer Arbeiter, wenn sie versuchten „IWW“ auszusprechen.) Die IWW war eine Möglichkeit, die Unzufriedenheit dieser Schar von ungebundenen Männern zu kanalisieren. Es waren vorwiegend Eisenbahntramper, ehemalige Cowboys, Seeleute, Holzfäller und nichtsesshafte Landarbeiter, die die rote Mitgliedskarte der IWW trugen. Für viele war die Identifizierung mit der internationalen Arbeiterklasse Ersatz für die Bindung an Familie und Glauben. Das Ziel des IWW war die OBU (One Big Union), eine einzige große Gewerkschaft. Die „Wobblies“, die kompromißlos gegen den Kapitalismus waren, wollten nicht weiter um ein bißchen mehr von den Reichtümern dieser Welt kämpfen. Sie wollten nicht ein größeres Stück aus der Torte, sondern die ganze Torte. Die Idee war, einen einzigen Streik auf der ganzen Welt auszurufen. Der Streik würde den Rücken des Kapitalismus brechen und die Produktionsmittel vollständig in die Hände der Arbeiter überführen.
Der erste bedeutende Sieg gelang der IWW in ihrer Kampagne für die Redefreiheit, wo die Gewerkschaft gegen ausbeuterische Arbeitsvermittler kämpfte. Die Arbeitsvermittler vergaben eine Stelle gegen Geld, in der Regel an einem weit entfernten Ort. Dabei wurde die Stelle meist mehrfach verkauft. Kam man an, waren schon 10 andere da. Manche Vorarbeiter arbeiteten mit den Vermittlern zusammen und feuerten die neuen Mitarbeiter immer nach einer Woche, damit das Karussell sich weiter drehte. In vielen Orten wurde es den „Wobblies“ verboten auf offener Straße zu reden. Der Kampf wurde dadurch auch zum Kampf um die Redefreiheit. Zum ersten Mal entwickelte die IWW eine besondere Taktik in Missoula, Montana, wo Elizabeth Gurley Flynn und ihr Mann Jack Jones sich aufhielten, um Wanderarbeiter, die vorwiegend im Walde beschäftigt waren, zu organisieren. Die Wobblies, schließlich nur sechs Mann, hielten Veranstaltungen auf der Straße ab und fanden große Resonanz. Daraufhin verbot der Stadtrat solche öffentliche Veranstaltungen. Die Wobblies waren entschlossen, gegen diese, ihrer Meinung nach verfassungswidrige Maßnahme, zu protestieren. Bald waren vier von ihnen verhaftet. Die beiden, die noch auf freiem Fuß waren, schickten einen Hilferuf. In der Ausgabe der Industrial Worker vom 30. September 1909, baten sie um Hilfe. Jeder, der bereit war, gegen „tyrannische Unterdruckung der Polizei“ zu kämpfen, sollte sich auf den Weg nach Missoula machen. Und sie kamen in Güterzügen. In den Waggons, auf den Waggons, unter den Waggons strömten Wobblies in die Stadt. Einer stellte sich hin, fing an zu reden, und wurde verhaftet, nur um von dem nächsten abgelöst zu werden, der auch verhaftet wurde. Bald war das Gefängnis voll und die Stadt benutzte den Keller der Feuerwache als provisorisches Gefängnis. Die Wobblies hielten ihre Versammlungen immer kurz vor einer Mahlzeit ab, damit die Stadt ihnen diese Mahlzeit bezahlen mußte. Professoren der dortigen Universität unterstützten die Protestierenden. Senator Robert La Follette, Führer der Populist Party, verteidigte die Wobblies in einer Rede in Missoula. Bald hatten die Steuerzahler von Missoula genug, denen die Unterbringung der Verhafteten zu teuer geworden war. Die Stadt kapitulierte und die IWW setzte diese Methode in anderen Städten ein, um für die Redefreiheit zu kämpfen.
Zwischen 1919 und 1923 erreichte die IWW etwa 100.000 Mitglieder, aber zu der Zeit war die Gewerkschaft schon stark angeschlagen. Nachdem die USA im April 1917 in den Krieg trat, wurde die IWW Ziel gnadenloser Repressionen. Im Laufe des Sommers wurden IWW Zentralen sowie die Häuser von Mitgliedern überfallen. Ganze Lastwagen IWW Unterlagen und Literatur wurden abtransportiert, um als Beweismaterial in zukünftigen Prozessen zu dienen. Bis Dezember waren alle führende IWW Funktionäre im Haft. 1918 wurden 105 Führer der IWW der Volksverhetzung angeklagt; 92, unter ihnen „Big Bill“ Haywood, wurden verurteilt. Der Prozeß zerbrach die Führung der Gewerkschaft. Bundesstaatliche Behörden verhafteten Anfang der 20er Jahre mehr als 5000 Wobblies. 1921 flüchtete „Big Bill“ Haywood in die Sowjetunion, um am Aufbau des ersten sozialistischen Staates mitzuwirken.
Haywood wurde Mitglied der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, lernte Russisch, und heiratete eine Russin. In einem Anhang zu der DDR Ausgabe seiner Autobiographie hießt es: „Haywood wurde von den russischen Massen und von den Führern der Kommunistischen Partei als ein alt bewährter Kämpfer für die Befreiung der Arbeiterklasse willkommen geheißen. Wo immer er erschien, wurde er mit begeistertem Beifall empfangen. Mit Stolz trug er eine Medaille, die ihm als einem revolutionären Helden überreicht worden war und die auch auf seiner Brust lag, als er im Sarge ruhte.“ (William D. Haywood, Unter Cowboys und Kumpels. Erinnerungen eines amerikanischen Arbeiterführers. Berlin (Ost): Dietz Verlag, 1980, S. 336-337.) Haywood starb am 18. Mai 1928 im Kreml Krankenhaus. Ein Teil seiner Asche wurde in der Kremlmauer beigesetzt, eine Teil auf dem Waldheim-Friedhof in Chicago, nahe der Opfer der Haymarkets Unruhen.
Ende der 20er Jahre war die IWW geschlagen. Noch heute existiert die IWW mit ihrem Hauptquartier in North Sheffield Street in Chicago, führt aber nur ein Schattendasein.
IWW im Internet
Die JA Ranch hatte ihre Anfänge im Spätsommer des Jahres 1876, als Charles Goodnight 1600 Rinder von Pueblo, Colorado zur Palo Duro Schlucht im Norden von Texas trieb. Dort gründete er zunächst die Home Ranch.
Während Goodnight sich in Colorado aufhielt, um den Umzug seiner Frau vorzubereiten, lernte er John G. Adair kennen, einen englischen Aristokraten, der sich für die Rinderindustrie interessierte. Adair sagte zu, das Kapital für den Aufbau der Ranch zur Verfügung zu stellen. Zusammen reisten Goodnight und Adair im Mai 1877 zur Palo Duro Schlucht mit 100 Durham Bullen und Proviant. Ein Vertrag mit einer Laufzeit von fünf Jahren wurde unterschrieben, der vorsah, daß Adair zwei Drittel der Ranch und des Profites zustand, Goodnight nur ein Drittel. Das Geld, das Goodnight für seinen Anteil benötigte, lieh er von Adair mit zehnprozentiger Verzinsung. Er erhielt auch $2500 jährlich als Manager.
Goodnight fing an, ausgesuchte Grundstücke in der Schlucht zu kaufen. Als der Vertrag 1882 auslief, hatten Goodnight und Adair 36.800 Hektar schon gekauft und wollten noch mehr Land. Die Ranch erwirtschaftete einen Profit von $512.000 und der Vertrag wurde um weitere fünf Jahre verlängert.
Nach dem Tod von John Adair im Jahre 1885 setzte Goodnight die Partnerschaft mit seiner Witwe Cornelia fort. Inzwischen umfaßte die JA Ranch 530.000 Hektar. 1887, als der Vertrag zum zweiten Mal auslief, entschied Goodnight, seinen Anteil zu verkaufen.
Als die Eisenbahn die Region erreichte, wurde Land von der JA Ranch an Siedler verkauft. 1891 wurde eine Schule in der dem Hauptquartier der Ranch naheliegenden Gemeinde Palo Duro eröffnet.
Mit den Jahren reduzierte sich die Größe der Ranch als ehemalige Angestellten eigene Ranchen auf Land der JA gründeten.
Cornelia Adair starb im Dezember 1921 und vererbte den größten Teil der JA Ranch an ihren Sohn aus erster Ehe, Jack Ritchie und seine Erben. Die JA Ranch existiert noch heute und ist nach wie vor im Besitz der Familie Ritchie.
Will James wurde als Joseph Ernest Nephtali Dufault am 6. Juni 1892 in Quebec geboren. Früh fing er an zu zeichnen und als junger Mann ging er in die USA. Er war zunächst nicht seßhaft, wechselte oft die Arbeitsstelle, diente in der Armee und konnte einige seiner Zeichnungen verkaufen. 1920 heiratete er Alice Conradt und zwei Jahre später wurde sein erstes Buch, Bucking Horse Riders, verlegt. Sein bekanntestes Buch, Smoky, erschien 1926, seine frei erfundene Autobiographie, Lonesome Cowboy, vier Jahre darauf. Seine Bücher wurden verfilmt, was zu seinem Ruhm beitrug. Bis zu seinem Tod, 1942, schrieb und illustrierte er 23 Bücher. Seine letzten Jahre verbrachte er in Montana, auf seiner Ranch in Pryor Creek oder in seinem Haus in Billings.
Will James im Internet
Die Longhorn-Rinder von Texas entwickelten sich über Jahrhunderte aus den Rindern, die die Spanier in die Neue Welt mitbrachten und aus den von den amerikanischen Siedlern importierten nordeuropäischen Rassen. Schon vor dem amerikanischen Bürgerkrieg hatte sich eine Rinderindustrie in Texas entwickelt, die durch den Krieg zum Erliegen kam. Während des Krieges, als die meisten Rancher in den Krieg gezogen waren, stieg die Zahl der Rinder in Texas auf fünf Millionen Tiere, vielleicht sogar mehr.
Die Longhorns waren Produkte der kargen Landschaft und des Klimas von Südtexas. Sie hatten lange, schlanke Körper und Beine. Laufen konnten sie fast so schnell wie ein Pferd, hatten aber mehr Ausdauer und mit ihren langen horizontalen Hörnern waren sie gefährlich. Die Rinder waren wilde Tiere und die Freiheit hatte sie robust gemacht, um bei Schneestürmen, Trockenheit oder sonstigem Unwetter überleben zu können. Es waren Tiere, die mit wenig Wasser auskamen. Besonders aggressiv waren die Bullen mit zwei Meter langen Hörnern.
Die große Zahl der Rinder in Texas drückte den Marktpreis, aber gute Preise waren im Norden und im Osten der USA zu erzielen. Also begannen die Texaner diese wilden Tiere einzufangen und sie nach Norden zu den Bahnanschlüssen in Kansas zu treiben, von wo aus sie zu den lukrativen Märkten transportiert wurden.
Schon vor dem Kreig wurden Rinder nach Nordosten und Kalifornien und sogar bis nach New York City getrieben, aber erst nach dem Krieg begann die Ära der großen Trecks. Voraussetzung war die Eröffnung des Bahnanschlusses 1867 in Abiline, Kansas.
Wegen ihrer Ausdauer waren die Longhorns ideale Tiere für die Trecks. Sie konnten „zur Hölle und zurück“ laufen. Während der Trecks verloren sie wenig Gewicht. Oft nahmen sie sogar zu. Von Natur aus blieben sie zusammen, so daß sie leicht zu kontrollieren waren. Auf der anderen Seite brachten die Zecken mit, die für sie harmlos waren, anderen Rassen aber gefährlich sein konnten.
Die Longhorns waren Rinder, die die endlosen Weideflächen füllten, die durch die Ausrottung der Büffel leer geworden waren. Aber mit der Entwicklung und Gebrauch von Stacheldraht, der die systematische Rinderzüchtung ermöglichte, ging die Ära der Longhorns zu Ende. Um 1900 waren die Longhorns so rar wie die Büffel.
Ab 1927 gab es Bemühungen, die Longhorn-Rasse zu retten. Nostalgie spielte eine Rolle, aber auch wirtschaftliche Überlegungen. Diese robuste Rasse, geschaffen in der rauen Welt von Südtexas, wurde als Genreservoir entdeckt. Das heißt, ihre Genen könnten benutzt werden, um die Rassen, die durch die Rinderindustrie angezüchtet worden sind, zu „verbessern“. Die Longhorns sind zäher und fruchtbarer als die modernen Rassen, können in marginalen Gegenden überleben und sind langlebiger.
Oliver Loving war einer der ersten amerikanischen Viehtreiber in Texas. Geboren wurde er 1812 in Kentucky. Die Familie wanderte in die Republik von Texas aus, kurz bevor sie ein Teil der Vereinigten Staaten wurde. 1850 erhielt Loving vom Staat Texas 260 Hektar Land in Collins County, nahe der kleinen Ortschaft Dallas. Bald war er damit beschäftigt, spanische Rinder einzufangen und sie zu den Märkten in Shreveport und New Orleans zu treiben. Mit seinem Nachbarn, John Durkee, trieb Loving 1858 die erste Herde durch 500 Kilometer von indianischen Stämmen kontrolliertes Gebiet nach Illinois zu den Märkten im Osten der USA. Das Unternehmen war ein finanzieller Erfolg. 1860, nach der Entdeckung von Gold in Colorado, brachte er die erste Herde nach Denver. In der Atmosphäre der wachsenden Spannung zwischen Norden und Süden wurde Loving als Sympathisant der Südstaaten dort eingesperrt. Befreit wurde er nur durch die Bemühungen seines Freundes Kit Carson.
Im Sommer 1861 kehrte Loving nach Texas zurück und während der Kriegsjahre belieferte er die Südstaatenarmee mit Rindfleisch. Als der Krieg vorbei war, hatte er $150.000 Bargeld von der südlichen Republik, das völlig wertlos war. Loving war schon jenseits von 50 und Vater von neun Kindern. Er fing an, neue Herden auf seiner Ranch in Palo Pinto County aufzubauen.
Nach dem Krieg entschied sich Charles Goodnight, Texas zu verlassen und eine Rinderherde mitzunehmen. Statt die Rinder direkt nach Norden zu treiben, entschied er sich, nach New Mexico zu reiten und dann nach Norden zu den Goldfeldern von Colorado. Oliver Loving hörte von diesem Plan und bot Goodnight an, mitzugehen. Goodnight war ein ausgezeichneter Kundschafter und Kämpfer, Loving wußte, wie man mit Rindern umging.
Am 6. Juni 1866 verließen Loving und Goodnight Texas mit 2000 Stieren, Kühen und Kälbern. Der Weg, den Goodnight ausgesucht hatte, war schwierig und gefährlich. Die schlimmste Strecke führte durch das Gebiet des Llano Estacado (Staked Plains), 135 Kilometer ohne Wasser und ohne Bäume. Die Comanches und die Apachen hielten sich dort regelmäßig auf. Die Cowboys trieben die Rinder drei Tage und drei Nächte ohne Schlaf bis sie den Pecos Fluß erreichten. Als die Rinder das Wasser rochen, waren sie nicht mehr zu halten. Die Tiere fingen an zu rennen, stürzten über die hohen Ufer des Flusses ins Wasser und aufeinander. Viele ertranken.
Der Plan sah vor, die Herde nach Denver zu treiben, aber als sie sich Fort Sumner näherten, wo die Armee 8500 Navajo festhielten, erfuhren sie, daß die Armee bereit war, Spitzenpreise für Stiere zu zahlen. Goodnight und Loving erhielten $12.000 in Gold, für die damalige Zeit eine enorme Summe. Loving brachte die Kühe und Kälber nach Denver, während Goodnight nach Texas zurückkehrte, um eine neue Herde zusammenzustellen. Sie trafen sich in New Mexico und beschlossen ihre formelle Partnerschaft per Handschlag. Der Weg, dem sie folgten, wurde als der Goodnight-Loving Pfad bekannt.
Nachdem die Partner die zweite Herde verkauft hatten, kehrten sie nach Texas zurück, um einen weiteren Viehtreck für das Jahr 1867 vorzubereiten. Aber die Konkurrenz hatte Wind von ihrem Erfolg bekommen und andere bereiteten sich darauf vor, Herden nach Westen zu treiben. Auch die Stämme, die sich regelmäßig auf dem Llano Estacado aufhielten, hatten von den Aktivitäten von Loving und Goodnight gehört und wußten, es wäre ein Leichtes, ganze Herden in die Flucht zu schlagen und dadurch zu stehlen.
Während des Trecks von 1867 griffen die Indianer die Herde von Loving and Goodnight auch öfter an. Oliver Loving hatte Angst, sie könnten nicht die ersten sein, die Fort Sumner erreichten und er beschloß, mit einem Partner, dem „Einarmigen“ Wilson, voraus zu reiten, um rechtzeitig Kaufverträge abzuschließen. Aus Angst vor Indianern ritten sie nachts und versteckten sich tagsüber. Am vierten Tag glaubte Loving, es wäre sicher auch bei Tageslicht zu reiten, aber bald wurden sie von Comanches angegriffen. Loving wurde angeschossen und am Handgelenk und Oberkörper verletzt. Die beiden konnten sich ein paar Tage der Comanches erwehren. In der Überzeugung, er würde sterben, schickte Loving Wilson fort, um sowohl Goodnight, als auch seine Familie, über sein Schicksal zu informieren.
Als Goodnight den Ort der Konfrontation erreichte, fand er weder Loving noch die Comanches. Loving war während der Dunkelheit davon geschlichen und hatte Fort Sumner erreicht. Dort fand ihn Goodnight. Aber Loving starb an seinen Verletzungen. Der Arzt des Forts zögerte, Lovings Arm zu amputieren und als er es schließlich tat, leistete er keine saubere Arbeit. Ehe Loving starb bat er Goodnight ihre Partnerschaft zwei weitere Jahre fortzusetzen, damit er seine Familie keine Schulden hinterlassen mußte. Er bat auch darum, daß er nicht „in einem fremden Land“ ruhen müßte. Goodnight gab ihm sein Wort. Loving war 54 als er starb und in Fort Sumner begraben wurde.
Einige Monate später kehrte Goodnight zu dem Fort zurück, ließ Lovings Sarg exhumieren, schloß ihn in einen aus flachgepreßten Blechdosen hergestellten Behälter und brachte seinen Partner zu dessen Familie nach Weatherford, Texas zurück.
Die Plantagenbesitzer in Kalifornien waren früher äußerst mächtig. Sie besaßen enorm große Ländereien, manche schon von den Spaniern erhalten. 1915 wurde vom kalifornischen Parlament festgestellt, daß 310 Menschen 1,6 Millionen ha. kontrollierten. Seit den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts stellten die Plantagenbesitzer Kaliforniens, für einen geringen Lohn, ganze Armeen von Wanderarbeitern ein, um die Ernte einzubringen. Erst waren es Chinesen, dann Japaner und Filipinos; schließlich stellten die Mexikaner den größten Teil der Erntearbeiter. In manchen Jahren kamen bis zu 200.000 Menschen über die Grenze, unter anderem durch skrupellosen Agenten gelockt. Die Beschäftigung dieser „Illegalen“ hatte für die Plantagenbesitzer große Vorteile, denn sie waren rechtlos und erpressbar und konnten, wenn nicht mehr gebraucht, zurückgeschickt werden. Für ihre Unterbringung gab es Zeltlager oder sie lebten in „Shantytowns“, Behelfssiedlungen mit Hütten gebaut aus Pappe, Wellblech oder anderen Abfall.
Mit der Wirtschaftskrise der dreißiger Jahre waren die Mexikaner nicht mehr so sehr gefragt. Die „Dust Bowl“ und die Weltwirtschaftskrise trieben viele „Okies“ nach Kalifornien, die in der Ernte arbeiten konnten und viele der Mexikaner ersetzten. Die Plantagenbesitzer scheuten sich auch nicht vor Gewalt, diese Massen unter Kontrolle zu halten und die Gewerkschaften von ihren Feldern fernzuhalten. Die Okies waren bei den Alteingesessenen verhaßt.
Während des Zweiten Weltkrieges und den darauffolgenden Jahren waren Arbeitskräfte wieder Mangelware und man brachte die mexikanischen Feldarbeiter (baceros) zurück. Noch heute spielen die „Illegalen“ eine entscheidende Rolle in der amerikanischen Landwirtschaft.
Die Palo Duro Schlucht (Palo Duro heißt Hartholz) liegt südlich von Amarillo, Texas. Die Schlucht hat eine Länge von 96 Kilometer, ist im Durchschnitt 10 Kilometer breit und bis zu 240 Meter tief.
Für prähistorische Völker so wie für indianische Stämme war eine Schlucht war ein beliebter Lagerplatz die Apachen bevor sie Pferde bekamen und später die Kiowa und die Comanche. Von der US Kavallerie unter dem Befehl von Colonel Ranald S. Mackenzie wurden die Stämme 1874 endgültig aus der Schlucht vertrieben.
Zwei Jahre später gründete Charles Goodnight die JA Ranch in der Schlucht, die erste Ranch im Norden von Texas. Seit 1933 gibt es den Palo Duro State Scenic Park, der von jährlich von einer halben Million Menschen besucht wird.
Cynthia Ann Parker war die Tochter von Lucy und Silas M. Parker. Geboren wurde sie ca. 1825 in Crawford County, Illinois. Als sie noch ein Kind war, zog die Familie nach Texas. An dem Navasota Fluß gründete die Familie eine Siedlung um die Kirche von John Parker, dem Leiter der Kirche der sogenannten „Primitiven Baptisten“ in Texas. Bald war die Siedlung, die als Fort Parker bekannt wurde, von hohen Verteidigungsmauern umgeben.
Am 19. Mai 1836 wurde die Siedlung von Kriegern der Comanche, der Kiowa und der Caddo angegriffen. Vierzig Bewohner wurden getötet. Aus ihrer Familie überlebte bloß Cynthia Ann und ihr Bruder John. Sie gehörten zu einer Gruppe von fünf Personen, die von den Comanches gefangen genommen wurde. Vier wurden später freigelassen, aber Cynthia Ann blieb ein Vierteljahrhundert bei den Comanches.
Sie wurde einem Comanche Ehepaar übergeben, das sie wie eine eigene Tochter großgezogen haben. Bald vergaß Cynthia Ann ihre weiße Vergangenheit samt die englische Sprache und sie wurde eine Comanche. Sie heiratete den bekannten Krieger und Häuptling, Peta Nocoma, und gebar ihm zwei Söhne, Quanah und Pecos, und eine Tochter, Topsannah. Im Gegensatz zu der Sitte der Comanche, nahm Ihr Ehemann nie eine zwei Ehefrau. Alle Bemühungen, auch seitens ihres Bruders, sie zu einer Rückkehr in die weiße Welt zu bewegen, lehnte sie ab.
Am 18. Dezember 1860 wurde ein Lager der Comanche am Mule Creek, einem Nebenfluß des Pease Fluß von Texas Rangern unter dem Befehl von Lawrence Sullivan Ross angegriffen. Die meisten der Comanche wurden getötet; drei wurden gefangen genommen, unter ihnen eine weiße Frau, die kein Englisch konnte, und ihre Tochter, noch im Säuglingsalter. Identifiziert wurde die Frau von ihrem Onkel Isaac Parker. Sie wollte nicht in die weiße Gesellschaft zurückkehren. In dem Glauben, ihr Ehemann wäre getötet worden (was auch stimmte) und unter der Bedingung, der Armeedolmetscher Horace P. Jones ihr ihre beiden Söhne brächte, begleitete sie ihren Onkel nach Birdville. Unterwegs wurde sie in Fort Worth photographiert. Ihre Haare waren kurz geschoren, unter den Comanche ein Zeichen der Trauer.
Am 8. April 1861 genehmigte das Parlament von Texas Cynthia Ann ein Stück Land und $100 Kindergeld jährlich für fünf Jahre. Isaac und Benjamin Parker wurde die Vormundschaft für Cynthia Ann und ihre Tochter übertragen.
Foto von Cynthia Ann Parker
Cynthia Ann wurde von einem Verwandten zum anderen weiter gereicht, aber die weiße Welt hat sie nie akzeptiert und oft wurde sie in ihrem Zimmer eingesperrt, damit sie nicht zu den Comanche zurückkehren konnte. Ihre Comanche-Familie sah sie nie wieder. 1863 erfuhr sie, daß ihr Sohn Pecos an Pocken gestorben war. Bald darauf starb Topsannah an Influenza. Oft weigerte sich Cynthia Ann zu essen oder zu sprechen.
1870 starb Cynthia Ann Parker ebenfalls an Influenza und wurde im Fosterville Friedhof in Anderson County, Texas begraben. Auch tot fand sie keinen Frieden, kehrte aber am Ende doch zu ihrer Comanche Familie zurück. 1910 ließ ihr Sohn Quanah, der ihren Familiennamen angenommen hatte, sie umbetten nach Post Oak Friedhof bei Cache, Oklahoma. Später wurde sie erneut umgebettet nach Fort Sill, Oklahoma. Drei Monate später wurde ihr Erstgeborener, Quanah Parker, neben ihr begraben.
Quanah Parker (ca. 1845-1911) war der Sohn von Häuptling Peta Nocona Seine Mutter war Cynthia Ann Parker, eine weiße Frau, die 1836 von den Comanches bei einem Überfall auf Parker's Fort gefangengenommen und vom Stamm adoptiert worden war. Am 18. Dezember 1860 wurde sie am Pease Fluß nach einem Kampf zwischen Krieger und Soldaten von weißen Soldaten gefangen und gegen ihren Willen in die weiße Gesellschaft zurückgebracht. Ihr Ehemann wurde bei der gleichen Auseinandersetzung getötet. Quanah sah seinen Mutter nie wieder, nahm aber später ihren Familiennamen an.
Die Quahada Comanches hatten sich geweigert 1867 das Medicine Lodge Treffen zu besuchen, aus dem das Medicine Lodge Abkommen herauskam. Es sah vor, daß die Indianer auf einer Reservation leben sollten im Tausch gegen Lebensmittel und Unterricht in Methoden der Landwirtschaft. Die Quahada Comanches wurden Flüchtlinge.
Quanahs Mißtrauen gegenüber dem Abkommen war ganz und gar berechtigt. Die Bundesregierung hielten sich nicht an den Bestimmungen. Lebensmittel waren unzureichend oder wurden gar nicht erst geliefert. Weiße verkauften Waffen und Alkohol auf der Reservation und stahlen die Rinder der Indianer und wurden für diese Vergehen nicht bestraft. Die Indianeragenten, Missionare der Quaker, waren bemüht, wurden aber vom Büro für indianische Angelegenheiten im Stich gelassen. Die Armee weigerte sich, die Bestimmungen des Abkommens zu erfüllen und Büffeljäger, aus Dodge City, Kansas kommend, töteten zwischen 1872 und 1874 die Büffelherde auf der Cheyenne-Arapaho Reservation. Die Stämme waren in einer verzweifelten Lage. Der Comanche Medizinmann Isa-tai rief zu einem Sonnentanz auf, obwohl dieser nie ein Teil der Comanche-Kultur gewesen war. Während des Tanzes rekrutierten Quanah und Isa-tai Krieger für eine Allianz zwischen den Stämmen, die den Zweck haben sollte, die Büffel-Jäger und die Fellhändler, die die größte Gefahr für die Indianer zu sein schienen, von der Prärie zu vertreiben.
In März und April 1874 war eine neue Handelsvertretung etwa eine Meile nördlich von den Ruinen von Bents alte Vertretung gegründet worden. Im Frühjahr befanden sich zwischen 200 und 300 Büffeljäger in der Gegend und das Geschäft bei der neuen Handelsvertretung boomte. Am 27. Juni 1874, führte Quanah 700 Comanche, Cheyenne, Arapaho und Kiowa Krieger bei einem Überfall gegen die neue Handelsvertretung, wo sich 28 Jäger und eine Frau aufhielten. Bei dem ersten Angriff wurden drei Weißen getötet und bis zu 70 Indianer getötet oder verwundet. Daraufhin belagerten die Krieger die Handelsvertretung. Die Schlacht von "Adobe Walls" war für die indianische Allianz ein Desaster. Die besseren Waffen der Jäger entschieden die Auseinandersetzung. Es kostete das Leben von fünfzehn weiterer Krieger. Auch Quanah wurde verwundet. Lediglich ein Jäger starb, und zwar durch einen selbstverschuldeten Unfall. Die militärische Kampagne, die der Schlacht folgte, wurde als der Red River Krieg bekannt. Die Stämme wurden von der Übermacht der Armee besiegt, nur Quanahs Gruppe wurde weder besiegt noch gefangen. Am 2. Juni 1875 in Fort Sill im heutigen Bundesstaat Oklahoma legte Quanah dennoch die Waffen nieder. Seine Gruppe bestand aus hundert Kriegern, 300 Frauen, Kindern und alte Männern sowie 1400 Pferden. Er war zu dem Schluß gekommen, daß es keine andere Wahl gab. Sie zogen zu der Kiowa-Comanche Reservation im Südwesten Oklahomas.
1878 führte Quanah eine Gruppe seiner verarmten Leute zu dem Palo Duro Tal in Texas, um Büffel zu jagen. Dort hatte Charles Goodnight im Jahr zuvor die JA Ranch gegründet. Der Rancher kam mit den hungrigen Comanche überein, ihnen jeden zweiten Tag zwei Rinder zu spenden, damit sie keine weitere seiner Rinder töteten, bis sie Büffel fanden. Es war Goodnight gewesen, der die Soldaten zu dem Lager geführt hatte, wo Quanahs Mutter gefunden wurde.
Quanah wurde Richter für die Kiowa-Comanche-Apache und die Wichita-Caddo Reservationen. Ende der 1880er Jahre war Quanah zum führenden Vertreter der Comanche nachdem der Weideverträge mit den weißen Rancher ausgehandelt hatte, die das Land der Comanche ohnehin genutzt hatten. Er glaubte an der Notwendigkeit der Assimilation in der weißen Gesellschaft. Er lernte Englisch, vertrat seinen Stamm in Washington, nannte Präsident Theodore Roosevelt seinen Freund und investierte $40.000 in der Eisenbahngesellschaft Quanah, Acme and Pacific. Quanah unterstützte den Aufbau der Rinderzucht und wurde selber erfolgreicher Rancher. Er förderte den Bau von Schulen auf der Reservation und schickte seine eigenen Kinder in die Schule. Es war sein Einfluß, der die Bewegung der Geistertänzer der Reservation fernhielt.
Doch Quanah war nicht bereit sich ganz anzupassen. Er trennte sich von keiner seiner sieben Ehefrauen und baute ein Haus mit 22 Zimmer, um sie und seine etwa zwanzig Kinder zu behausen. Quanah trennten sich auch nicht von seinen langen Zöpfen und lehnte die christliche Kirche ab. Er wurde Mitglied der Kirche der Eingeborenen Amerikas (Native American Church) und führte Peyote unter den Stämmen Oklahoma ein.
Im Jahre 1901 zerschlug die Bundesregierung die Reservation, zwang die Stammesmitglieder Parzellen anzunehmen und verkaufte dann das übrige Land an weiße Sieder, die bald in der Überzahl waren auf dem Gebiet der ehemaligen Reservation.
Am 11. Februar 1911 wurde Quanah während eines Besuchs auf der Cheyenne Reservation krank. Er starb am 23. Februar 1911. Begraben wurde er in traditioneller Comanche Kleidung und es hieß, er ließ sich mit einer größeren Summe Geld beerdigen. Er wurde neben seiner Mutter begraben. Nachdem sein Grab vier Jahre später geplündert wurde, wurde seine sterblichen Überreste und die seiner Mutter auf den Park Oak Mission Cemetery umgebettet. Wegen einer Vergrößerung einer Raketenbasis wurden die beiden 1957 erneut umgebettet, dieses Mal zu Fort Sill, Oklahoma, dort wo er einst die Waffen niedergelegt hatte.
Die schnelle Dezimierung der Büffel wurde durch das Sharps Sportgewehr (Sharps Sporting Rifle), das eine Weiterentwicklung eines Gewehrs, das 1848 von Christian Sharps patentiert wurde, ermöglicht. Mit den großen Patronen konnten die Büffel auf großer Entfernung getötet werden. Die Zielsicherheit war erhöht worden und der achtseitige Lauf sorgte dafür, dass das Gewehr nicht so schnell heiß wurde. Das neue Sharps Gewehr hatte dramatische Auswirkungen auf die Geschichte der Prärie.
Die Erfindung des Stacheldrahts veränderte radikal das Gesicht des amerikanischen Westens, revolutionierte die Rinderindustrie, beendete die Ära des freien Weidelandes, und veränderte auch die Arbeit der Cowboys.
1867 meldeten Lucien B. Smith und William B. Hunt die ersten zwei Patente für Stacheldraht an, die ersten von über 570 Patente für Stacheldraht. Es war aber ein Mann namens Joseph F. Glidden aus Deskalb, Illinois, der 1874 die Art Stacheldraht erfand, den wir auch heute noch kennen. Nach einem langen Rechtsstreit gab das Oberste Gericht der USA 1892 Glidden fast ein Monopol für seinen Stacheldraht.
Zunächst gab es gegen den Einsatz von Stacheldraht viel Widerstand. Manche betrachteten ihn als Tierquälerei. Viele Rancher, die wenig oder gar kein Land besaßen, befürchteten, Stacheldraht könnte ihren finanzielles Ruin sein und das Ende der Viehtrecks nach Norden bedeuten, was ihnen den Zugang zu den östlichen Märkten versperrt hätte.
Farmer gehörten zu den ersten, die Stacheldraht benutzten, um ihre Felder und eigenes Viehzeug vor den Herden aus Texas zu schützen. Diese Maßnahmen führten zu der Gewalt der sogenannten „Zaunschneiderkriege“, als Gegner des Stacheldrahts nicht nur Zäune durchschnitten. Die allgemeine Akzeptanz des Stacheldrahtes kam aber erst nachdem die großen Ranchs, wie die Frying Pan Ranch, die XIT, und die JA Ranch ihre Grenzen und Weideflächen mit Stacheldraht sicherten.
Der Westen wurde durch den allgemeinen Gebrauch von Stacheldraht grundlegend verändert. Die endlose Flächen wurden aufgeteilt. Rancher, Farmer und Siedler umzäunten ihren Besitz. Vor der Einführung von Stacheldraht konnten Rinder nicht kontrolliert werden, gezielte Züchtung war unmöglich und Farmer konnten ihre Felder nicht schützen. Stacheldraht ermöglichte eine intensivere und effektivere Nutzung des Landes und förderte dadurch, eine dichtere Besiedlung des Westens. Je mehr privates Land durch Zäune geschützt war, desto höher wurde der Druck auf das öffentliche Land, das bald zu eine Überbelastung führte. Schließlich bedeutete Stacheldraht, aber auch das Ende der traditionellen Lebensweise der nomadischen Völker.
Tumbleweed (wortwörtlich: rollendes Unkraut) ist mit dem Westen der USA fast gleichzusetzen, ist dort jedoch ein relativer Neuankömmling. Es stammt ursprünglich aus dem Ural Gebirge und wurde 1877 in Amerika im Bon Homme County im heutigen Bundesstaat South Dakota zum ersten Mal dokumentiert.
Ukrainische Bauer haben es wahrscheinlich unabsichtlich mit Flachsensamen importiert. Tumbleweed verbreitete sich rasch und hatte schon 1890 den Pazifischen Ozean erreicht. Bekannt als „russische Distel“ oder „Windhexe,“ das Tumbleweed bricht nahe der Erde ab und wird vom Wind getrieben. Dabei werden die ca. 250.000 Samenkörner verstreut.
Es gedeiht in aufgebrochener Erde, d.h. auf landwirtschaftlichen Flächen, in Straßengräben, in Bewässerungskanälen und am Straßenrand, im versalzenen und alkalihaltigen Böden. Die Zerstörung der einheimischen Gräser und die Ausbreitung der landwirtschaftlichen Nutzfläche der Großen Ebenen (Great Plains) begünstigte seine Verbreitung. Wie die großen Sandstürme der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts (Dust Bowl) war und ist die Verbreitung vom Tumbleweed eine ökologische Katastrophe, verursacht durch die Zerstörung des Ökosystems des Westens. Seine Verbreitung trieb manche Farmer in den Ruin. Ein Mitglied des Parlaments des Bundesstaated North Dakota schlug vor, einen Zaun um den ganzen Staat zu bauen, um die Verbreitung von Tumbleweed zu verhindern.
1879 bot das Parlament von Texas 1.200.000 Hektar Land als Zahlung für den Bau eines neuen Parlamentgebäudes an, das das größte der Nation sein sollte, sogar größer als das Capitol in Washington. Der Bau eines neues Parlaments wurde umso dringlicher als das alte Parlament am 9 November 1881 niederbrannte. Im Jahr darauf erhielt Mathias Schnell aus Rock Island, Illinois den Auftrag das Gebäude zu bauen. Dreiviertel des Landes wurde an die Firma Taylor, Babcock and Company in Chicago übertragen, die das Capitol Syndicate organisierte, in dem die führenden Investoren Charles B. Farwell, John v. Farwell, Col. Amos C. Babcock und Col. Abner Taylor waren. 1880 wurde das Parlamentsgebäude fertiggestellt. Das Syndicate hatte Nettoausgaben von $3.244.543,45. Um das unbesiedelte Land zu entwickeln, wurde die XIT Ranch gegründet. Die Gründung der Capitol Freehold Land and Investment Company in London sollte die Finanzierung der Entwicklung der Ranch sichern. Unter den Investoren waren der Earl of Aberdeen und ein Mitglied des britischen Parlaments, Henry Seton-Karr.
Ab Blocker brachte die erste Herde von 2500 Rinder von Fort Concho nach Buffalo Springs, wo sie am 1. Juli 1885 eintraf. Block schlug den Namen und die Brandzeichen vor, weil es Pferdedieben schwerfallen würde, es zu fälschen. Auf ihrem Höhepunkt beschäftigte die XIT Ranch 150 Cowboys, hatte 1000 Pferde und 150.000 Rinder. Jährlich wurden 35.000 Kälber gebrandmarkt. Die Ranch, 320 Kilometer mal 65 Kilometer groß, wurde vollständig eingezäunt, eine Aufgabe, die 9.600 Kilometer Stacheldraht verlangte. 325 Windmühlen und 100 Staudämme mußten gebaut werden, um Wasser für die Rinder zur Verfügung zu stellen, Bemühungen die nicht immer erfolgreich waren. Viele Rinder verdursteten in der trockenen Landschaft.
Auf Grund der hohen Betriebskosten arbeitete die XIT Ranch für die längste Zeit ihrer Existenz ohne Profit. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann man das Land stückweise zu verkaufen. Die letzten XIT Rinder wurden im November 1920 verkauft. Danach lebte die Ranch von Landverkäufen. Das letzte Stück XIT-Land wurde im Jahre 1963 verkauft.
Der Büffel – eigentlich Bison und mit dem europäischen Wisent verwandt – spielte wie kein anderes Tier, eine entscheidende Rolle in der Geschichte der USA. Als die Europäer in Nordamerika eintrafen, lebten die Büffel in einem Gebiet, das von den Rocky Mountains bis hin zu den Appalachen, vom heutigen Kanada bis Texas reichte. Am Anfang des 19. Jahrhunderts sollen es bis zu 30 Millionen Büffel noch gegeben haben Bis in die 60er Jahren des 19. Jahrhunderts, noch bevor das große Abschlachten begann, war aber die Zahl der Tiere schon stark zurückgegangen. Bis 1830 waren alle wilden Büffel östlich des Mississippi abgeschlachtet worden. In den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts sollen die Stämme schon 100.000 Büffel-Felle an die American Fur Company verkauft haben. Die immer größer werdende Zahl der Pferde waren Konkurrenz für Futter und die Siedler, die über die grasbedeckte Prärie mit ihren Wagen reisten, zerstörten viel Grasland. Ihre Ochsen brachten Krankheiten mit sich, gegen die die Büffel keine Abwehrkräfte hatten. Während des Baus der ersten transkontinentalen Eisenbahnstrecke wurden viele Büffel getötet, um die Arbeiter zu ernähren. Dennoch gab es immer noch viele Millionen Büffel. Die Büffelherden waren unvorstellbar groß. Es dauerte Tage, bis eine Herde vorbeigezogen war. Die Landschaft war schwarz, soweit das Auge reichte.
Die Indianer der Prärie waren Nomaden und folgten den Büffelherden. Von dem Büffel hing ihre Kultur und ihre nackte Existenz ab. Sie aßen das Fleisch, benutzten die Haut für die Herstellung ihrer Kleidung und Behausungen, machten Werkzeuge aus den Knochen, Klebstoff aus den Hufen, und benutzen die Sehnen für ihre Bögen. Der Büffel war ein wanderndes Warenlager. Und entsprechend dieser zentralen wirtschaftlichen Rolle stand der Büffel auch im Herzen ihrer Spiritualität. Dabei hatte die Bedeutung des Büffels für die Völker des Westens zugenommen, seitdem sie von den Europäern das Pferd erhalten hatten. Inzwischen töteten sie mehr Büffel, als sie selber verbrauchen konnten, um von den Frauen die Felle verarbeiten zu lassen und mit ihnen mit den Amerikanern zu handeln, um begehrte Gegenstände der weißen Kultur zu erhalten. Solange sie aber diese Nahrungsquelle hatten, waren sie fast unschlagbar und standen der weißen Besiedlung des Westens im Wege.
1870 wurde eine Methode entwickelt, feines Leder aus Bisonhaut zu produzieren. Das große Abschlachten begann. Der amerikanische Staat setzte zunächst eine Prämie (bounty) auf Büffelfelle. Die Existenz der Eisenbahn sollte dann das große Töten der Büffel fördern, indem sie den Transport zu den östlichen Märkten ermöglichte. Gruppen von Büffeljägern setzten sich in Bewegung: zwei Männer zum Schießen, vier zum Häuten und ein Koch. Die langsamen Tiere waren leichte Beute für die Jäger. Man konnte ohne weiteres 75 bis 100 Tiere mit ebenso vielen Schüssen erledigen. Bald lagen die Kadaver überall auf der Prärie, Fraß für die Wölfe und die Geier, keine Nahrung mehr für die Indianer. Die Felle brachten im Osten gute Preise. Mitunter nahm das Abschlachten absurde Formen an. Eisenbahnzüge brachten „Jäger“ zu den Herden hin. Die „Jäger“ schlachteten Tausende von Tieren ab, ohne den Zug zu verlassen. Man nannte es „Sport“. Bald konnte man meilenweit auf Büffelskeletten laufen, ohne die Erde zu berühren.
Bis 1872 hatte man auf der südlichen Prärie eine halbe Million Büffel getötet und zwar nur um die Felle zu erhalten. Das Abschlachten der Büffel nahm solche Ausmaße an, daß 1874 eine Gesetzesinitiative im amerikanischen Kongreß das Ziel hatte, daß man nur noch Büffel straffrei töten durfte, die man als Nahrung brauchte. Beide Häuser des Kongresses stimmten zu, aber Präsident Grant unterschrieb das Gesetz nicht und das Töten ging weiter. Die Menschen, die von den Tieren abhängig waren, setzten sich aber zur Wehr. Im Sommer 1874 vertrieben Kiowa, Komanchen, Arapaho und Cheyenne die Büffeljäger. Die US Armee schlug zurück, verfolgte die Stämme, damit sie weder zum Ruhen noch zum Jagen kamen. Von Hunger getrieben, hatten sich bis zum Frühjahr 1875 fast alle ergeben. Die Büffeljäger konnten ihre „Arbeit“ fortsetzen. Das Töten nahm noch zu und bis Ende des Jahrzehnts waren so gut wie alle Büffel der südlichen Prärie abgeschlachtet worden. Das Lied „The Range of the Buffalo“ ist ein Zeugnis jener Zeit.
In der nördlichen Prärie wurde das Abschlachten der Büffel zunächst durch die Macht der Sioux aufgehalten. Aber um 1879 waren fast alle Büffel in Wyoming und Nebraska tot, vier Jahre später alle in Montana und dem Dakota Territorium. Im Jahre 1884 wurde der letzte Waggon mit Büffelfelle von Dickinson, Dakota Territorium, auf den Weg geschickt.
Später wurden die toten Tiere noch mal wirtschaftlich ausgebeutet. Das Sammeln und Verkaufen von Büffelknochen war ein erträgliches Geschäft. Die Knochen wurden zum Dünger verarbeitet. Die Eisenbahngesellschaften transportierten frühe Siedler in sogenannten „Büffel-Waggons“ in den Westen. Auf der Rückfahrt waren sie mit Büffel-Knochen beladen. Am Ende des 19. Jahrhunderts gab es nur noch wenige Hunderte Büffel auf dem nordamerikanischen Kontinent.