Kriegszeit. Das ländliche Deutschland 1914-1919
John Shreve
672 S., 26 Abb., geb.
ISBN 978-3-95410-045-3
36,00 €



"Eine einzigartige Fallstudie über die Folgen des Ersten Weltkrieges für das ländliche Deutschland"

Dieser Band erzählt anschaulich die Geschichte des Ersten Weltkriegs aus der Perspektive der kleinen Stadt Belzig, nahe Berlin, und ihrer ländlichen Umgebung. Der Krieg berührte jeden Aspekt des Lebens: die Landwirtschaft, die öffentliche Verwaltung, die Kirche, das Transportwesen und nicht zuletzt die zwischenmenschlichen Beziehungen. Der Mangel an Lebensmitteln, Seife, Brennstoffen und vielem mehr führte zu einer Kriminalisierung des Alltags, weil die Menschen sich gezwungen sahen, gegen geltende Gesetze zu verstoßen, um zu überleben. Diese Verwischung der Grenze zwischen Recht und Unrecht untergrub die Autorität des Staates. Schließlich veränderte der Krieg sogar das Verhältnis zu Zeit und Tod. Nach dem Waffenstillstand herrschte eine allgemeine Verelendung. Die Grundlagen der ländlichen Gesellschaft – die Monarchie, der Adel und die Kirche – waren verschwunden oder schwankten.

 

von Gerd Krumeich

Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte,
102. Band, Heft 3 (2015) ©Franz Steiner Verlag, Stuttgart

JOHN SHREVE: Kriegszeit: Das ländliche Deutschland 1914-1919. Belzig und Kreis Zauch-Belzig. be.bra, Berlin 2014, 672 S., 36,00 €.
Die 100-Jahr-Feiern des Ersten Weltkrieges sind geprägt von der Wiederentdeckung der Orts- und Erlebnisgeschichte des Krieges. Auch via Europeana, dem neuen Portal, werden die personen- und ortsbezogenen Dokumente aus allen Regionen des Deutschen Reiches jedermann leicht zugänglich. In diesen Rahmen fügt sich die hier anzuzeigende Monographie bestens ein. Belzig (heute: Bad Belzig bei Potsdam) war eine Landschaft im tiefsten Preußen, vollständig geprägt von der protestantisch-militärischen Tradition.
John Shreve, ein in Berlin lebender US-Amerikaner, war schon mit einer Monographie über Wolf Biermann im Westen hervorgetreten. Diese neue Studie basiert nun auf Akten des Kreises Zauch-Belzig im Brandenburgischen Landeshauptarchiv und anderen regionalen Archiven sowie einer interessanten Sammlung publizierter Quellen und regionaler Monographien. Darunter finden sich auch sehr entlegene Schriften, etwa das „Kriegsgedenkbuch 1914-1918 der Parochie Reetz, Kr. Zauch-Belzig, hg. von Pfarrer Noack, Dessau 1919" und die Geschichte des örtlichen Regiments „Graf Tauentzien" (3. Brandenburgisches Infanterie-Regiment Nr. 20). Hinzu kommen zehn Ortschroniken und ein nicht publizierter soldatischer Briefwechsel aus einem Bad Belziger Nachlass.
Der Verfasser hat die Ortsgeschichte vorbildlich in die allgemeine Geschichte des Krieges eingebunden. Seine Chronologie folgt demgemäß übersichtlich dem, was an der Front und in Deutschland geschah und wie sich dies auf die örtliche Bevölkerung auswirkte, bzw. wie diese daran beteiligt war.
Selbstverständlich wird hier, wie in allen Ortsgeschichten des Krieges, dargestellt, wie sich Lebensmittelknappheit, Geldentwertung und Anleihepolitik „vor Ort" abspielten. Die neue Lage der Frauen, Kinder und Jugendlichen wird gleichfalls (leider etwas zu knapp und nicht perspektivisch) geschildert. Wichtig ist, dass die Chronologie beachtet wird und man auf diese Weise genau verfol­gen kann, wie sich etwa die Erfahrung des Hungers im Laufe der Jahre entwickelte.
Originell ist, dass Shreve konsequent auch die Kriegserlebnisse der Belziger Soldaten aus der Regimentsgeschichte und vielen anderen Quellen herausfiltert, beispielsweise die Gräueltaten in Belgien im August 1914. Nach einer knappen, aber sehr präzisen Darstellung der belgischen „garde civique" und der Problematik, ob deren Widerstand kriegsrechtlich legitim gewesen sei, zeigt er die Reaktion der Soldaten eben des Belziger Regiments, die vor Verviers eingesetzt waren, dort angegriffen wurden und die übliche Überreaktion zeigten, die dann zu den Massakern an der Zivilbevölkerung führte. Die Regimentsgeschichte spricht sogar explizit davon, dass die Panik der Soldaten oft vom „friendly fire" hervorgerufen wurde:
„Die Truppe wurde nach kurzer Lähmung von höchster Unruhe erfasst, aus dem Marsche warf sich alles hin, und nun begann ein regelloses Durcheinanderschießen, erst von wenigen dann von vielen. Die Geschosse schlugen gegen die Wände, wirbelten dort Kalkstaub auf und täuschten dadurch den erhitzten Sinnen feindliches Mündungsfeuer vor zu einer Zeit, als der Feind längst das Weite gesucht hatte." (S. 63)
Ähnliches gilt für die Schlacht von Verdun 1916, die aus dem Blickwinkel sowohl der Belziger Öffentlichkeit als auch der Soldaten des Infanterie-Regiments Nr. 20 erzählt wird, die tatsächlich vor Verdun kämpften und dort ungeheure Verluste erlitten. Einprägsamer als die immer wieder ge­nannten 370.000 deutschen Gesamtverluste ist sicherlich, wenn man hier detailliert erfährt, wie das Regiment im Laufe von zwei Monaten regelrecht „aufgerieben" wurde. Zweimal wurde es vor Verdun eingesetzt und bei jedem Mal „verlor" es ungefähr die Hälfte seiner Mannschaft, nämlich 1.500 Mann. Und als ob das noch nicht genug gewesen wäre, wurde das Regiment nach kurzer „Erholung" und Auffüllung mit neuen Rekruten auch an der Somme eingesetzt, wo es erneut einen ungeheuren „Blutzoll" gab. Näher als es hier geschieht, wird man dem „Kriegserlebnis" der Soldaten nicht kom­men können
Diese Darstellung der „Verluste" wird abgerundet durch deren Rezeption in der Heimat. Shreve zeigt anhand der örtlichen Quellen, wie wenig man vom Massentod wusste. Im Kreis Zauch-Belzig waren es etwa im 1. Halbjahr 1916 „nur" 112 Todesnachrichten. Also konnte z. B. der örtliche Pfarrer unverdrossen weitere Opferbereitschaft für Deutschlands Ehre und Zukunft einfordern. Dieser Pfarrer war im Übrigen so chauvinistisch, dass er den deutschen U-Bootkrieg nicht nur schönredete, sondern auch von der Kanzel aus bekannt gab, dass sein demnächst das Licht der Welt erblickender Sohn den Vornamen Uboot erhalten sollte. Laut Geburtsregister erhielt der am 29.2.1915 geborene Junge tatsächlich den Namen Karl Joachim Rudolf Uboot Puschmann.
Ich glaube, dass man eine Ortsgeschichte des Ersten Weltkrieges nicht kohärenter schreiben kann, als es John Shreve gelungen ist.                                  Freiburg                            GERD KRUMEICH



Pressestimmen zum Buch und gleichnamiger Ausstellung

Märkische Allgemeine Zeitung, Brandenburger Kurier, 24./25. Mai 2014

 

 

Märkische Allgemeine Zeitung, 30. Juli 2014


 

Märkische Allgemeine Zeitung, 4. August 2014

 

BRAWO 6. August 2014

BRAWO 6. August 2014

Potsdamer Neueste Nachrichten
Erschienen am 11.08.2014 auf Seite 10

„Der Osterglocken traulich Läuten“

von Henry Klix
heprodimagesfotos93320140809wk05.jpg
Eine Wanderausstellung zeigt, wie sich der 1. Weltkrieg im Landkreis Zauch-Belzig ausgewirkt hat
Potsdam-Mittelmark – Erntezeit, jede Hand wird jetzt gebraucht. Doch die Männer ziehen an die Front. August 1914, bald schon hat der Landkreis Zauch-Belzig den ersten Kriegstoten zu beklagen. Paul Hübscher aus Lobbese stirbt am 5. August 1914 an einem Kopfschuss beim Überfall auf Belgien. Dort lassen einen Tag später auch Ernst Stage aus Glindow und Hermann Schulze aus Boßdorf ihr Leben. Allein bis Ende 2014 sterben 250 Männer aus dem Landkreis – ein harter Schlag für eine dünn besiedelte Gegend.
Eine beachtliche Ausstellung in der Kirche Sankt Marien in Bad Belzig beleuchtet derzeit, wie sich der Verlauf des 1. Weltkrieges im Landkreis Zauch-Belzig darstellte. Sie ist demnächst auch in Beelitz und Nuthetal zu sehen – ein Werk der Chronistenvereinigung Potsdam-Mittelmark und des Germanisten John Shreve, der dazu ein 670 Seiten langes, detailreiches Begleitbuch verfasst hat. Shreve stammt aus den USA, studierte in Montana Germanistik. Seit 1977 ist Berlin Ost und West sein Lebensmittelpunkt, 1989 promovierte er an der FU über Wolf Biermann. Der 62-Jährige kennt sich auch in der Umgebung gut aus. 1998 veröffentlichte er eine Geschichte des Dorfes Reetz, hat viele Artikel zur deutschen Geschichte verfasst.
Es lohnt sich, die Kriegsauswirkungen im ländlichen Deutschland und besonders in der Fläming-Region genauer unter die Lupe zu nehmen. Die Versorgung ist besser als in den Städten, die Leiden sind deshalb aber nicht geringer. Mehr als 90 Prozent der Reservisten kommen vom Lande. Die Heeresführung steht Bewerbern aus Größtstädten, wo sich die Ideen der Sozialdemokraten schneller verbreiten, skeptisch gegenüber. Von der evangelischen Kirche, die gerade in den Dörfern Einfluss hat, wird der Krieg als Gelegenheit der Erneuerung der moralisch-sittlichen Macht bejaht. Bei jedem Sieg des Heeres werden die Glocken geläutet, allein im August 1915 in der Belziger Kirche Sankt Marien achtmal.
Landrat Bernhard von Tschirschky hat plötzlich viele neue Aufgaben: Er muss sich um die veränderte Backverordnung kümmern, die Versorgung der Landwirtschaft mit Material und Futtermitteln, die Einhaltung der Lieferverpflichtungen nach Berlin und an die Heeresverwaltung und die Versorgung der Soldatenfrauen. Bauern versuchen, neue Höchstpreisregelungen zu umgehen, indem sie Waren produzieren, die nicht darunter fallen – statt Milch verkaufen sie beispielsweise Käse. Nach außen bleibt das patriotische Bild lange gewahrt. Lokalzeitungen sind voller kampfeslustiger Gedichte, auch in den Beelitzer Nachrichten werden martialische Verse veröffentlicht: „Gott weiß das Rechte / Gott wacht das Gute / Im wilden Gefechte / Im strömenden Blute.“
Die Ausstellung profitiert von den zahlreichen, von John Shreve recherchierten, Details zu den Auswirkungen des Kriegsgeschehens an der Heimatfront – und von Leihgaben des Dahnsdorfers Ernst Gutewort. Authentische Ausrüstungsgegenstände des Heeres sind zu sehen: Ein Stahlhelm, ein mit Kuhfell verkleideter Tornister, Bajonett und Koppel, dazu Ehrenmedaillen, Erinnerungsmünzen, Gedenkurkunden, Postkarten.
Wer nicht an der Front ist, kann sich anhand mehr oder weniger geschönter Ansichten ein Bild vom Geschehen machen: Militäridylle im Schützengraben, Soldaten an der Gulaschkanone oder vor einem kaputten englischen Panzer. Gerade die Landbevölkerung hatte wenig von der Welt gesehen, so werden mit den Frontgrüßen auch intakte Stadtansichten, Landschaften, Kirchen und Burgen wie Urlaubsgrüße versandt. Aber auch zerstörte Städte: „Etain, im Kampf durch Granatfeuer stark geschädigt“ oder „Häusertrümmer in St. Marie-a-Py (Champagne)“.
Die „Kriegerfrauen“, die mit jedem Kriegsjahr schwerer über die Runden kommen, sollen „Liebesgaben“ fertigen. In der „Reichswollwoche“ werden Strümpfe und Unterhosen an die Front geschickt. Der Vaterländische Frauenverein reicht ausrückenenden Soldaten am Bahnhof Belzig Erfrischungen. Sich in Briefen über die Situation in der Heimat zu beschweren, gilt als unpatriotisch. Dabei fehlt es an Männern für die schwere Landarbeit. Kriegsgefangene werden zu Arbeitsdiensten eingesetzt. Frauen, die ihnen Essen zustecken, droht die Inhaftierung. Wer sich intim mit Gefangenen einlässt, riskiert Arbeit und Ansehen. In Altengrabow wird ein riesiges Gefangenenlager gebaut – 100 Baracken für je 200 Mann. Auf einem früheren Ziegeleigrundstück in Michendorf entsteht 1915 eine kleine Gefangenenkolonie. Die mehr als 80 Kriegsgefangenen werden bewacht von einem Unteroffizier und zehn Landsturmmännern. Sie helfen beim Bau des Verschiebebahnhofs Neuseddin. Zur Arbeit gehen sie meistens zu Fuß, abends wärmen sie Konserven, die sie geschickt bekommen, über dem Lagerfeuer auf.
Mit jedem Kriegsjahr wird der Mangel schlimmer, das Düngemittel Salpeter aus Chile kommt wegen der britischen Seeblockade kaum noch an. Und wenn, dann wird es für Schießpulver benötigt. Futtermittel für die Landwirtschaft, die zuvor oft aus Russland eingeführt worden waren, fehlen. „Wer Brotgetreide verfüttert, versündigt sich am Vaterlande und macht sich strafbar“, heißt es im Zauch-Belziger Kreisblatt. Zur Kriegsfinanzierung müssen Goldmünzen beim Postamt eingetauscht werden. Als Dank gibt es Medaillen mit Aufschriften wie „Gold hab ich zur Wehr / Eisen nahm ich zur Ehr“.
Die Situation schlägt bis in die Lazarette durch. Im März 1917 frieren die Motoren des Elektrizitätswerkes in Treuenbrietzen ein, 250 Kranke sind ohne Licht und Wasser. Im Januar 1918 ist der Kohlemangel so groß, dass das Lazarett in Beelitz-Heilstätten aufgelöst wird, um nicht den Betrieb der Lungenheilstätten zu gefährden, in denen ebenfalls Soldaten untergebracht sind. Hinzu kommt, dass Hautkrankheiten in der Bevölkerung zunehmen, weil wegen der Fettknappheit nur noch Ersatzseife aus Sand oder Ton produziert werden darf.
Im Juni 1918 wird Werder (Havel) von Berliner Hamsterern überrannt. Das kontingentierte Frühobst rauzuschmuggeln, ist nicht so einfach. Als neun Musiker nach einem angeblichen Auftritt Werder verlassen wollen, müssen sie an der Sperre ihre Geigenkästen öffnen: Sie sind voller Kirschen. Zur Obstzüchterversammlung gibt es Beschwerden, weil Obst, dass die Werderschen nach Berlin liefern müssen, dort unter der Ladentheke zu Wucherpreisen gehandelt wird.
Auch Kirchenglocken leuten nicht mehr. Sie werden zum Einschmelzen abtransportiert, von 293 Glocken im Kreis gehen 134 an die Rüstungsindustrie. In Belzig war es im Juni 1917 so weit. Auf einem Foto sind die beiden Glocken, für den Abtransport geschmückt, auf einem Pferdewagen zu sehen. „Der Osterglocken traulich Läuten / Möge uns allen Frieden bedeuten“, heißt es auf einer Osterpostkarte, auf der eine Granate abgebildet ist.
Im Kriegsgedenkbuch des Reetzer Pfarrers Joachim Noack ist von 83 Gefallenen, 10 Vermissten und 65 Verwundeten die Rede. 606 Männer waren eingezogen worden, jetzt gibt es 30 Witwen und 54 Waisen in seiner Parochie. Nach dem Krieg dienen Ehrenmäler als Ersatz für fehlende Gräber. Aus Jeserig ist eine kleine Gedenktafel ausgestellt, die bei Abrissarbeiten in einer Scheune gefunden wurde: Ein Schwert auf einem Stahlhelm, flankiert von Kerzen. „Dem Gedächtnis unserer Gefallenen.“ Schrift und Motive sind mit Nägeln auf die Holztafel appliziert.
Ausstellung: Bis 6. September in der Kirche Bad Belzig, werktags von 10-14 Uhr, am Wochenende 14-17 Uhr. Vom 1. bis 25. Oktober in Grebs, vom 1. bis 26. November in Nuthetal, vom 18. Februar bis 31. März in Beelitz. Buch: John Shreve: Kriegszeit. Das ländliche Deutschland 1914-1919 – Belzig und Kreis Zauche. BeBra-Verlag, 36 Euro

 

Logo BlickPunkt Brandenburg
6. SEPTEMBER 2014

„Der Tod war alltäglich“

John Shreve schreibt über die Kriegszeit im ländlichen Belzig

13.08.2014

Bad Belzig.
Über den Ersten Weltkrieg wurde viel geschrieben. Jetzt berichtete John Shreve in seinem Buch „Kriegszeit - Das ländliche Deutschland 1914–1919 Belzig und Kreis Zauch-Belzig“, wie es den Bürgern in der Region erging. Shreve ist vor 62 Jahren in St. Joseph, Missouri in den USA geboren und kam 1968 nach Deutschland. Der Blickpunkt traf den promovierten Germanisten zum Interview:

Worum geht es in Ihrem Buch?
Das Buch beschreibt die Lebensbedingungen in Belzig und dem alten Kreis Zauch-Belzig während des Ersten Weltkrieges und des Jahres 1919.

Wie kamen Sie gerade auf dieses Thema?
Mich interessiert vor allem welche Auswirkungen große geschichtliche Ereignisse auf das alltägliche Leben haben. Es ist schon so viel über Schlachten und Heerführer geschrieben worden.

Wie gestaltete sich die Recherche?
Da das Kreisarchiv vor vielen Jahren abgebrannt ist, musste ich zuerst die Lokalzeitungen studieren. Anschließend suchte ich nach Material aus dem Landesarchiv, dem Domstiftarchiv in Brandenburg und dem Geheimen Preußischen Staatsarchiv.

Was hat Sie besonders beeindruckt?
Ich war überrascht, wie stark der Krieg auf das tägliche Leben der Menschen einwirkte und wie hart das Leben in jenen Jahren war. Ich hatte es mir nicht so extrem vorgestellt.

Was waren die größten Probleme zu Kriegszeiten?
Die Probleme, die der Krieg mit sich brachte, waren vielfältig. Die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und Gegenstände des täglichen Lebens wurden, je länger der Krieg dauerte, immer schwieriger. Es fehlte an Seife, Schuhe, Nähgarn, Windeln und vieles mehr. Hinzu kamen die Verluste so vieler Männer. Der Tod wurde zum alltäglichen Ereignis.

Wie haben die Menschen versucht, diese Probleme zu lösen?
Um sich zu genug zu essen zu verschaffen, musste man Lebensmittel illegal erwerben - entweder über den Schwarzmarkt oder in vielen Fällen durch Diebstahl. Die Landwirte horteten ihre Produkte, verkauften sie auf dem Schwarzmarkt oder verbrauchten sie selber.

Sie haben auch eine Ausstellung – was wird dort gezeigt?
In der Ausstellung werden Fotos, Ansichtskarten, Urkunden und vieles mehr gezeigt. Es gibt Tafel zu verschiedenen Themen, wie Kirche, Verwaltung, Landwirtschaft, Kriegswirtschaft, Lazarette und die Kriegsgefangenen. Die Ausstellung ist bis zum 6. September in der St. Marienkirche in Bad Belzig zu sehen. Danach kommt die Ausstellung vom 17. bis 27. September in den Handwerkerhof in Görzke. Dort halte ich am 17. September, um 10 Uhr, einen Vortrag. Vom 1. bis 25. Oktober geht`s im Museum Dreiseitenhof Grebs  weiter. 2015 werde ich dann  im Rochow-Museum in Reckahn vor Ort sein.
Das Interview führte Claudia Wallukat.