Home - John Shreve - American folk music - Deutsche Geschichte



Across the Great Divide (Kate Wolf)
Always a Train in My Dreams (Steve Gillette/Charles John Quarto)
Starlight on the Rails (Utah Phillips)
I Pity the Poor Immigrant (Bob Dylan)
The Cape (Guy Clark)
Little Birdie
Pancho and Lefty (Tow
nes Van Zandt)
The Ones Who Made Home (James Keelaghan)
Planter's Bar (Jerry Rasmussen)
Stuff that Works (Guy Clark)
Weepy Doesn't Know (Utah Phillips)
Huckleberry Finn (Bob Dyer)
Larimer Street (Utah Phillips)
Johnny Hard (trad.)
Gone, Gonna Rise Again (Si Kahn)
Desperados Waiting for a Train (Guy Clark)
Last Train (Arlo Guthrie)


Bluebird Café Berlin Records CD07-0027

Hörbeispiele


















 
 
 


CD kaufen (€ 12)


"Time is an ocean, but it ends at the shore.“ Bob Dylan

“Sometimes I think I ain't nothing but an old piece of dirt walking.” Woody Guthrie

“Of a certainty the man who can see all creatures in himself, himself in all creatures, knows no sorrow.” Eesha-Upanahad

“I always feel I am a traveler, going somewhere and to some destination. If I tell myself that the somewhere and the destination do not exist, that seems to me very reasonable and likely enouth.” Vincint Van Gogh

“His home is everywhere and nowhere.” Sri Krishna on yogis. Bhavagad Gita 99.

“Being asked by the Pharasees when the kingdom of God was coming, he answered them, ‘The Kingdom of God is not coming with signs to be observed; nor will they say, “Lo, here it is” or “There” for behold, the kingdom of God is in the midst of you.'” Luke, 17:20-21.

“The truth was obscure; too profound and too pure. To live it you had to explode.” Bob Dylan

 

Wer mehr zu den Songwritern erfahren möchte, klickt den Namen an.
Für die deutsche Übersetzung der Liedertexte den Titel anklicken. Die Musiker

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Nach zwei Liedersammlungen aus dem Westen Amerikas liegt jetzt eine Sammlung mit einigen der besten Lieder, die ich kenne, vor. Es sind Lieder über das Leben, den Tod, über den Glauben und die Gnade Gottes. Wenn man zwei Drittel des Lebensweges hinter sich hat, hält man inne, um darüber nachzudenken, wo man gewesen ist und wo der Weg noch hinführen soll. Das ist der Grund für diese CD. Sie ist meinen Kindern gewidmet und in Erinnerung an meinen Vater entstanden.

 

 

 

Mein Leben lang sammle ich Lieder. Die ersten Lieder, die ich gehört habe waren die, die mein Großvater oder meine Mutter sangen. Er sang religiöse Lieder wie „Onward Christian Soldiers“, „Rock of Ages“ and „Were You There When They Crucified My Lord“, aber auch alte Lieder wie “Columbus Stockade Blues”. Auch meine Mutter sang diese Lieder gelegentlich, zog aber die Poplieder der 40 Jahre vor.

Als ich noch ein Kind war, kauften meine Eltern von einem Hausierer eine ganze Sammlung LP´s. Sie war eine dieser Sammlungen, die jungen Leuten das musikalische Erbe der westlichen Welt nahe bringen sollte. Darunter waren klassische Musik, Opern, bekannte Musicals, aber auch mehrere LP´s mit Folksongs. Diese LP´s haben mich interessiert. Ich hörte mir sie immer wieder an, bis die Platten so kratzig waren, dass die Nebengeräusche für meine jungen Ohren zu den Liedern gehörten. Die Lieder waren unterteilt in Reiseliedern, Seemannsliedern, Liedern aus dem amerikanischen Bürgerkrieg, etc. Da waren Lieder dabei wie „Blow the Man Down“, „Buffalo Gals“, oder „Tramp, Tramp, Tramp“. Ich gehe davon aus, dass die Interpretationen nicht besonders originell waren, das störte mich aber nicht. Es waren die Worte, die meine Aufmerksamkeit erregten.

In der Grundschule hatten wir eigentlich keinen Musikunterricht. Es wurde nur gesungen. Das gefiel mir, obwohl ich der einzige Schüler war, der nicht im Chor singen durfte. Viele der Lieder, die wir sangen, waren patriotische Lieder, aber auch Folksongs. Ein Lied an das ich mich gut erinnern kann war „Oklahoma Hills“, das erste Lied von Woody Guthrie, das ich je hörte. Der Name Woody Guthrie fiel allerdings nie. Mehrere Jahre tanzten wir auch Square Dance, jeden Tag nach alten 78 rpm Schellackplatten. Ich hörte zu und tanzte immer wieder zu solchen alten Stücken wie „Old Joe Clark“, „Buffalo Gals“ und „Cindy“.

Die Popmusik, die im Radio gespielt wurde, interessierte mich nie. Ich bevorzugte Country-Musik. Die Country-Lieder hatten Biss und einen Bezug zur Wirklichkeit. Aber Country-Musik war damals in den „revolutionären“ 60er Jahren bei Jugendlichen in Amerika nicht angesagt und Freunde lachten über meinen Musikgeschmack. Zu Johnny Horten fühlte ich besonders hingezogen. Unter den ersten Platten, die ich kaufte, waren Singles von „The Battle of New Orleans“; „North to Alaska“, „Johnny Reb“ und „The Sinking of the Bismarck“. Auch „Big Bad John“ von Jimmy Dean war eines meiner Lieblingslieder. Das heißt, ich mochte Lieder, die Geschichten erzählten. Meine Mutter hatte eine LP von Rusty Draper (erinnert sich jemand an Rusty Draper?). Wir hörten diese Platte immer und immer wieder. Ich erinnere mich an eine Version von „Goober Peas“ und „Freight Train“ von Elizabeth Cotten, obwohl ich damals keine Ahnung hatte wer Elizabeth Cotton war.

In unserer Gegend – St. Joseph, Missouri – war die Polka, die von den vielen slowakischen Einwanderern auf Akkordeon gespielt wurde, die einzige echte Folkmusik, die man live zu hören bekam. Ich liebte diese Musik und höre sie heute noch gern.

1968 entdeckte ich zwei Sänger, die eine wichtige Rolle in meinem Leben spielen sollten: Bob Dylan und Pete Seeger. Als Austauschschüler war ich nach Deutschland gekommen und am Abend meines ersten Tages ging ich mit der Tochter eines Lehrers zu Freunden von ihr. Sie hätte mich zu einer Versammlung der lokalen CDU bringen sollen. Stattdessen landeten wir in der Dachkammer eines Freundes. Da ich kein Deutsch konnte, war ich an der Unterhaltung nicht beteiligt. Es wurde eine Platte aufgelegt, „Bob Dylan's Greatest Hits“. Ich traute meinen Ohren kaum. Nach den ersten Tönen von „Rainy Day Woman“ war ich süchtig. Ich hörte zu. Ich hörte genau zu. Nie hatte ich so etwas gehört, eine solche unglaubliche Kraft. Es war wie eine Taufe und ich höre Dylan noch heute. Wenn ich zurückblicke und im Hinblick auf mein Interesse an Liedern, kann ich nicht erklären, wie ich die frühen Jahre von Dylan und des ganzen Folk Music Revival verpassen konnte. Aber es war so.

In der deutschen Schule, die ich besuchte, gab es ein Sprachlabor. Unser Englischlehrer schlug mir vor, dass ich bei der Korrektur der Aussprache der Schüler helfe. Doch bald stellte er fest, dass mein amerikanisches Englisch seinen Schülern nicht weiterhelfen konnte, da sie Oxford Englisch lernen sollten. Also verbrachte ich die Zeit im Sprachlabor mit dem Abhören einer Schallplatte, immer wieder. Der Lehrer hatte nur eine, zumindest erinnere ich mich nur an diese eine: Pete Seeger, „At the Village Gate“. Da war zwar nicht die rohe Kraft von Bob Dylan, aber die Lieder waren großartig und die schlichte Begleitung gefiel mir, ganz anders als die überladene Popmusik dieser Zeit. Bob Dylan und Pete Seeger waren der Anfang meiner richtigen Leidenschaft für Lieder, die eine Geschichte erzählen.

Der nächste Schritt erfolgte im ersten Jahr an der Universität in Missoula, Montana. Auf einem Trödelmarkt im Studentenzentrum entdeckte ich eine alte Platte von Woody Guthrie. Es war eine der alten dicken Folkways LP´s, die eine ebenso dicke Hülle hatte, übrigens eine falsche. Woody war das dritte Element. Seine rohe Kraft und die Qualität seiner Lieder waren beeindruckend. Viele Lieder von ihm kannte ich schon, hatte aber noch nie seine Stimme gehört. Seine Platten waren in keinem Geschäft zu finden.

Ich fing an, bewusst nach anderen guten Liedermachern und nach guten Liedern zu suchen. In einer sozialistischen Zeitung fand ich eine Anzeige von Roundup Records und forderte einen Katalog an. Ich bestellte auf Risiko, in der Hoffnung andere gute Liedermacher zu entdecken. Die beiden größten Entdeckungen waren die LP „Good Though“ von Utah Phillips und die erste LP des damals völlig unbekanntenSi Kahn. Die LP „New Wood“ war gerade veröffentlicht worden und sie hat mich umgehauen, nicht nur wegen „Aragon Mill“. „New Wood“ ist ein Meisterwerk.

Ich suchte weiter und entdeckte andere großartige Lieder und gute Liedermacher. Zu den besten gehören Ian Tyson, James Keelaghan, Guy Clark, Townes Van Zandt, Tom Russell und Kate Wolf, sowie weniger bekannte Menschen wie Jerry Rasmussen und Bob Dyer.

 
 
Die Musiker

Across the Great Divide
John Shreve– vocal
Güno van Leyen– guitar, mandolin
Insa Bernds - violin
Thomas Baumgarte - bass


Always a Train in My Dreams
John Shreve– vocal
Bernd Beusmann - guitar
Rolf Sieker - banjo
Beate Sieker - bass


Starlight on the Rails
Heiner Thomas – banjo
John Shreve - guitar
Thomas Baumgarte - bass


I Pity the Poor Immigrant
John Shreve– vocal
Axel Rosenbauer – guitar, accordion
Thomas Baumgarte - bass


The Cape
John Shreve– vocal
Axel Rosenbauer – guitar, dobro
Kat Baloun– harmonica
Thomas Baumgarte - bass


Little Birdie
John Shreve– vocal

Pancho and Lefty
John Shreve - vocal
Stephan Gatti - guitar
Axel Rosenbauer - dobro
Thomas Baumgarte - bass


The Ones Who Made Home
John Shreve– vocal
Stephan Gatti – guitar
Thomas Baumgarte– bass

Planter's Bar

John Shreve– vocal
Olaf Block - banjo


Stuff that Works
John Shreve– vocal
Axel Rosenbauer – guitar, dobro, shaker

Thomas Baumgarte - bass


Weepy Doesn't Know
John Shreve– vocal
Stephan Gatti – guitar
Thomas Baumgarte - bass
Axel Rosenbauer - dobro


Huckleberry Finn
John Shreve– vocal
Heiner Thomas– banjo
Bernd Eichler- jaws harps
Thomas Baumgarte - bass


Larmer Street
John Shreve - vocal
Stephan Gatti - guitar
Axel Rosenbauer - accordion
Thomas Baumgarte - bass


Johnny Hard
John Shreve– vocal
Jan van Roosendaal - guitar
Rolf Sieker - banjo
Beate Sieker - bass


Gone, Gonna Rise Again
John Shreve– vocal
Stephan Gatti – guitar


Desperados Waiting for a Train
John Shreve– vocal
Axel Rosenbauer – guitar
Güno van Leyen - mandolin
Axel Rosenbauer - electric bass


Last Train
John Shreve– vocal
Stephan Gatti – guitar
Kat Baloun– harmonica
Thomas Baumgarte - bass

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Across the Great Divide
Kate Wolf

hier klicken für den englischen Text

Jenseits der Wasserscheide
(oder) Die Schwelle des Todes überschreiten
(oder) Über die Rocky Mountains

Ich schlafwandele
zähle Probleme statt Schafe
wo die Jahre geblieben sind weiß ich nicht.
Ich drehte mich um und sie waren weg.  

Ich blätterte durch Schichten verstaubter Bücher
und vergilbter Papiere.
Sie erzählen eine Geschichte, die ich mal kannte
eine, die vor langer zeit abspielte.  

(Refrain)
Weg ist es — in die gestrige Zeit
Ich finde mich am Berghang wieder
wo die Flüsse die Richtung wechseln
Jenseits der Wasserscheide  

Ich hörte den Ruf der Eule,
leise, beim Anbruch der Dunkelheit,
mit einer Frage und ich antwortete,
aber sie ist über die Grenze getreten
(Refrain)  

Die schönste Stunde,
die ich je gesehen habe
ist die zwischen der Nacht und dem Sonnenaufgang
wenn die Dunkelheit hinweggerollt wird.
(Refrain)

 

Immer, wenn wir in Missoula sind, wo ich studierte und wo meine Familie heute lebt, besuchen meine Frau und ich Butterfly Herbs. Der Laden existierte bereits zu meiner Studentenzeit. Ursprünglich war Butterfly Herbs ein sogenannter „Headshop“, wo man Wasserpfeifen, Räucherstäbchen und andere wichtige Zutaten der Hippie-Kultur kaufen konnte. Da ich kein Hippie war, besuchte ich den Laden nie. Heute ist Butterfly Herbs auf die andere Seite des Clark Fork River gezogen und verkauft in der Altstadt Tee, edle Süßigkeiten, Postkarten, Teekannen und diversen anderen Krimskrams. Man kann auch eine Tasse Kaffee, ein belegtes Brot, Kekse oder Eis bekommen. Das war auch unser Grund, dort vorbeizuschauen.

Eines Tages, Mitte der 80er Jahre, betraten wir den Laden und hörten eine unbeschreiblich schöne weibliche Stimme. Sofort fragte ich die junge Frau hinter der Theke, wer das sei. „Kate Wolf“ sagte sie . Von ihr hatte ich noch nie etwas gehört. Bevor wir Missoula verließen, besorgte ich mir ein paar ihrer LP´s.

Das erste Lied auf der ersten Platte, die ich mir anhörte, war „Across the Great Divide.“ Ehe der Tag vergangen war, hatte ich es gelernt. Es ist ein Lied über die Kürze des Lebens. „Where the years went, I cannot say. I just turned around and they've gone away.” Wo die Jahre hingegangen sind, kann ich nicht sagen. Ich drehte mich um und sie waren weg.

 

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Always a Train in My Dreams
Steve Gillette; Charles John Quarto

hier klicken für den englischen Text

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Immer ein Zug in meinen Träumen

Im Sommer fuhren die Züge an unserem Haus vorbei,
aber es waren die Pfeifen, die mich davon trugen.
Das Gefühl ist in meinem Herz noch
und es wird täglich stärker.

Während meiner ganzen Schulzeit, immer wieder
starrte ich zum Fenster hinaus und wartete auf ein Zeichen.
Es schien mir stets hingeschrieben zu sein
auf den Schienen der Eisenbahn.  

Es gab immer einen Zug in meinen Träumen,
immer fuhr die Eisenbahn direkt über mir.
Es gab nie eine Nacht in der ich nicht frei war.
Es gab immer eine Zug in meinen Träumen.  

Die Jahre pellten sich wie die Schalen eines Zwiebels,
werden immer süßer wenn der Regen hineinströmt.
Ich weiß wie es klingt und jetzt weiß ich was es bedeutet:
es gab immer einen Zug in meinen Träumen.

 

Dieses Lied hörte ich auf einer Kassette von Steve Gillette und ich musste es sofort lernen. Es war die Geschichte meines Lebens, nur ich hatte sie nicht geschrieben. Als Kind lag ich nachts oft wach und hörte mir das Pfeifen der Züge an. Das Geräusch berührte etwas in mir und das ist bis heute so geblieben. Es ist der Klang der schrecklichen amerikanischen Einsamkeit, die in den Entfernungen und der Wurzellosigkeit unseres Lebens ihren Ursprung hat. Schon früh träumte ich davon, den Ort, an dem ich aufgewachsen war, zu entfliehen. Ich tat es und habe nie zurück geschaut. Meine „Heimatstadt“ vermisse ich nicht, wie es die meisten Amerikaner nicht tun, die sich auf den Weg gemacht haben. Ich kenne Europäer, die, egal wohin Ausbildung oder Arbeit sie verschlagen haben, ewig an ihrer Heimat hängen. Dieses „Verwurzeltsein“ ist den meisten Amerikanern fremd. Ist das gut, oder ist es schlecht? Eine sinnlose Frage. Es ist wie es ist. Meine Vorfahren waren vor 1640 in Amerika angekommen. Bisher ist keiner dort gestorben, wo er zur Welt kam.

In der Nähe unseres Hauses teilten sich die Schienen in zwei Richtungen. Die Züge fuhren langsam bis sie diese Stelle passiert hatten. Daher war es ein günstiger Punkt für Eisenbahntramper – Hoboes - die Züge zu besteigen. Es gab damals noch Wald und Wasser in der Nähe, so dass die Männer dort ein Lager aufschlagen konnten. Manchmal klopfte einer dieser Reisenden bei meinen Großeltern an und bat um etwas zu essen. Bis ich in die Schule kam, war ich tagsüber bei meinen Großeltern und war von diesen Vagabunden fasziniert. Meine Großmutter war weniger begeistert, aber mein Großvater, der als junger Mann auch auf Güterzügen durchs Land gereist war, hieß sie stets willkommen. Später, in Missoula, lebten wir in der Nähe des Güterbahnhofes. Öfter ging ich hin, um mich mit den Hobos zu unterhalten. Es waren Männer, die eine gescheiterte Ehe hinter sich hatten, ein bankrottes Geschäft oder andere Probleme, die sie auf die Güterzüge getrieben hatten. Ihr Leben war alles andere als romantisch. Es war geprägt von Einsamkeit, Gefahr und Brutalität.

 

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Starlight on the Rails
Utah Phillips

[deutsche Übersetzung]

I can hear the whistle blowing,
High and lonesome as can be,
Outside the rain is softly falling,
Tonight it's falling just for me.

(chorus)
Looking back along the road I've traveled,
The miles could tell a million tales,
Each year is like a rolling freight train,
And cold as starlight on the rails.

I think about a wife and family,
My home and all the things it means;
The black smoke trailing out behind me
Is like a string of broken dreams.
(chorus)  

A man who lives out on the highway
Is like a clock that can't tell time;
A man who spends his life just ramblin'
Is like a song without a rhyme.
(chorus)

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Sternenlicht auf den Schienen

[englischer Text]

Ich kann das Pfeifen des Zuges hören,
so hoch und einsam.
Draußen regnet es sanft.
Heute Nacht regnet es nur für mich.

(Refrain)
Wenn ich auf den Weg zurückblicke, den ich zurückgelegt habe,
könnten die Meilen eine Millionen Geschichten erzählen.
Jedes Jahr ist wie ein rollender Güterzug
und kalt wie Sternenlicht auf den Schienen.

Ich denke an Frau und Familie,
ein Zuhause und was das bedeutet.
Der schwarze Rauch hinter mir
ist wie eine Kette zerplatzter Träume.

Ein Mann, der auf der Landstraße lebt,
ist wie eine Uhr, die die Zeit nicht anzeigt.
Ein Mann, der das Leben mit Herumtreiben verbringt,
ist wie ein Lied, das sich nicht reimt.

 

Dieses Lied muss auf “Always a Train in My Dreams” folgen, denn es macht auf die Folgen der Träume der Jungend aufmerksam.

Die Idee für dieses Lied stammt laut Utah Phillips aus einer Passage des amerikanischen Schriftstellers Thomas Wolfe:

„Wir gingen eine Straße in Cumberland entlang und bückten uns, weil der Himmel so tief herunter hing; und als wir London verließen, gingen wir an kleinen Flüsse entlang, in einem Land, das gerade groß genug war. Und wir spürten die Enge. Und der alte Hunger kehrte zurück, der schreckliche und dunkle Hunger, der Amerikanern quält und verletzt und uns zu Verbannten zu Hause macht und Fremden überall.

O, ich werde das Land herauf und herunter bereisen. Ich gehe in den Westen, wo die Bundesstaaten quadratisch sind. Ich gehe nach Boise und Helena, Albuquerque und den zwei Dakotas und all den unbekannten Orten. Sag mal, Bruder, hast du das Gebrüll des D-Zuges gehört? Hast du Sternenlicht auf den Schienen gesehen?“ [hier klicken für den englischen Text]

Zu „Starlight on the Rails“ schrieb Utah Phillips: „Ich denke, wenn du mit Eisenbahntrampern redest, oder irgendeinem anderen Nichtsesshaften, wirst du merken, dass das was ihnen zu schaffen macht, nicht die Wurzellosigkeit ist, sondern, dass sie kein Zuhause haben. Herumreisen ist nicht schlecht, wenn du irgendwo etwas hast, wo du herkommst und wo du hingehen kannst. Wenn du nirgendwo hin kannst, wird es schwieriger. Auf nichts kannst du dich verlassen, außer auf dich selbst. Und wenn du ein kaputter alter Penner bist, kannst du dich nicht mal mehr auf dich selber verlassen. Ich schätze, dieses Lied dreht sich mehr um den Begriff 'Zuhause' als um sonst irgend etwas.“

 

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I Pity the Poor Immigrant
Bob Dylan

[hier klicken für den englischer Text]

Ich habe Mitleid mit dem armen Einwanderer

Ich habe Mitleid mit dem armen Einwanderer,
der sich wünscht, er wäre zu Hause geblieben,
der seine ganze Kraft darauf verwendet, Böses zu tun,
aber schließlich alleine zurückbleibt,
der Mann, der mit seinen Fingern schummelt und
der mit jedem Atemzug lügt
der sein Leben leidenschaftlich haßt
und ebenso seinen Tod befürchtet.  

Ich habe Mitleid mit dem armen Einwanderer,
dessen Kraft umsonst verbraucht wird,
dessen Himmel aus Eisen besteht,
dessen Tränen wie Regen fließen,
der ißt aber nie satt wird,
der hört aber nicht sieht,
der sich in Reichtum verliebt
und mir den Rücken kehrt.  

Ich habe Mitleid mit dem armen Einwanderer,
der durch den Schlamm trampelt,
der seinen Mund mit Lachen füllt,
und der seine Stadt mit Blut baut,
dessen Visionen schließlich
wie Glas zerbrechen müssen.
Ich habe Mitleid mit dem armen Einwanderer,
wenn seine Freude eintrifft.

 

Dieses Lied hat wahrscheinlich wenig mit den Menschen zu tun, die von einem Land zum andern migrieren, obwohl es gleichzeitig sehr wohl davon handelt und auch vom Schicksal aller, die von dort weggehen, wo sie hingehören, ihr Ziel aber nie erreichen.

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The Cape
Guy Clark

[hier klicken für den englischer Text]

 

Der Umhang

Acht Jahre alt und ein Umhang aus einem Mehlsack
um den Hals gebunden.
Er kletterte auf die Garage
und dachte, was soll's?
Er nahm sich sein Mut so zusammen,
daß alles auseinander fiel.
Er nahm Anlauf und Gott segne ihn,
er stürzte auf die Erde.

(Refrain)
Er gehörte zu denjenigen, die wissen,
daß das Leben eine Frage des Glaubens ist.
Breite die Arme aus und halte die Luft an
und trage stets deinen Umhang.

Schon erwachsen mit einem Umhang aus einem Mehlsack
um seine Träume gebunden.
Er strotzt vor Kraft und kriegt nie genug.
Er leckte seinen Finger und prüfte den Wind.
Jetzt oder nie.
Vor nichts hatte er Angst
und er war ziemlich sicher, daß er fliegen konnte.

Alt und grau mit einem Umhang aus einem Mehlsack
um seinen Kopf gebunden.
Noch immer springt er von der Garage
und wird es weiterhin tun bis er stirbt.
All die Jahre sagen die Menschen,
er benehme sich wie ein Kind.
Er wußte nicht, daß er nicht fliegen konnte,
also tat er es.

Das erste Mal, als ich dieses Lied von Guy Clark hörte, schien es mich nicht zu interessieren. Dann hörte ich das Lied richtig an und schnappte die Zeile auf, „He did not know he could not fly, and so he did.“ Er wusste nicht, dass er nicht fliegen konnte, also tat er es. Das ist eine klassische Zeile von Guy Clark und darum geht es in dem Lied. Ja, das Leben ist ein Sprung ins Ungewisse. Wir haben keine Antworten. Wir haben keine Garantien. Wir haben keinen Wegweiser. Wir können nur glauben.

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Little Birdie
[deutsche Übersetzung]

Little birdie, little birdie,
What makes you fly so high?
It's because I'm a true little bird
And I do not fear to die.

Little birdie, little birdie,
What makes your wing so blue?
It's because I've been a-grievin,,
A-grievin' after you.

Little birdie, little birdie,
What makes your head so red?
After all I've been through,
It's a wonder I'm not dead.

Little birdie, little birdie,
Come sing to me your song.
I've a short time to be here
And a long time to be gone.

Little birdie, little birdie,
What makes you fly so high?
It's because I'm a true little bird,
And I do not fear to die.

 


Kleiner Vogel

[englischer Text]

Kleiner Vogel, kleiner Vogel,
warum fliegst du so hoch?
"Weil ich ein treuer kleiner Vogel bin
und ich habe vor dem Tod keine Angst."

Kleiner Vogel, kleiner Vogel,
warum ist dein Flügel so blau?
"Weil ich in Trauer bin,
ich trauere um dich."

Kleiner Vogel, kleiner Vogel,
warum ist dein Kopf so rot?
"Wenn man alles bedenkt, was ich durchgemacht habe,
ist es ein Wunder, daß ich nicht tot bin."

Kleiner Vogel, kleiner Vogel,
komm, sing mir dein Lied.
Nur kurz bin ich hier
und so lange werde ich weg sein  

Kleiner Vogel, kleiner Vogel,
warum fliegst du so hoch?
"Weil ich ein treuer kleiner Vogel bin
und ich habe vor dem Tod keine Angst."

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Während ich um 1980 in Bremen arbeitete, hörte ich dieses Lied zum ersten Mal im Radio Bremen, in einer Sendung über Pete Seeger. Schnell schrieb ich den Text auf. Es ist ein altes Banjostück, aber weil ich Banjo nicht spielen konnte, lernte ich das Lied ohne Begleitung zu singen. Ich kenne kein besseres Lied über die Kürze des Lebens und die Unabwendbarkeit des Todes.

Diskographie
Red Allen, Classic Recordings 1 954/69, Collectors Classies No. 21, LP (197?)
Benji Aronoff, Two Sides of Benji Aronoff, Prestige PR 7416, LP (1965)
Gaither Carlton, Clawhammer Banjo. Vol 2 [More Clawhammer Banjo], County CD 2717/717, LP (2003/1969)
Wihie Chapman, Mountain Music of Kentucky, Smithsonian/Folkways SF 40077, CD (1996)
Coon Creek Girls, Early Radio Favorites, Old Homestead OHS 142, LP (1982)
Vernon Dalhart, Ballads and Railroad Songs, Old Homestead OHCS 129, LP (1980)
Greenbrian Boys, Better Late Than Never, Vanguard VSD 79233, LP (1966)
Greenbriar Boys, Newport Folk Festival 1964. Evening Concerts, Vol. 2, Vanguard VSD 79185, LP (1965)
Greenbriar Boys, Greenbriar Boys, Vanguard VRS-9104, LP (1962)
Roscoe Holcomb, Roscoe Holcomb and Wade Ward, Folkways FA 2363, LP (1962)
Roscoe Holcomb, High Lonesome Sound, Smithsonian/Folkways SF 40104, CD (1998)
Kossoy Sisters, Bowling Green and Other Folksongs from die Southern Mountains, Tradition TLP 1018, LP (1956)
Contrasts, Front Hall FHR-o14, LP (1978)
Wade Mainer, Old Time Banjo Tunes, Old Homestead OHS-90168, LP (1984)
Old Reliable Stning Band, Old Reliable String Band, Folkways FA 2475, LP (1963)
Frank Proffitt, Memorial Album, Folk Legacy FSA-o36, Cas (1968)
Ola Belle Reed, Land of Yahoe, Rounder 8041, CD (1996)
Robin Roberts, Banjo Music of the Southern Appalachians, Olympic OL-6173, LP (196?)
Robin Roberts, Fair and Tender Ladies, Tradition TLP 1033, LP (1959)
Art Rosenbaum, Art of the Mountain Banjo, Kicking Mule KM 203, LP (1975)
Mike Seeger, Southern Banjo Sounds, Smithsonian/Folkways SFW 40107, CD (1998)
Pete Seeger, Children‘s Concert at Town Hall, Columbia CL 1947, LP (1963)
Morgan Sexton, Shady Grove, June Appal JA oo66C, Cas (1992)
Morgan Sexton, Rock Dust, June Appal JA 0055, LP (1989)
Glenn Smith, Clawhammer Banjo, Vol. 3, County 757, LP (1978)
Rosalie Sorrels, Winterfolk X Live, Sisters of the Road, CD (1998)
Stanley Brothers, Stanley Brothers on the Air, Wango 115, LP (1976)
Ralph Stanley, Man and His Music, Rebel SLP 1530, LP (1974)
Pete Steele, Banjo Tunes and Songs, Folkways FS 3828, LP (1958)
Molly Tenenbaum, And the Hillsides Are All Covered with Cakes, Cat Hair, Cas (1994)
Fields and Wade Ward, Country Music - Fields and Wade Ward, Biograph RC-6002, LP (1968)

Noten
Ned Alterman and Richie Mintz. Bluegrass Bass, Oak, 1977.
Joellen Lapidus, Lapidus On Dulcimer, ALMO, 1978.
Lilly May Ledford, Sing Out! Reprints, Sing Out, 196?.
Lilly May Ledford, Sing Out! Reprints, Sing Out, 196?.
Lynn McSpadden, Four and Twenty Songs for the Mountain Dulcimer, Dulcimer Shoppe, 1970.
Eric & Barbara Koehler, Frailing the 5-String Banjo, Mel Bay , 1973.
Art Rosenbaum, Art of the Mountain Banjo, Centerstream, 1981.
Art Rosenbaum, Old-Time Mountain Banjo, Oak, 1968.
Pete Seeger, How to Play die Five String Banjo, Seeger, 1962.
Harry Traussig, Advanced Guitar, Oak, 1975.
Pete Wernick, Bluegrass Banjo, Oak, 1974.
Pete Wernick, Bluegrass Songbook, Oak, 1976.

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Pancho and Lefty
Townes Van Zandt

[hier klicken für den englischen Text]


Maik Wolter von Bluebird Café Berlin Records fragte mich mal worum es in diesem Lied geht. Nun, vielleicht ist genau das, worum es in diesem Lied geht: dass wir nicht wissen worum es geht. Die mysteriösen Bilder und Ereignisse dieses Liedes sind eine dunkle Version von dem was „The Cape“ uns mitteilen will. Wir müssen eben das tun, was wir tun müssen. Aber “Pancho and Lefty” erzählt uns von der anderen Seite. Nicht immer geht es gut aus, nicht immer packen wir das, was wir uns vorgenommen haben. Es gibt keine Garantien. Manchmal sind wir eben von der Freundlichkeit, der Gnade anderer abhängig.


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The Ones Who Made Home
James Keelaghan

[deutsche Übersetzung]

From the banks of Belle Isle
To the Manhattan canyons
From Dad‘s scallop draeger
To working high steel
All of the roads we all have to roam
Let's drink to the ones who made home

From the corner of Main
To the rigs north of sixty
From the wheel of a combine
To pushin' the tool
From back lane to back road
And places unknown
Let's drink to the ones who made home

Many are leaving to seek out their stories
Their fortunes and fates are well known
There's one thing they crave
More than riches and glory
That they find some place that's their own

From the welfare hotel
To the single men's hostel
From barracks and shelters
To those in the streets
They don't need your pity
They can't be disowned
Let's drink to the ones who made home  

From the banks of Belle Isle
To the Manhattan canyons
From Dad's scallop draeger
To working high steel
All of the roads we all have to roam
Let's drink to the ones who find home

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Die, die ein Zuhause fanden

[englischer Text]

Von den Ufern von Belle Isle
zu den Schluchten von Manhatten,
von Vaters Kammuschel
zu der Arbeit an den Wolkenkratzern,
all die Wege, die wir zurücklegen müssen.

Von der Hauptstraße
zu den Bohrinseln nördlich des 60. Breitengrades,
vom Lenkrad eines Mähdreschers
zur Arbeit mit dem Werkzeug,
von der Gasse zur der entlegenen Landstraße
und all den unbekannten Orten.
Trinken wir auf die, die ein Zuhause fanden.  

Viele hauen ab, um ihre eigene Geschichten zu suchen.
Ihr Glück und Schicksale sind wohl bekannt.
Eins ist ihnen wichtiger
als Reichtum und Ruhm,
daß sie einen Ort finden, den sie ihren eigenen nennen können.

Vor der billigen Pension zum Asyl für alleinstehenden Männer,
von Baracken und Herbergen zu den Menschen auf der Straße.
Sie können Ihr Mitleid nicht gebrauchen.
Sie können auch nicht geleugnet werden.
Trinken wir auf die, die ein Zuhause fanden.


Die, die es schafften, nach Hause zu kommen. Das sind die Glücklichen. Von all denen, die sich auf dem Weg gemacht haben, sind es nur einige wenige, die es schaffen, ihren Weg nach Hause zu finden. Das hat sicherlich herzlich wenig mit einer Rückkehr an den Ort, wo man geboren wurde und aufgewachsen ist zu tun – möglich ist es aber auch das – stattdessen geht es darum, dort anzukommen, wo wir hingehören und zu erkennen, wer wir wirklich sind.


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Planter's Bar
Jerry Rasmussen

[deutsche Übersetzung]

Used to be I'd walk downtown
Down to Planter's Bar
Half the guys I knew those days
They didn't own a car
But if you knew the reg'lars
They were just like family
And it was, "How the hell you doing, Roy?"
And, "Have a drink on me."

And now they tore old Planter's down
To build another bank.
And no one evr goes downtown
To have a couple drinks.
And when you walk into a bar,
Nobody says hello. And it's getting so it's hard to find
A friendly place to go.

And now they ride the circuit
From Main to Courthouse Park,
And stop and have a couple beer
Down at the Bear Trap Bar.
And when the fights and music spill
Out into the street,
As I lie here on my bed,
I find it hard to sleep.

I never thought I'd end up living
In a hotel room,
Lying half awake all night
And sleeping until noon.
I guess I'll walk down to the Star
And grab a bite to eat,
Maybe see someone I know
Or sit and watch the street



Planter's Bar

[englischer Text]

Früher ging ich in die Stadt
in Planter’s Bar.
Die Hälfte meiner damaligen Bekanntschaft
hatte kein Auto,
aber kanntest du die Stammgäste,
sie waren wie eine Familie.
Es hieß, „Wie geht es dir, Roy?“
Und, „Der nächste Drink geht auf meine Rechnung.“

Dann riß man Planter’s ab,
um noch eine Bank zu bauen.
Und keiner geht mehr in die Stadt,
um ein paar zu heben.
Und wenn man eine Kneipe betritt,
sagt keiner, „Hallo“.
Es wird immer schwerer
ein freundliches Lokal zu finden.

Jetzt fährt man im Kreise
Von der Hauptstraße bis zum Gerichtspark,
und kehrt für ein paar Biere ein
in die Bear Trap Bar.
Und wenn die Streitereien und die Musik
auf die Straße hinaus fließen,
liege ich in meinem Bett
und finde keinen Schlaf.

Nie hätte ich gedacht,
daß ich zum Schluß in einem Hotel leben würde,
die halbe Nacht wach liegend
und bis Mittag schlafen.
Ich glaube, ich gehe zum Star
und esse ein Häppchen.
Vielleicht werde ich einen Bekannten sehen
oder nur da sitzen und die Straße beobachten.


Ein Lied aus Jerry Rasmussens Heimatstadt, Janesville, Wisconsin. Er schreibt: „Eines frühen morgens 1982, als ich meine Familie besuchte, ging ich zum 'Star', eine Zeitung zu holen. Obwohl nicht viel los war, so früh am Tage, saß ein alter Mann auf den Stufen des London Hotels und beobachtete die Straße. Aus irgendeinem Grund, blieb er in meinem Gedächtnis haften und ich fing an, darüber nachzudenken, wie die Stadt sich in seiner Lebenszeit verändert hat und wie die Stadt nachts von den Jugendlichen übernommen wurde. Jetzt, da die Hauptstraße eine Einbahnstraße ist, rasen die Jugendlichen die Milwaukee Street herunter und die Court Street zurück zum Court House Park. Die Alten nennen sie 'Circuit Riders;. [ungefähr: Rundstreckenreiter]. Die meisten der alten Bars sind entweder abgerissen oder durch die „Circuit Riders“ übernommen worden. Sogar Star Billard ist jetzt weg...auf die andere Straßenseite gezogen und respektabel geworden als Star Restaurant und Tabakbar. Aber du kannst an den vorderen Tisch sitzen und eine gute Sicht auf die Straße haben, während du eine Tasse Kaffee trinkst und es ist ein guter Ort, alte Freunde zu treffen. Falls du reinschaust, grüße Frank von mir.“ [Heft zur LP The Secret Life of Jerry Rasmussen , Jerry Rasmussen. Folk-Legacy FSI-101]

Die Lieder von Jerry Rasmussen nähern sich dem Zuhörer sehr unscheinbar. Zunächst scheinen sie harmlose kleine Lieder zu sein, aber irgendwann wird einem die Tiefgründigkeit bewusst. Eine Zeile hat meine Aufmerksamkeit auf dieses Lied gelenkt: „Never thought I'd end up living in a cheap hotel.“ Ich hätte nie gedacht, dass ich als Bewohner eines billigen Hotels enden würde. In dem alten Teil von fast jeder amerikanischen Stadt gab es früher viele kleine Hotels, meist in der Nähe zum Bahnhof, von woher die Gäste kamen. Mit dem Niedergang, bzw. dem Tod des Personenverkehrs mussten diese Hotels schließen oder wurden ein Zuhause für Männer – in der Tat fast nur Männer – die kein anderes Zuhause hatten, nirgendwo, wo sie sonst hin konnten, keine Familie (oder keine Familie, mit der sie noch Kontakt hatten) und strandeten dort. Bei meinen Reisen durch den Westen Amerikas wohnte ich meist in solchen Hotels, dessen Namen ich vergessen habe, an der Pike Street in Seattle oder das Phoenix Hotel in Vancouver. Die Matratzen waren hinüber, die Waschbecken grün gefärbt vom tropfenden Wasser, das Bettzeug nicht sauber, die Toiletten auf dem Flur und die Bewohner, sofern sie dazu nicht zu besoffen waren, im Foyer, wo sie Tag und Nacht fernsahen, um zu vergessen. Für diese verlorenen und hoffnungslosen Menschen in jenen Hotels, singe ich dieses Lied .

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Stuff that Works
Guy Clark

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Dinge, die funktionieren

Ich habe ein altes blaues Hemd, das mir sehr gut gefällt.
Ich mag, wie es sich anfühlt, also trage ich es immer.
Ich habe eine alte Gitarre, die die Stimmung nie hält;
ich mag wie sie klingt in einem leeren, dunklen Raum.

Ich habe ein Paar alte Stiefel und sie passen ganz genau.
Ich kann den ganzen Tag arbeiten und die ganze Nacht tanzen.
Ich habe einen alten Wagen, der läuft und läuft.
Ich habe den Eindruck, er wird nie aufhören.

(Refrain)
Dinge, die funktionieren, Dinge, die etwas aushalten,
Dinge, die man nicht an die Wand hängt.
Dinge, die echt sind, Dinge, die man anfassen kann.
Dinge, an denen man festhalten kann, wenn man fällt.

Ich habe einen ziemlich guten Freund, der mich in jeder Lage gesehen hat.
Er weiß nicht, ob ich eine Segen bin oder ein Fluch.
Aber es ist immer das, wenn es darauf ankommt.
Ich mag die Gesellschaft von solchen Dingen.

Ich habe eine Frau, die ich liebe; sie ist verrückt und malt wie Gott.
Sie hat einen kindlichen Gerechtigkeitssinn und geht kein Risiko ein.
Ihr Name ist in meiner Seele tätowiert.
Ich glaube aus allem, was sie anfasst, wird Gold.


In unserer schnellen Wegwerfgesellschaft, hat Quantität eindeutig über Qualität gesiegt. Je mehr wir haben, desto glücklicher sollten wir sein. Das ist natürlich Blödsinn. Was zählt ist Qualität, Dinge, die haltbar sind, Dinge und Menschen auf die wir uns verlassen können, Dinge, die gut gebaut sind und gute Menschen.



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Weepy Doesn't Know
Utah Phillips
[deutsche Übersetzung]

Why's everybody laughing?
Weepy doesn't know.
He just stands there grinning,
I guess he's kinda slow;
But Weepy don't get sore,
Seems like he asks for more –
Look at all the broken dishes on the floor.

Weepy can't do nothin',
There's nothin' he can do.
Sometimes he takes all morning
To find his other shoe.
Hey, Goddamn it Sid,
Lay off the poor dumb kid!
Come on Weep, I'll show you where it's hid.

He's so damned good-natured,
Just laughs and takes his lumps.
You never see him angry
'Cept when he's croaking gumps.
But that's no big surprise,
It's right there in his eyes;
Looks like Weepy's found him something more his size.

Just like all these dishes
There's something in him broke;
Don't guess we mean to hurt him
When we play our little joke.
Still the social workers say
He might have to go away,
Well, you ask him – I bet he'd like to stay.

Why's everybody laughing?
Weepy doesn't know.
He just stands there grinning,
I guess he's kinda slow;
But Weepy don't get sore,
Seems like he asks for more –
Look at all the broken dishes on the floor.

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Weepy weiß es nicht

[englischer Text]

Warum lachen alle?
Weepy weiß es nicht.
Er steht nur grinsend da.
Er ist wohl etwas langsam;
aber er agiert sich nicht,
scheint nie genug zu bekommen –
schau dir all die zerbrochenen Teller auf dem Fußboden an.

Weepy kann gar nichts;
es gibt nichts, was er kann.
Manchmal braucht er den ganzen Morgen
um den anderen Schuh zu finden.
Verdammt noch mal, Sid, laß dummen Jungen in Frieden.
Komm, Weep, ich zeige dir, wo er versteckt ist.

Er ist so verdammt gutmütig,
lacht und steckt ein.
Man sieht ihn nie böse,
außer wenn er Hühner tötet.
Aber das ist keine Überraschung;
man sieht es in seinen Augen.
Weep scheint einen Gegner auf seinem Niveau gefunden zu haben.

Genau wie die Teller
gibt es etwas in ihm, das kaputt ist.
Wir wollen ihm wohl nicht wehtun,
wenn wir unsere Späßchen machen.
Doch die Sozialarbeiter meinen,
er müßte vielleicht weg.
Frag ihn, ich wette, er möchte bleiben.


Dieses kleine Juwel ist von Utah Phillips, dem Mann, der über die vergessenen Menschen der modernen Gesellschaft schreibt. Früher konnten Menschen ohne allzu große Intelligenz leichter einen Platz für sich auf der Welt finden, eine einfache, aber notwendige Arbeit, die ihnen nicht nur Würde sondern auch ein Einkommen verschaffte. Die Welt aber ändert sich und solche Aufgaben werden heute durch Maschinen erledigt oder von Menscher „normaler Intelligenz“ verrichtet, die früher „bessere“ Jobs hatten. Die geistig etwas Zurückgebliebenen finden immer schwerer einen Platz in einer Gesellschaft, die sie weder will noch braucht und sie werden immer mehr an den Rand gedrängt, wo sie für die Mehrheit unsichtbar sind und zu einer therapeutischen Beschäftigung verurteilt werden, falls sie überhaupt eine Beschäftigung haben.

Utah Phillips: „Ein früherer Arbeitgeber von mir, Ferdinand J. Johnson, sagte mir einmal, dass eines der schlimmsten gesellschaftlichen Übel die wachsende Zahl der Menschen ist, die mit der modernen technologischen Gesellschaft nicht Schritt halten können. Er beschrieb seinen Heimatort in Nord Dakota als einen Ort, wo du nicht allzu schlau sein musstest, um Arbeit beim Böttcher oder im Mietstall zu finden. Die normalen oder intelligenteren Menschen neigten dazu wegzuziehen, aber die Langsamen blieben zurück, um die ungelernten Tätigkeiten auszuüben, die eine landwirtschaftliche Gegend gebrauchen kann. Sie hatten vielleicht sogar eine kleine Farm und eine Familie. Sicher, alle wussten, du bist etwas langsam und ab und an könntest du die Zielscheibe eines Witzes werden, aber du bist wenigstens mit Menschen aufgewachsen, die dich kennen. Aber solche Arbeitsstellen sind verschwunden. Familien und Gemeinden verändern sich. Aber wir haben nicht aufgehört Menschen zu schaffen, die nun mal langsamer sind als die anderen. Jetzt aber verbringen sie ihre Zeit hinter Mauern oder landen auf den „skids“. Weepy tötet Hühner und wäscht ab in einem kleinen Café im Westen des Bundesstaates Washington. Manchmal erhält ein Eisenbahntramper den Spitznamen 'Weepy', wenn seine Augen tränen. Aber dieser kam von der Eisenbahngesellschaft Western Pacific, die man immer 'the Weepy' nannte. Ich lernte Weepy kennen, als er mit einem Tablett voller Geschirr durch die Küchentür jenes Cafés geflogen kam. Irgendeiner stellte ihm ein Bein und der größte Teil des Geschirrs ging zu Bruch.“ [Heft zur LP All Used Up: A Scrapbook , Utah Phillips. Philo 1050. ]




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Huckleberry Finn
Bob Dyer

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Huckleberry Finn

Der Mond scheint auf dem Mississippi Fluß heut nacht
Ein Raddampfer versucht die Verspätung aufzuholen.
Ein Floß voller besoffenen Männer kommt vorbei.
Ich angele mit meinem alten Freund Jim.

(Refrain)
Man nennt mich Huckleberry Finn, Finn, Finn, Huckleberry Finn.

Eine Zeitlang wohnte ich in Hannibal,
aber mein Vater war Säufer und schlug mich.
Also verließ ich meine Freunde Joe, Tom Sawyer und Ben
und machte mich auf dem Weg auf den Floß mit Jim.
(Refrain)

Wir fuhren nachts und legten tagsüber an.
Beim Sonnenaufgang steigt ein Nebel von Fluß.
Wir faulenzen in den Flußniederungen,
Jim und ich liegen da und träumen.
(Refrain)

Das Leben fließt vorbei wenn man auf einen Fluß lebt.
Da weiß man nie was vorkommen wird,
manchmal Gefahr und manchmal Spaß,
manchmal bloß ein Stück Treibholz.
(Refrain)

Ich hatte nie viel übrig für das zivilisierte Leben,
ich bin lieber nachts auf dem Fluß,
auf dem Rücken liegend und die Steine betrachtend,
meine Pfeife rauchen und mich treiben lassen.
(Refrain)

Der Schornstein des Raddampfers speit Funken,
in der Dunkelheit ist die Musik einer Fiedel zu hören.
Eine Eule ruft vom Pappel her,
und dieser einsame Fluß rollt weiter.
(Refrain)

Diese Lied von Bob Dyer liebe ich seitdem ich es das erste Mal gehört habe. Je öfter ich es singe, desto besser gefällt es mir. Immer weitere bedeutende Aspekte werden sichtbar. In amerikanischen Liedern werden Flüsse als Symbol der amerikanischen Lebensweise an zweiter Stelle hinter der Eisenbahn genannt. Ein Gemälde von Thomas Hart Benton inspirierte ihn zu der ersten Strophe.

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Larimer Street
Utah Phillips

[deutsche Übersetzung]

Your bulldozers rolling through my part of town,
The iron ball swings and knocks it all down.
You knocked down my hock shop, you knocked down my bar
And you black-topped it over to park all your cars.

(chorus)
And where will I go? And where can I stay?
You knocked down the skid road & hauled it away.
I'll flag a fast rattler and ride it on down, boys,
They're running the bums out of town.

Old Maxie the tailor is closing his doors,
You knocked down my pawn shop and the big Harbor Lights,
And the old Chinese cafe that was open all night.
(chorus)

You ran out the hookers who worked on the street,
And built a big club where the playboys can meet;
My bookie joint closed when your cops pulled a raids,
But you built a new hall for the stock market trade.
(chorus)

There little storekeepers they don't stand a chance
With the big uptown bankers a-calling the dance,
With their suit-and-tie restaurants that,s all owned by Greeks,
And the counterfeit hippies and their plastic boutiques.
(chorus)

Now I'm finding there,s just one kind of war,
It's the one going on 'tween the rich and the poor;
I don't know a lot about what you'd call class,
But the upper and middle can all kiss my ass. (chorus)

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Larimer Straße
[englischer Text]

Die Planierraupen rollen durch meinen Stadtteil,
die Eisenkugel kreist und reißt alles ein.
Du hast mein Pfandleihhaus eingerissen, und auch meine Kneipe
und alles wurde mit Teer überzogen,
um alle deine Autos parken zu können.

(Refrain)
Und wo werde ich hingehen,
und wo kann ich bleiben?
Die Pennergegend hast du eingerissen und abtransportiert.
Ich werde einen schnellen Zug besteigen und fahren,
Sie vertreiben die Penner aus der Stadt.

Der alte Maxie, der Schneider, der macht dicht;
in den Zweitehandläden gibt es nichts mehr.
Du hast mein Pfandleihhaus eingerissen und das große Obdachlosenasyl
und das alte Chinacafé, das die ganze Nacht geöffnet hatte.
(Refrain)

Du hast die Nutten, die auf der Straße arbeiteten, vertrieben,
und hast einen großen Klub gebaut, wo die Playboys sich treffen.
Mein Wettbüro schloß nach einem Polizeiüberfall,
aber du hast einen neuen Saal für die Börse gebaut.
(Refrain)

Die kleinen Ladenbesitzer haben keine Chance
wenn die großen Bankiers die Tanzschritte bestimmen,
mit ihren Restaurants mit Krawattenzwang, die nur griechischen Besitzer haben,
und ihren Ersatz-Hippies und Plastikboutiqen.
(Refrain)

Jetzt entdecke ich, daß es nur eine Sorte Krieg gibt,
derjenige zwischen den Reichen und den Armen.
Ich verstehe wenig von dem, was man Klassen nennt,
aber die obere und mittlere können mich am Arsch lecken.
(Refrain)

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Larimer Street

1858 wurde die Ortschaft Denver angelegt. Der Name ehrte den Gouverneur des Territoriums Kansas, James W. Denver, zu dem die Gegend um Denver noch gehörte. Einer der Gründer der Stadt war ein Mann namens William H. Larimer, Jr. Im Jahr der Gründung wurde in Colorado Gold gefunden und als der Goldrausch 1859 einsetzte, diente Denver als Ausstattungsort und Handelszentrum. Nach dem Ende des Goldrausches stagnierte die Stadt. 1870 hatte sie 4.759 Einwohner. Entscheidend für die Entwicklung von Denver war der Eisenbahnanschluß. 1880 war die Bevölkerungszahl schon auf 35.629 gestiegen. Ein Jahrzehnt später wohnten über 100.000 Menschen in Denver. Heute sind es fast eine halbe Million.

In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts begann die Phase der Urban Renewal, der städtischen Erneuerung. Für Denver, wie für viele andere amerikanischen Städte, bedeutete das die Zerstörung großer Teile der alten Bausubstanz. In Denver konnten nur wenige Häuser gerettet werden und sie sind inzwischen von glänzenden Hochhäusern überschattet.

Die Larimer Straße war mal die „Skid Row“ von Denver. Die ursprüngliche „Skid road“ war in Seattle. Die Firma Yester ließ Ochsen Baumstämme über eine Rutsche durch die Stadt zum Hafen ziehen. An dieser Rutsche (skid) entlang siedelten sich Kneipen, Tanzlokale, Freudenhäuser, Arbeitsvermittlungen und billige Hotels für durchziehende Waldarbeiter, Bergarbeiter und Eisenbahner an. Bald benutzte man den Begriff, um das ganze Stadtviertel zu bezeichnen. Später wurde aus „skid road“ „skid row“ oder einfach die „skids“. Wenn man sagt, „He is on the skids“, heißt es, er ist gesellschaftlich abgerutscht.

William L. Hindman, Vorsitzender des Rates der Stadt Los Angeles für die Vergabe der Sozialhilfe, sagte in den 30er Jahren: „'Skid row' ist eine gesunde Institution. Sie entstand spontan, um die Bedürfnisse der Obdachlosen zu befriedigen – der Männer, die aus der Gesellschaft ausgestiegen sind. Sie ist nichts, daß von irgendwelchen Planern am grünen Tisch ausgedacht wurde. Seit mehr als einem Jahrhundert hat sie den Veränderungen widerstanden. Sie befriedigt bestimmte Bedürfnisse.“ [Kenneth Allsop, Hard Travellin', S. 182.]

1973 schrieb Utah Phillips: „Vor mehr als einem Jahr kam ich mit der Bahn in Denver an. Vom Bahnhof nahm ich einen Bus, um nach Fort Collins zu fahren. Die Route des Busses führte durch die 'Schattenseite' von Denver, die 'skid road'. Ich war von dem, was ich sah, überrascht und entsetzt. Sechsundzwanzig Straßenzüge waren von Bulldozern ausradiert worden. Es sah aus als wäre eine Bombe explodiert, wie eine Wüste. Ein einziger Turm mit Uhr stand noch.

„Das war mal Larimer Street, das Zentrum vom Denver der Pioniere gewesen, die Hauptstraße, wo all die großen Läden sich befanden. Indem es der älteste Teil der Stadt war, wurde es zu den 'skids'. Wenn du in einer fremden Stadt bist, und du fragst dich, wo die 'skids' sind, fang an bergab zu laufen. Du wirst in den 'skids' ankommen, denn die 'skids' sind unten, im Tal wo der Fluß fließt, oder an der niedrigsten Stelle, wo die Eisenbahn in die Stadt fährt.

„Für mich ist die 'skid road' der menschlichste Teil der Stadt. Dort kannst du das Beste und das Schlimmste des Stadtmenschen finden. Du findest Menschen, die einander helfen und einander verletzen. Sie hassen und lieben einander. Du findest die Bars der arbeitenden Bevölkerung, die billigen Absteigen, wo alte Rentner, die von 60 Dollar im Monat leben, ein Zimmer finden können. Sie müssen einen solchen Ort haben; es gibt keinen anderen Ort für sie. Dort findest du das Pfandleihhaus, den Nachbarschaftshehler wo du gestohlene Waren, die du aufgelesen hast, loswerden kannst, damit du dich noch ein paar Tage durch die Welt bringen kannst.

„Ich möchte nicht behaupten, daß die 'skids' ein angenehmer Ort sind, nur daß sie ein menschlicher Ort sind. Wenn du dich von 'skid road' in Richtung der Vororte bewegst, fängt alles an, gleich auszusehen. Die Menschen sehen alle gleich aus, sie sprechen gleich, sie kleiden sich gleich, sie leben in den gleichen Häusern, und tun mehr oder weniger die gleichen Dinge. Wenn die Programme für die städtische Erneuerung kommen, die die 'skids' abreißen, frage ich mich, wo sie meinen, daß diese Menschen hin sollen, diese Menschen deren Fähigkeiten nutzlos geworden sind, die einfach alt sind und nicht mehr gebraucht werden.

„Wir leben in einem System, in dem alle Art Dinge verbraucht werden. Es verbraucht die Luft, es verbraucht das Wasser, es verbraucht Bäume und Mineralien. Dazu haben unsere Politiker viel zu sagen, besonders wenn sie Wählerstimmen haben wollen. Darüber, wie dieses System Menschen verbraucht, reden sie nie, wie es einen nimmt und ihn für seinen Schweiß und Energie melkt, und für seine Fähigkeiten, und sobald er nicht mehr liefern kann, landet er auf der 'Schattenseite' der Stadt.

„Wenn wir von Ökologie in bezug auf Naturresourcen reden, sollten wir über Ökologie in bezug auf Menschen reden. Es gibt keinen Unterschied zwischen der Suppenküche der Heilsarmee auf der 'skid road', einer Obdachlosenbaracke wie die „Harbor Lights“, und dem Autoschrottplatz am Rande der Stadt, oder der Halde einer Mine oder einer Fabrik. Es ist alles Müll.“ [Utah Phillips, Starlight on the Rails, S. 80.]

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Johnny Hard
[deutsche Übersetzung]
traditional

Johnny Hard he was a desperate little man
Carried a gun and a razor every day
He cut down a man on the free state line
You oughta seen Johnny Hard gettin' away, poor boy
You oughta seen Johnny Hard gettin' away.

Johnny Hard made a run for the free state line
There he thought he'd be free
But a man come walkin' and grabbed him by his arm
Sayin', Johnny come along with me (X2)

Johnny Hard he wrote his mammy and his dad
Sayin', "Come here and go my bail."
But money wouldn't go his murdering charge
So they laid Johnny Hard down in jail, yes, Lord (etc.)

Now the first one to visit Johnny Hard in jail
Was a girl with a rag on her head
Said, "I never thought I'd live to see you in jail.
I believe I would rather see you dead, Johnny Hard. (etc.)

Now the next one to visit Johnny Hard in jail
Was his little loving wife so brave
Said, "I'd rather see you in your winding sheets
Than to see you on that long rattling chain, great God."(etc)

Johnny Hard he stood in his jail cell
And the tears running down from his eyes
Said, "I've been the death of many-a deputy sheriff
But my six-shooter never told a lie, God knows," (etc.)

"I have run to the East, I have run to the West
Run just as far as I can
If I ever get loose from this ball and chain
I'm gonna make it for that free state line," (etc.)

"You got guards in the East, got guards in the West
Got guards this whole world round
But before I'd be a slave I,d rot down in my grave
You can take me to my hanging ground, Mr. Jailer," (etc.)


Johnny Hard
[englischer Text]

Johnny Hard war ein verzweifelter kleiner Mann,
trug jeden Tag eine Pistole und ein Messer.
Er erstach einen Mann an der Grenze zu den freien Staaten.
Du hättest sehen müssen, wie der arme Kerl abgehauen ist.

Johnny Hard flüchtete zu der Grenze der freien Staaten.
Dort meinte er frei zu sein,
aber der faßte ihn ein Mann an Arm
und sagte, „Komm mit.“

Johnny Hard schrieb an seine Mama und Papa,
schrieb, „Komm, bezahlt meine Kaution.“
Aber einer, der wegen Mord sitzt, kommt nicht frei,
also sperrten sie Johnny Hard weg.

Nun, die erste, die Johnny Hard im Gefängnis besuchte
war ein Mädchen mit einem Lumpen auf dem Kopf.
Sie sagte: „Ich hätte nie gedacht, ich sähe dich im Gefängnis.
Ich glaube, ich sähe dich lieber tot.“

Die nächste, die Johnny Hard im Gefängnis besuchte
war seine liebe kleine tapfere Frau.
Sie sagte: „Ich sähe dich lieber in deinem Leichentuch
als an jenem langen klappernden Kette.“

Johnny Hard stand in seiner Zelle
und die Tränen floßen von seinen Augen.
Er sagte: „Ich habe viele Hilfssheriffs getötet,
aber meine Pistole hat nie gelogen, weiß Gott.“

“Ich bin gen Osten gerannt, ich bin gen Westen gerannt,
bin gerannt so weit ich konnte.
Falls ich je von dieser Kette frei komme
werde ich zu der Grenze mit den freien Staaten fliehen.“

“Du hast Wächter im Osten, Wächter im Westen,
Wächter auf der ganzen Welt.
Aber ehe ich Sklave werde, verrotte ich in meinem Grab.
Du kannst mich zum Schafott bringen, Herr Gefängnisaufseher.“

 

Diese ist Woodys Version der alten Räuberballade „John Hardy“, aber mit mehr Biss. Bei Asch Recordings erschien das Lied unter dem Titel „Johnny Hart“. Wie andere Verbrecherballaden und davon gibt es in Amerika viele, ist es nicht nur ein Lied über einen Verbrecher, sondern vielmehr eine Hymne über die Freiheit. „You've got guards in the West, got guards in the West, got guards this whole world around, but before I'd be a slave, I'd rot down in my grave, and you can take me to my hanging ground.” Du hast Wächter im Osten und Wächter im Westen, Wächter auf der ganzen Welt, aber ehe ich mich versklaven lasse, verrotte ich in meinem Grab. Du kannst mich zum Schaffot bringen.

Und das soll bloß ein Lied über Gesetzesbrecher sein?

 

 

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Gone, Gonna Rise Again
Si Kahn

hier klicken für den englischen Text

Tot, steht wieder auf

Ich erinnere mich an das Jahr, in dem mein Großvater gestorben ist.
Tot, steht wieder auf.
Wir hoben sein Grab am Berghang aus.
Tot, steht wieder auf.
Ich war zu jung, um zu begreifen
was das Land ihm bedeutete.
Aber seine Geschichte konnte ich in seinen Händen lesen.
Tot, steht wieder auf.

Da ist Mais in der Krippe und Äpfel im Kasten.
Tot, steht wieder auf.
Schinken in der Räucherkammer und Baumwolle in der Entkernungsmaschine.
Tot, steht wieder auf.
Kühe in der Scheune und Schweine im Stall.
Weiß du, viel besaß er nie,
aber er arbeitete wie der Teufel für das, was er hatte.
Tot, steht wieder auf.  

Die Apfelbäume am Berg,
Tot, steht wieder auf.
er pflanzte sie kurz vor seinem Tod.
Tot, steht wieder auf.
Er wüßte wohl, er würde nie rote Früchte am Baum sehen,
aber er pflanzte die Samen für seine Kinder und für mich.
Tot, steht wieder auf.  

Hoch am Hang über der Farm,
Tot, steht wieder auf.
ich denke an die, die vor mir gegangen sind.
Tot, steht wieder auf.
Wie ein Baum, der am Berg wächst,
die Stürme des Lebens haben sie umgehauen.
Aber das neue Holz wächst aus den Wurzeln unter der Erde.
Tot, steht wieder auf.



Dieses Lied war auf Si Kahns erster LP, „New Wood“. Viele „primitive“ Völker verstanden es richtig. Das Leben ist nicht eine Linie, sondern ein Kreis, ein Zyklus von Tag und Nacht, Jahreszeit nach Jahreszeit, von Leben und Tod. Unsere Mentalität der geraden Wege begrenzt uns, verzerrt unsere Identität, führt uns zu sehr dazu, uns mit unserem Ego zu beschäftigen und es zu überbewerten, führt dazu, dass wir Angst vor dem Tod haben und vor dem, was danach kommt. Ein Leben nach dem Tod? Natürlich. Das Leben ist ein nie endender Zyklus. Wir sind Glieder der Kette. Jeder, der die Geburt seines Kindes erlebt hat oder seine Mutter oder seinen Vater begraben hat, sollte das wissen.

Dieses Lied basiert auf einer Geschichte aus dem Talmud, die Si Kahns Vater ihm erzählte. Ein sehr alter Mann gräbt ein Loch in seinem Garten. Jemand fragt ihn, warum er das täte und er antwortet, „Morgen werde ich einen Olivenbaum pflanzen.“ Der andere lacht ihn aus: „Alter Mann, vielleicht werden Ihre Urenkel die Früchte pflücken – aber Sie werden längst nicht mehr sein. Wissen Sie nicht, ein Olivenbaum trägt erst nach neunzig Jahren Frucht.“ „Wenn das so ist“, sagte der alte Mann, „pflanze ich den Baum lieber heute.“ [ Si Kahn songbook , S. 26.]

Si Kahn nahm dieses Lied in Dur auf und so habe ich es gelernt. Dann hörte die Version von John McCutcheon auf seiner LP „Gonna Rise Again“ in Moll und hörte das Lied mit anderen Ohren. Eine deutliche Verbesserung. Das ist der Prozess der Folksong-Tradition, die heute durch Gesetze zum Urheberrechte oft behindert wird. Gott sei Dank sind Si und John gute Freunde.

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Desperados Waiting for a Train
Guy Clark

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Räuber, die auf einen Zug warten

Ich spielte das Lied „Red River Valley“
und er saß in der Küche und weinte.
Er strich die Finger durch die siebzig Jahre seines Lebens
und fragte sich, ob alle Brunnen, die er angelegt hatte, ausgetrocknet seien.
Wir waren Freunde, ich und dieser alter Mann.
Wir waren wie Räuber, die auf einen Zug warteten,
wie Räuber, die auf einen Zug warteten.

Er war einer, der herumreiste und Ölbrunnen bohrte
und einer, der die Lehren dieser Welt gelernt hatte.
Er ließ mich sein Auto fahren, wenn er dazu zu besoffen war
und er zwinkerte mir zu und gab mir Geld für die Mädels.
Und unsere Leben waren wie irgendein Westerfilm,
wie Räuber, die auf einen Zug warteten,
wie Räuber, die auf einen Zug warteten.

Von der Zeit als ich das Laufen lernte nahm er mich mit
zu einem Bar namens „Green Frog Café“.
Dort waren alte Männer mit Bierbäuchen und Dominos,
die Lügengeschichten über ihr Leben erzählten während sie spielten
und nannten mich seinen „Kumpel“.
wie Räuber, die auf einen Zug warteten,
wie Räuber, die auf einen Zug warteten.

Eines Tages stellte ich fest, daß er an die Achtzig war
mit braunen Tabakflecken auf seinem Kinn.
Für mich gehört er zu den Helden dieses Landes,
also warum ist er wie diese alten Männer gekleidet,
warum säuft er Bier und spielt Karten?
wie ein Räuber, der auf einen Zug warteten,
wie ein Räuber, der auf einen Zug warteten.

Der Tag bevor er starb besuchte ich ihn.
Ich war erwachsen und er am Ende.
Also schlossen wir die Augen und erträumten uns eine Küche
und sangen noch eine Strophe aus jenem alten Lied.
Komm, Jack, der Hurensohn ist auf dem Weg.
Wir waren wir Räuber, die auf eine Zug warteten,
wie Räuber, die auf einen Zug warteten,
wie Räuber, die auf einen Zug warteten,
wie Räuber, die auf einen Zug warteten.

 

Dieses Lied erzählt eine wahre Geschichte. Guy Clarks Großmutter führte ein Hotel in Monahans, Texas und einer ihrer Dauergäste war ein alter Mann, der zum Ersatzgroßvater für Guy wurde. Das ist die Geschichte, aber wie alle großen Werke der Literatur ist das Lied universell. Es kommt ein Moment, wenn wir unsere alten Eltern anschauen und zum ersten Mal ihre Sterblichkeit begreifen. Es ist der Moment, wenn wir unsere eigene Sterblichkeit begreifen.

 

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Last Train
Arlo Guthrie

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Der letzte Zug

Ich möchte in den letzten Zug im Bahnhof steigen;
du mußt dich darauf nicht vorbereiten.
Wenn du in dem letzten Zug ins Himmelreich sitzt,
kannst du wissen, daß du fast am Ziel bist.

Vielleicht bist du nicht an einer Landstraße getrampt,
bist nur durch die Luft geflogen.
Wenn du in dem letzten Zug ins Himmelreich sitzt,
kannst du sicher sein, daß du deine Fahrkarte bezahlt hast.

Vielleicht lagst du im Knast,
vielleicht bist du hungrig und arm.
Vielleicht ist deine Fahrkarte für den letzten Zug ins Himmelreich
der Fremde, der auf deinem Fußboden schläft.

Ich bin nicht ein ewig trauriger Mensch,
ich habe nicht nur Probleme erlebt.
Wir sind bloß Fahrgäste auf dem letzten Zug ins Himmelreich,
der bald abgefahren sein wird.

Dieses ist wahrscheinlich das schönste Lied von Arlo Guthrie. Zunächst scheint es ein Lied über den Tod zu sein, aber es ist wohl eher ein Lied über das Leben, über Glaube und über die Gnade Gottes. Es gibt in dem Lied Widersprüche, wie es in den besten Liedern oft so ist. Wir sind bloß Fahrgäste im letzten Zug und brauchen uns nicht vorzubereiten. Es ist die Botschaft der christlichen Gnade, doch Arlo erwähnt unsere Fahrkarte, die wir möglicherweise durch den Fremden, der Zuflucht bei uns findet, verdienen. Gnade ja, aber das heißt nicht, dass wir uns unterwegs nicht um andere kümmern sollen. Auch wir sollen Gnade üben gegenüber anderen und, ja auch uns selber gegenüber. Die schönste Zeile im Lied, geschrieben von dem noch jungen Arlo Guthrie, der noch nicht wusste ob nicht auch er die tödliche Krankheit seines Vater in sich trug, hießt: „I ain't a man of constant sorrow.“ Ich bin kein Mensch, der stets traurig ist.

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