The Gather
Wylie Gustafson
[deutsche Übersetzung]
The sun is peekin’ over the ridge
The air is crisp and the sky is big
Leaves are fallin’, the cattle are bawlin’
Ridin’ out on the gather
A cowdog is creepin’ with his head slung low
Hooves are squeekin’ on the fresh fallen snow
Morning is breakin’ and my soul is awakened
Ridin’ out on the gather
My pockets are empty, but I don’t care
I know that I’m winning when I’m out here
Where the magpies are talkin’ in the cottonwood trees
And the river is tickled by a cool northern breeze
I’m floatin’ like a feather when I’m sittin’ on leather
Ridin’ out on the gather
Das Sammeln
[englischer Text]
Die Sonne schaut über den Bergrücken
Die Luft ist frisch und der Himmel ist weit
Blätter fallen, die Rinder muhen
Ich reite aus zum Sammeln
Ein Kalb schleicht mit gesenktem Kopf umher
Die Hufe quietschen im frischen Schnee
Der Morgen bricht an, meine Seele erwacht
Ich reite aus zum Sammeln
Meine Taschen sind leer, aber das stört mich nicht
Ich, wenn ich hier draußen bin, dass ich gewinne.
Die Elster sprechen in den Pappeln
Der Fluß wird vom kühlen Nordwind gekitzelt
Ich gleite wie eine Feder wenn ich sitze auf Leder sitze
Ich reite aus zum Sammeln
Aufnahmen von of „The Gather“:
Wylie and the Wild West. LIVE! At the Tractor 2005
Wylie and the Wild West.Ridin' the Hi-Line2000
Video:
Wylie and the Wild West: “The Gather”
Wylie Gustafson Profile
Wylie as rodeo cowboy
The Gather
In diesem Lied geht es um die Zeit im Herbst, wenn die Rinder gesammelt werden. Die Arbeit eines Cowboys ist noch schwer, aber Wylie Gustafson kann trotzdem die Schönheit um sich herum sehen.
“Diese Jahreszeit ist meine Lieblingszeit im Norden Montana, besonders dort am Two Medicine Fluß. Die Blätter verfärben sich. Die Morgen werden frisch und manchmal sieht man früh etwas Schnee. Es ist die Jahreszeit, wenn das Wetter sich änderz. Und zu dieser Jahreszeit fangen wir an, die Kälber nach Osten zu schicken, nach Nebraska, Iowa, Ohio…
„Es ist eine schöne Gegend und ich habe versucht, das in Worte zu fassen, wie es ist an einem Oktobermorgen, wenn wir die Rinder sammeln.“ [from: Wylie and the Wild West. LIVE! At the Tractor 2005]
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Sailing Down My Golden River
Pete Seeger
[deutsche Übersetzung]
Sailing down my golden river
Sun and water all my own
Yet I was never alone
Sun and water old life givers
I'll have them where e'er I roam
And I was not far from home
Sunlight glancing on the water
Life and death are all my own
Yet I was never alone
Life to raise my sons and daughters
Golden sparkles in the foam
And I was not far from home
Sailing down my winding highway
Travelers from near and far
Yet I was never alone
Exploring all the little byways
Sighting all the distant stars
And I was not far from home
Sailing down my golden river
Sun and water all my own
Yet I was never alone
And I was not far from home
Meinen goldenen Fluß hinuntersegeln
[englischer Text]
Meinen goldenen Fluß hinuntersegeln,
Sonne und Wasser gehören mir,
dennoch war ich nie alleine.
Sonne und Wasser, die alten Lebensstifter;
ich werde sie haben, egal wo ich hinkomme,
und ich war nicht weit weg von zu Hause.
Sonnenlicht leuchtet im Wasser,
Leben und Tod gehören mir,
und ich war nie alleine.
Leben, um meine Söhne und Töchter großzuziehen,
goldenes Funkeln im Schaum,
und ich war nicht weit weg von zu Hause.
Meinen schlängelnden Fluß heruntersegeln,
Reisende von nah und fern,
und ich war nie alleine.
Die kleinen Nebenwegen erkunden,
die fernen Sterne sichten,
und ich war nicht weit weg von zu Hause.
Meinen goldenen Fluß hinuntersegeln,
Sonne und Wasser gehören mir,
dennoch war ich nie alleine.
und ich war nicht weit weg von zu Hause.
Sailing Down My Golden River
Pete Seeger segelte gern auf dem Hudson. Der Fluß war aber dreckig, roch nach chemischem Abfall, die Ufer waren verunstaltet mit alten Reifen und Schrott. Es heißt, daß nach dem Abschied Bob Dylans von der Folkszene, Seeger öfter segelte. Eines abends segelte er allein. „Die Sonne war erst golden, ein paar Minuten später war sie orange und ein paar Minuten später rot wie eine rote Beete, und dann war der ganze Himmel lila und schließlich wurde es dunkel.“ [David Dunaway, How Can I Keep from Singing: Pete Seeger, New York: Cd Capo Press, 1980. S. 283.] Während er segelte, stellte er sich vor, wie der Fluß wäre, wenn er sauber wäre und dabei dichtete er „Sailing Down My Golden River“. Der erste Teil der Melodie kam unbewußt von dem bekannten Weihnachtslied „Deck the Halls“.
1965, auf Einladung der Lehrer-Vereinigung von Beacon Hill wurde Pete gebeten ein Benefiz Konzert in der High School zugunsten eines Stipendiums zu geben. In diesem Zusammenhang erfuhr Pete Seeger, wieviel Haß sich ihm gegenüber aufgestaut hatte. Er war als Subversiver gebrandmarkt. Vor dem Konzert wurde ein „Stop Pete Seeger Committee“ geformt, gesponsert von dem Kriegsveteranenverein und anderen „patriotischen“ Organisationen. Sogar die kommunale Feuerwehr schloß sich dem Protest an. Unterschriften gegen Seegers Auftritt in der Schule wurden gesammelt. Seine Musik wurde als anti-amerikanisch abgestempelt. Sogar unmittelbare Nachbarn, die die Seeger Famile seit Jahren kannten, unterschrieben. Mißtrauen war in seinem Wohnort weit verbreitet. Aber die Tatsache war, daß Pete nicht oft da war; viele Bewohner hatten ihn nie gesehen, wußten aber von seinen Schwierigkeiten mit den Komitee zur Untersuchung unamerikanischen Aktivitäten.
Dann stellte sich ein konservativer Arzt hinter Pete und die Lehrer bekräftigten ihre Einladung. Er durfte singen, aber die Situation war angespannt und er war in seiner Heimat isoliert. Pete dachte über Möglichkeiten nach, seine Isolation zu beenden.
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Henri LeBlanc
Bill Staines
[deutsche Übersetzung]
Well, I go by the name of Henri LeBlanc
And a-trapping is my trade.
Now, my daddy was French and my momma was a squaw;
I was born in the hemlock shade.
Forty-four years in the northern woods
From Quebec to Hudson’s Bay,
Forty-four years in the northern woods
Where the bear and the beaver stay.
Well, it ain’t very warm in November’s storms;
Still, it’s off to the traps I’ll go
And the whistle of the jay in the trees on the way
Breaks the hush of the falling snow.
From my piney log shack with my traps on my back
To my hills of evergreen,
The music that I know is the north wind’s blow
And the cry of the wolverine.
When it’s early in the spring and the high geese sing
Heading up to the northern Grounds,
When it’s early in the spring and the river breaks up
With a moaning, groaning sound –
Then it’s off on the road with my furs in a load
For the ladies around the town.
Well, they’ll look very nice for a very fine price
And be warm when the wind blows down.
And my life goes along like a song and a river
Flowing down along the way.
Through the months and the years and the smiles and the tears
I find a friend in every day.
Je suis connu par le nom LeBlanc
Et je suis un trappeur.
Fils de francais, ma mère était indienne,
Je suis né sous les épinettes.
Quarante-quatre ans dans les bois du nord
De Québec jusqu’à d’Hudson,
Quarante-quatre ans dans les bois du nord
Où se trouve le grand élan.
Forty-four years in the northern woods
From Quebec to Hudson’s Bay,
Forty-four years in the northern woods
Where the bear and the beaver stay.
Henri LeBlanc
[englischer Text]
Ich bin unter den Namen Henri LeBlanc bekannt,
und Fallenstellen ist mein Beruf.
Mein Vater war Franzose und meine Mutter Indianerin;
ich bin im Schatten der Hemlock geboren.
Vierundvierzig Jahre in den Wäldern des Nordens,
von Quebec bis zur Hudson Bucht.
Vierundvierzig Jahre in den Wäldern des Nordens,
wo der Bär und der Biber wohnen.
Es ist nicht sehr warm in den Novemberstürmen,
doch ich mache mich auf den Weg zu meinen Fallen,
wo der Ruf des Eichelhähers in den Bäumen unterwegs
die Stille des fallenden Schnees durchbricht.
Von meiner Blockhütte mit meinen Fallen auf dem Rücken
bis zu den Tannen-Hügeln,
die Musik, die ich kenne ist das Pusten des Nordwindes
und der Schrei des Vielfraßes.
Es ist der Frühlingsanfang und die Gänse hoch oben singen
auf ihrem Weg nach Norden.
Es ist der Frühlingsanfang und der Fluß bricht auf
mit Stöhnen und Ächzen.
Dann bin ich unterwegs mit meinen Fellen
für die Damen der Stadt.
Und für einen schönen Preis werden sie schön aussehen
und gewärmt werden, wenn der Wind bläst.
Und mein Leben fließt wie ein Lied und ein Fluß,
fließt seinen Weg,
durch die Monate und die Jahre, das Lächeln und die Tränen.
In jedem Tag finde ich einen Freund.
Ich bin unter den Namen Henri LeBlanc bekannt
und Fallensteller ist mein Beruf.
Mein Vater war Franzose und meine Mutter Indianerin;
ich bin im Schatten der Hemlock geboren.
Vierundvierzig Jahre in den Wäldern des Nordens,
von Quebec bis zum Hudson Bucht.
Vierundvierzig Jahre in den Wäldern des Nordens,
wo man den großen findet.
Vierundvierzig Jahre in den Wäldern des Nordens,
von Quebec bis zum Hudson Bucht.
Vierundvierzig Jahre in den Wäldern des Nordens,
wo der Bär und der Biber wohnen.
Aufnahme von “Henri Leblanc”:
Bill Staines, Whistle of the Jay, Folk Legacy CD-70, CD
Noten:
If I Were a Word, I’d Be a Song. Songs by Bill Staines, Sharon, Connecticut: Folk-Legacy Records, Inc., 1980.
Henri LeBlanc
Henri LeBlanc ist ein Lied über die Métis in Kanada. Die Métis leben in Kanada und Teilen des Nordens der USA. Das Wort stammt aus dem Französischen und bedeutet, zu mischen. Ursprünglich verstand man unter Métis, Menschen ausschließlich französisch-indianischer Herkunft, aber heute wird der Begriff oft für alle Menschen europäisch-indianischer Herkunft verwendet und hat den eher abwerteten Begriff „halfbreed“ abgelöst.
Die Métis sind ein Produkt des kanadischen Handels mit Fellen. Dieser Handel prosperierte in zwei Gegenden: am St. Lawrence Fluß entlang im französischen Kanada und an der Hudson Bucht. Die „richtigen Métis“, also die Menschen mit französischen Vorfahren, sind meistens Ojibway oder Cree Herkunft.
In den Anfängen des Fellhandels lebten und reisten die französischen coureurs de bois mit den Indianen. Ihre Lebensweise entsprach der der Indianer. Dementsprechend nahmen die Franzosen Indianerinnen zur Frau, denn bestimmte Tätigkeiten sollten für einen Mann erniedrigend sein. Die Kinder dieser Paare waren die ersten Métis.
Die Kontakte zwischen Engländern und Indianerinnen waren geringer. Die Hudson Bay Company verbat es sogar ihren Mitarbeitern, Indianerinnen zu heiraten.
Die Métis entwickelten eine Lebensweise, die weder europäisch noch indianisch war. Es kam das Bewußtsein auf, eine „neue Nation“ zu sein. Katholische Missionare ermutigten die Métis, die französische Sprache und den Katholizismus beizubehalten.
Nach 1818 siedelten sich viele Métis am Red River im heutigen Manitoba an. Weil dort die Landwirtschaft weder sonderlich erfolgreich noch interessant war, gingen die Métis auf die Büffeljagd. Dadurch behielten sie praktisch eine nomadische Lebensweise. Eine zweite Verdienstmöglichkeit war die, als Spediteure mit Handkarren oder Kanu nach St. Paul und Kanada zu gehen.
Aber die Zahl der Büffel nahm rapide ab und die Eisenbahn wurde gebaut und die Métis konnten die alte Lebensweise nicht fortführen. Bald mußten sie sich zwischen der Lebensweise der Weißen und der der Indianer entscheiden. Als die Red-River-Gegend von Kanada annektiert werden sollte, kam Widerstand auf und führte 1869 und 1885 zu bewaffneten Aufständen der Métis. Sie waren erfolglos und nach den Niederlagen zerbröckelte der Zusammenhalt der Métis. Nach und nach zogen die Métis Richtung Norden und Westen. Manche lebten mit den Indianern. Einige zogen über die Grenze in die USA. Ländliche Métis Siedlungen wurden zu Slums. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts versuchten viele Métis ihre Identität zu leugnen. Armut demoralisierte sie und in der größeren kanadischen Gesellschaft galten „halfbreeds“ als minderwertig.
Seit den 60er Jahren sind die Métis politisch aktiv und haben mehrere Organisationen zur Vertretung ihrer Interessen gegründet. Heute ist ihre Situation noch schwierig. Sie suchen Rechte als Gruppe, wie die Indianerstämme, werden aber als Individuen behandelt und werden mit ihren Problemen allein gelassen.
The Virtual Museum of Métis History and Culture
http://www.metismuseum.ca/main.php
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Pastures of Plenty
Woody Guthrie
[deutsche Übersetzung]
It's a mighty hard row that my poor hands have hoed,
My poor feet have traveled a hot, dusty road.
Out of your dust bowl and westward we roll,
And your desert was hot and your mountain was cold.
I've worked in your orchards of peaches and prunes,
Slept on the Ground in the light of the moon,
On the edge of your city you've seen us and then,
We come with the dust and we go with the wind.
California, Arizona, I make all your crops,
Then it's up north to Oregon to gather your hops,
Dig the beets from your Ground, cut the grapes from your vine,
To set upon your table your light sparkling wine.
Green pastures of plenty from dry desert Ground,
From the Grand Coulee Dam where the water runs down,
Every state in this union us migrants have been,
We come with the dust and we're gone with the wind.
It's always we ramble, that river and I,
All along your green valley I will work til I die,
I will travel this road until death sets me free,
'Cause my pastures of plenty must always be free.
It's a mighty hard row that my poor hands have hoed,
My poor feet have traveled a mighty hard road.
On the edge of your city you've seen us and then,
We come with the dust and we go with the wind.
Fruchtbare Weiden
[englischer Text]
Es ist eine lange Reihe, die ich geharkt habe,
meine armen Füße haben einen heißen, staubigen Weg hinter sich.
Den Staubstürmen entkommen, westwärts reisen wir,
eure Wüsten sind heiß und eure Berge kalt.
Eure Pfirsiche und Pflaumen habe ich gepflückt,
geschlafen habe ich auf der Erde im Licht des Mondes.
Am Rande eurer Stadt habt ihr uns gesehen.
Wir kommen mit dem Staub und verschwinden mit dem Wind.
Kalifornien, Arizona, wir sind bei jeder Ernte dabei,
dann Richtung Norden nach Oregon, um den Hopfen zu ernten.
Wir graben eure Rüben aus und schneiden eure Trauben von der Rebe
um euren Sekt auf den Tisch zu bringen.
Fruchtbare grüne Weiden aus trockener Erde,
vom Grand Coulee Staudamm wo das Wasser fließt.
Wir waren schon in allen Staaten des Landes.
Wir kommen mit dem Staub und verschwinden mit dem Wind.
Wir werden immer wandern, der Fluß und ich,
in eurem grünen Tal werde ich arbeiten, bis ich sterbe.
Ich reise auf dieser Straße bis der Tod mich befreit,
denn meine fruchtbaren Weiden müssen immer frei sein.
Noten:
The Best of Folk, New York: Ludlow Music. N.D.
The Bells Of Rhymney And Other Songs And Stories, Pete Seeger. New York: Oak, 1964.
Carry It On! A History in Song and Picture of the Working Men and Women of America, Pete Seeger & Bob Reiser. New York: Simon & Schuster, 1985.
Sing Out! 7/2
“Pastures of Plenty” auf youTube:
Woody Guthrie
Pete Seeger
Jack Elliott
Arlo Guthrie
Odetta
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Take Me Out to the Ballgame
Jack Norwich, Albert Von Tilzer
Take me out to the ball game,
Take me out with the crowd;
Buy me some peanuts and Cracker Jack
I don't care if I never get back.
Let me root, root, root for the home team,
If they don't win, it's a shame.
For it's one, two, three strikes, you're out,
At the old ball game.
Nimm mich mit zum Baseballspiel
Nimm mich mit zum Baseballspiel,
nimm mich mit zu der Menge.
Kauf mir Erdnüsse und Karamelpopcorn,
mir ist egal, ob ich je nach Hause fahre.
Laßt uns die Heimmannschaft bejubeln,
falls sie nicht gewinnt, ist es schade.
Denn nach einem, dann zwei, dann drei Schlägen ist man ko
bei dem alten Baseballspiel
youTube: "Take Me Out to The Ball Game" (1908 recording)
youTube: "Take Me Out to the Ball Game" in St. Louis stadium
Jerry Silverman, The Baseball Songbook
Ken Burns, Baseball - 1846 To 2000, DVD.
Baseball in wikipedia
Take Me Out to the Ballgame
Am Marktplatz der alten Hansestadt Wismar saß ich mit meiner Frau und Freunden in einem Café. Ein Leierkastenmann spielte. Zunächst hörte man die üblichen Leiserkastenmelodien. Dann fiel mir auf, dass er auch alte Rock and Roll Melodien und sogar „Ausgerechnet Bananen“ spielte. Später, als der Leierkastenmann zum nächsten Café weiter gezogen war, vernahm ich über den Stimmen der Cafégäste und der Autos eine Melodie, die ich in Deutschland nie gehört hatte, die aber in der Lage war, bei mir Heimweh hervorzurufen: „Take Me Out to the Ballgame“. Es ist ein Lied, das Teil meines Wesens, wie eines jeden Amerikaners ist. Neben der Nationalhymne – „The Star-Spangled Banner“ – und „Happy Birthday“, das meist gesungene Lied Amerikas, ein wahres Volkslied. Das Lied ist ein wesentlicher Bestandteil von Amerikas „Lieblingszeitvertreib“: Baseball. Ich bezweifle, dass es ein Amerikaner jenseits des Kleinkindalters gibt, der dieses Lied nicht kennt.
Baseball ist nicht nur ein Sport, sondern eine Lebensweise. Baseball ist eine Sportart, in der es nicht nur auf das athletische Können des Spielers ankommt. Zum Baseball gehören auch unverzichtbare Rituale, Traditionen, Aberglaube und Psychologie. Baseball wird auch in anderen Ländern gespielt aber er ist urarmerikanisch. Nur dort kommt alles zusammen.
Für viele Deutsche ist Baseball ein Buch mit sieben Siegeln, trotz eine Baseballbundesliga. Das Spiel ist – kurz gefasst – in neun Abschnitte aufgeteilt, innings. In jedem inning haben beide Mannschaften die Chance Punkte – runs – zu machen. Es gibt keine Zeitbegrenzung der einzelnen innings oder des Spiels insgesamt und beim unentschieden nach neun innings kann das Spiel unbegrenzt weitergehen. Das längste Spiel, das ich je gesehen habe, hatte 22 innings und dauerte viereinhalb Stunden. Normalerweise hat ein Spiel aber neun innings. In der Mitte des siebeten innings gibt es „the seventh-inning stretch“, die Gelegenheit, aufzustehen und sich zu strecken. In dieser Pause wird „Take Me Out to the Ballgame“ gesungen, immer.
Was aber gesungen wird, ist nur der Refrain eines Liedes, das 1908 von Jack Norworth geschrieben wurde, nachdem er ein Plakat in der New Yorker U-Bahn gesehen hatte, das ein Baseballspiel ankündigte. Den Text schrieb er in einer Viertelstunde. Vertont wurde es von Albert Von Tilzer [sic], der sein erstes Baseballspiel erst 20 Jahre später sah. Norworth, der sein erste Baseballspiel 1940 sah, schrieb 1927 eine zweite Version. Die ist aber ohne Bedeutung, denn man singt nur den Refrain.
Das Lied ist unzählige Male aufgenommen worden, von Carly Simon bis Frank Sinatra, und in vielen Filmen verwendet worden, aber im Gegensatz zu den meisten bekannten Liedern, wird es von normalen Menschen gesungen und ist ein Bestandteil ihres Lebens, auf das sie nicht verzichten möchten.
Nach den Angriffen von 11. September 2001 fing man an, das Lied „God Bless America“ in der seventh-inning stretch zu spielen statt „Take Me Out to the Ballgame“ oder zumindest davor. Als ich zu Besuch bei meinem Bruder war und mit ihm und seiner Frau regelmäßig zu Spielen von den Missoula Ospreys ging, übernahm ich seine Verhaltensweise. Als „God Bless America“ gespielt wurde, blieben wir sitzen und sangen nicht mit. Bei „Take Me Out to the Ballgame“ standen wir demonstrativ auf und sangen laut mit. Gott sei Dank ließ man später „God Bless America“ wieder fallen.
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Spinning Mills of Home
Si Kahn
[deutsche Übersetzung]
Early Monday morning
I keep thinking that I'm late to work
Why didn't someone wake me
Guess the mills are down again
Three years I've been trying to raise
My kids on cardroom wages
Guess it's time to hit the road and try
My luck up north again
(chorus)
On the highway heading south
On the highway heading north
Just back and forth, sometimes I feel like a rolling stone
From the rolling mills of Gary
o the rolling hills
And spinning mills of home.
All along the river
Railroad tracks turned red and rusty
Cotton fields all dry and dusty
You can taste it in your mouth
Now you've heard people say
How they've got one foot in the grave
Well, I got one in Indiana
And the other in the South
(chorus)
I wish that they would write it down
The way someone that knows their work
Can have their labor bought and sold
Like cotton by the pound
It’s just to hard to choose between
a job at home for lousy pay
In some northern factory town
(chorus)
Die Spinnereien zu Hause
[englischer Text]
Montag früh, ich denke, ich bin spät dran.
Warum hast du mich nicht geweckt?
Ich schätze die Spinnereien sind wieder geschlossen.
Drei Jahre versuche ich meine Kinder
von meinem Lohn im „Kartenraum“ zu ernähren.
Es ist wohl Zeit, mich auf den Weg zu machen,
und mein Glück wieder im Norden zu probieren.
(Refrain)
Auf der Landstraße Richtung Süden,
auf der Landstraße Richtung Norden,
hin und her, ich komme mir vor wie ein Zugvogel.
Von den Walzwerken von Gary [Indiana]
zu den Hügeln und den Spinnereien zu Hause.
Unten am Fluß
Eisenbahnschienen rot und rostig geworden,
Baumwollefelder trocken und staubig,
den Geschmack hast du im Munde.
Nun sagen manche, sie haben einen Fuß im Grabe,
ich habe einen in Indiana
und den anderen im Süden.
(Refrain)
Ich wünsche, sie würden es niederschreiben
wie einer, der die Arbeit kennt,
dessen Arbeitskraft verkauft und gekauft wird
wie Baumwolle nach Gewicht.
Es ist einfach zu schwer zu entscheiden zwischen
einen Job zu Hause für einen schlechten Lohn
oder in einer nördlichen Fabrikstadt gut zu verdienen.
(Refrain)
Aufnahmen von „Spinning Mills of Home”
Si Kahn, Home, Flying Fish Records
Art Thieme, On the Wilderness Road, Folk Legacy FSI-105, LP
Noten:
Si Kahn songbook, Milwaukee: Hal Leonard Publishing Company, 1989.
Millionen Menschen verließen den ländlichen Süden, um Arbeit im Norden oder zumindest in den größeren Städten des Südens zu suchen. Viele sind Pendler geworden, arbeiten im Norden und kehren immer wieder nach Hause zurück. Es ist ein hartes Schicksal, aber Si Kahn sieht auch eine positive Seite: „Viele Menschen, die eine Zeitlang woanders gearbeitet haben – in der Armee, in einer der gewerkschaftlich organisierten Autofabriken, in nördlichen Städten, wo die Rassentrennung etwas weniger ausgeprägt ist – kehren nach Hause zurück mit einem neuen Gespür für Möglichkeiten, mit der Idee, die Dinge könnten anders sein, als sie immer gewesen sind. Von der Bürgerrechtsbewegung bis zum Brookside Streik, es waren oft diese Menschen deren Führung und Erfahrung den Ausschlag gab.“ [Si Kahn Songbook, p. 64.]
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Only a Pawn in Their Game
Bob Dylan
Nur ein Bauer in ihrem Spiel
Eine Kugel aus einem Busch
ließ Medgar Evers Blut fließen,
ein Finger am Abzug griff seinen Namen an,
ein Griff im Dunkeln versteckt,
er zündete den Funken,
zwei Augen zielten,
hinter dem Gehirn eines Mannes.
Aber er trägt nicht die Schuld.
Er ist nur ein Bauer in ihrem Spiel.
Ein Südstaatenpolitiker predigt zum armen Weißen,
du bist mehr als die Schwarzen, klage nicht,
du bist besser als die, du bist mit weißer Haut geboren, erklären sie,
und der Neger ist dazu bestimmt,
wird deutlich benutzt,
zum Vorteil des Politikers,
während er zum Ruhm aufsteigt,
und der arme Weiße bleibt,
am Ende des Zuges,
aber er trägt nicht die Schuld.
Er ist nur ein Bauer in ihrem Spiel.
Die stellvertretenden Sheriffs, die Soldaten, die Gouverneure werden bezahlt,
und die Marshals [Bundespolizisten]und Polizisten ebenfalls,
aber der arme Weiße wird in ihren Händen als Werkzeug benutzt,
in der Schule wird ihm beigebracht
vom Anfang an nach der Regel,
daß das Gesetz auf seiner Seite ist,
um seine weiße Haut zu schützen,
um seinen Haß zu schüren,
damit er nie klar nachdenkt,
über die eigene Lage,
aber er trägt nicht die Schuld.
Er ist nur ein Bauer in ihrem Spiel.
Von den Hütten der Armen schaut er durch die Ritzen auf die Schienen,
und die Hufschläge trampeln in seinem Gehirn,
und er lernt mit der Meute zu laufen,
in den Rücken zu schießen,
mit geballter Faust,
zu lynchen,
sich zu verstecken unter einer Kapuze, [Gemeint ist die Kapuze des Kostüms des Ku Klux Klans. ]
zu Töten ohne Schmerz,
wie ein Hund an der Kette,
er hat keinen Namen,
aber er trägt nicht die Schuld.
Er ist nur ein Bauer in ihrem Spiel.
Der Tag an dem Medgar Evers begraben wurde, getötet von der Kugel, die ihn traf,
beerdigte man ihn wie einen König,
aber wenn die verdunkelte Sonne über dem versinkt,
der die Waffe abfeuerte,
sieht er neben seinem Grab
auf einem Stein
eingemeißelt neben seinem Namen
die Grabschrift deutlich,
nur ein Bauer in ihrem Spiel.
Aufnahme von "Only a Pawn in Their Game":
Bob Dylan: "The Times They Are A-changin'"
Medgar Evers arbeitete in Mississippi für die Bürgerrechtsorganisation NAACP (National Association for the Advancement of Colored People). Am 11. Juni 1963 wurde er von einem weißen Mann namens Byron de LaBeckwith vor seinem Haus in Jackson, Mississippi erschossen. (de La Beckwith wurde erst 1994 für die Tat verurteilt.) Am selben Tag hielt Präsident John Kennedy eine lang geplante Fernsehansprache über die gleichen Rechte für alle Rassen. Unter anderem sagte er: „Im Grunde sind wir mit einer moralischen Frage konfrontiert...so alt wie die Heilige Schrift und...so klar wie die amerikanische Verfassung...Wer unter uns [Weißen] möchte die Farbe seiner Haut verändert haben und an ihrer Stelle stehen? Wer unter uns würde sich mit dem Rat nach Geduld und Verzögerung zufrieden geben?“ [John F. Kennedy, The Burden and the Glory. New York: Popular Library, 1964. S. 184.]
Ein paar Tage später, bei der Trauerfeier für Evers in Jackson, sagte Roy Wilkins, Vorsitzender der NAACP, „Ein Mann drückte ab, aber das politische System des Südens steckte hinter dem Gewehr.“ Medgar Evers, Veteran des Zweiten Weltkrieges, wurde auf dem Arlington Nationalfriedhof in Washington begraben. Bei der Gedenkfeier saß Justizminister Robert Kennedy neben Charles Evers, Bruder des Ermordeten und dessen Nachfolger als Chef der NAACP in Mississippi. Präsident Kennedy lud die Familie für den Tag ins Weiße Haus ein.
Bob Dylan schrieb „The Ballad of Medgar Evers“ kurz nach der Tat. Es waren womöglich die Worte Wilkins, die ihm zu dem Lied inspirierten. Gesungen wurde es zum ersten Mal am 6. Juli 1963 in Greenwood, Mississippi bei einer Veranstaltung zur Registrierung von schwarzen Wählern. Dylan machte die Aufnahme, die auf der LP The Times, They Are A-Changin’ am 7. August 1963 in New York erschien. Aber die richtige Premiere fand am 28. August 1963 beim Washingtoner Marsch der Bürgerrechtsbewegung statt, als eine Million Menschen Dylan das Lied singen hörte.
zzurück zu den Geschichten hinter den Liedern
Pretty Saro
traditional/Jean Ritchie
[deutsche Übersetzung]
Down in some lone valley
In some far lonesome place
Where the wild birds do whistle
And their notes do increase
Farewell Pretty Saro
I'll bid you adieu
And I'll dream of Pretty Saro
Wherever I go.
My love she won't have me
But I understand
She wants a freeholder
And I have no land
I cannot maintain her
On silver and gold
Nor buy all the fine things
That a big house can hold.
If I were a scholar
And could write a fine hand
I'd write my love a letter
That she'd understand
But I'll wander by the river
Where the waters o'erflow
And I'll dream of Pretty Saro
Wherever I go.
Hübsche Saro
[englischer Text]
Tief in einem einsamen Tal
an einem fernen einsamen Ort,
wo die wilden Vögel pfeifen,
ihre Noten sich vermehren.
Lebe wohl, hübsche Saro,
ich sage dir Adieu,
und ich werde von der hübschen Saro träumen,
wo auch ich hingehe.
Meine Liebe will mich nicht,
aber ich verstehe.
Sie will einen Landbesitzer,
und ich habe kein Land.
Ich kann sie nicht versorgen
mit Silber und Gold,
auch nicht die schönen Dinge kaufen,
die man für ein großes Haus braucht.
Wäre ich ein Gelehrter
mit einer schönen Schrift,
schriebe ich meiner Liebsten einen Brief,
damit sie versteht.
Aber ich werde am Fluß entlang wandern,
wo das Wasser die Ufer übertritt,
und ich werde von der hübschen Saro träumen,
wo auch ich hingehe.
In diesem Lied geistern viele alte Lieder herum. Es ist typisch für die einsamen Liebeslieder der Siedlungszeit, aber trotzdem anders. Die meisten Liebeslieder der Appalachen erzählen aus der Perspektive der Frau. Hier klagt der Mann, daß er seine geliebte Saro nicht gewinnen konnte, denn er gehörte zu den Leuten ohne Landbesitz. In dieser Zeit gab es einen Überfluß an Männern. Die Frauen beklagen in ihren Lieder ihr Schicksal als Ehefrau. Viele Männer mußten ohne Partnerin bleiben.
Dies ist die Version von Jean Ritchie. Ihre Schwester hatte das Lied in Berea, Kentucky gehört. Cecil Sharp sammelte einige Versionen des Liedes in North Carolina, Georgia und Virginia.
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Red, White and Black
Jimmy Curtiss, Terry Phillips
[deutsche Übersetzung]
America, you invite the redman
To sit at your table and be your guest
To justify the guilt that you are feeling
Now you tell us that you like us the best
And the black man waiting on the sidelines
For the chance to get into your game
To show you that he’s just as good as you are
To show you that he can be the same
And the triangle that you have created
Keeps you by yourself and keeps you paranoid
For the red, white and blue that you keep flying
For the red, white and black that you avoid
Cause the redman was here before you,
While the black man was a slave you brought ashore
And the redman was killed to free the frontier
While the black man was killed for sport and nothing more
And you wonder why the redman won’t be like you
You should wonder why the black man wants to be
And you came to this land because you wanted freedom
But that you have forgotten now that you are free.
Amerika, du bittest den Roten
an den Tisch als deinen Gast,
um deine Schuldgefühle zu rechtfertigen.
Nun sagst du, uns magst du am meisten.
Und der Schwarze wartet am Randes des Spielfeldes,
auf eine Chance in deinem Spiel mitzuspielen,
um zu zeigen, daß er genau so gut ist wie du,
um zu zeigen, daß er gleich sein kann.
Und das Dreieck, daß du geschaffen hast,
hält dich isoliert und hält dich paranoid.
Für das Rot, Weiß und Blau, das du aushängst,
für das Rot, Weiß und Schwarz, das du meidest.
Denn der Rote war lange vor dir hier,
während der Schwarze als Sklave hierher gebracht wurde.
Und der Rote wurde getötet, um die Grenze frei zu machen,
während das Töten des Schwarzen nichts als Sport war.
Und du fragst dich, warum der Rote nicht wie du sein will,
du sollst dich fragen warum der Schwarze es sein will.
Und du kamst zu diesem Land, weil du frei sein wolltest,
aber das hast du vergessen, jetzt, daß du frei bist.
Seit der endgültigen militärischen Niederlage der letzten Stämme haben Indianer versucht, politisch Druck auszuüben, um ihre Lage zu verbessern. In den 60er und 70er Jahren, aber, entwickelte sich eine neue Art von Aktivismus. Viele der neuen Aktivisten hatten studiert und waren radikalisierte junge Menschen. Die Bürgerrechtsbewegung der Schwarzen sowie der kulturelle Aufruhr der 60er Jahre hinterließen ihre Spuren. Viele von ihnen lebten in Städten und waren mit der bisherigen, aus ihrer Sicht konservativen indianischen Führung nicht einverstanden. Diese jungen Aktivisten waren empört nicht nur über die nichteingehaltenen Verträge zwischen den USA und den Stämmen und die paternalistische Haltung der Bundesregierung der USA, sondern auch über rassistische Diskriminierung und die oft brutale Behandlung der Indianer durch die Polizei. Sie wollten nicht auf Reformen seitens der weißen Bürokratie warten, glaubten vielmehr an direkte politische Aktionen, darunter starke Lobbyarbeit, Demonstrationen, und zur Not Vandalismus und Gewalt, um die Aufmerksamkeit der weißen Bevölkerung auf ihre Problem zu lenken und positive Veränderungen herbeizuführen.
Schon 1964 fanden sogenannten „fish ins“ im Bundesstaat Washington statt, wo der Oberste Gerichtshof des Staates die vertraglich festgelegten Fischereirechte der Indianer für aufgehoben erklärt hatte. Daraus entstand die Organisation Survival of the American Indian Association, (Überlebensverein der amerikanischen Indianer). In den folgenden Jahren wurden zahlreiche andere Organisationen gegründet.
Die für die „Red Power“ Bewegung wichstigste Organisation wurde 1968 in Minneapolis gegründet, die American Indian Movement (AIM), durch die Chippewa Dennis Banks, George Mitchell, und Clyde Bellecourt und der Lakota Russell Means. AIM verkörperte die neue indianische Militanz. Ihre erste größere Aktion war die Besetzung der Gefängnisinsel Alcatraz. Ungenutztes Bundesland, so hieß es, sollte an Indianer zurückfallen und nach der Schließung des Gefängnisses beanspruchten die Besetzer die Insel. 1971, nachdem das öffentliche Interesse erlahmt war, mußten die Besetzer die Insel räumen. In ähnlicher Weise besetzten AIM-Anhänger Mount Rushmore, Ellis Island, und einige andere Stellen. 1972 kam es zu der Besetzung des Hauptquartiers des Büros für indianische Angelegenheiten in Washington.
1973 folgte die durch AIM-Mitglieder und Unterstützer die Besetzung des kleinen Ortes Wounded Knee auf dem Pine Ridge Reservat in Süddakota, dort wo die US Armee 1890 ein Massaker an Lakota Indianer verübte hatte. Ursprünglich sollte es eine Demonstration gegen die korrupte Stammesführung sein. Daraus wurde eine 71tägige Belagerung. Bald verlangten die Besetzer eine Untersuchung aller Verträge zwischen den USA und der Stämme. Straßen wurden blockiert, Bundespolizisten hin beordert. Auf beiden Seiten fielen Schüsse. Am Ende waren zwei Indianer tot und ein Bundespolizist verletzt.
Das Lied "Red, White and Black" erschien auf der LP Custer Died for Your Sins von Floyd Westerman. Der Titel kam von dem gleichnamigen und einflußreichen Buches seines Freundes Vine Deloria, Jr. Floyd Westerman wurde am 17. August 1936 als Floyd Kanghi Duta Westermann auf dem Lake Traverse Reservation, Heim des Sisseton-Wahpeton Oyate Dakota Stammes in South Dakota geboren. Kanghi Duta heißt „Rote Krähe“. Seine Mutterspache war Dakota, eine von drei „Sioux“ Dialekte. Im Alter von zehn wurde er auf eine Internatschule außerhalb des Reservats geschickt. Dort musste er seine Haare schneiden und durfte seine Muttersprache nicht sprechen. Aber dort lernte er Dennis Banks kennen, einen der Gründer der American Indian Movement (AIM). Nach zwei Jahre im Marine Corps studierte er Pädagogik and der Northern State University in South Dakota.
Bevor er Schauspieler wurde, war er Country-Sänger. Sein erstes Album, 1969, hieß Custer Died for Your Sins, genannt nach dem einflussreichen gleichnamigen Buch seines Freundes Vine Deloria, Jr. Das Album war ein politischer Ausdruck seiner Zusammenarbeit mit AIM, unter anderen mit dem Lied „Red, White and Black“. Spätere Veröffentlichungen waren Indian Country (1970), eine neue Aufnahme von Custer Died for Your Sins (1982), The Land is Your Mother (1982), Oyate (mit Tony Hymas) (1990). Seine letzte CD war A Tribute to Johnny Cash (2006). Westerman arbeitete auch mit Jackson Browne, Willie Nelson, Bonnie Raitt und anderen zusammen. In den 1990er Jahre tourte er mit Sting, um Geld für die Rettung der Regenwälder zu sammeln.
Ende der 1980er Jahre begann Floyd Westerman eine zweite Karriere als Schauspieler. Er spielte in zahlreichen Fernsehserien, Dokumentarfilmen und mehr als 20 Spielfilmen, in den bekanntesten darunter war er als Shaman in The Doors und als Ten Bears in Der mit dem Wolf tanzt zu sehen. Kurz vor seinem Tod hatte er die Arbeit in dem Film Swing Vote beendet.
Floyd Westerman starb an Komplikationen im Zusammenhang mit Leukämie am 13. Dezember 2007 in Los Angeles, California.
Der Sänger und Liedermacher Jimmy Curtiss gilt als Fußnote in der Geschichte des Rock and Roll. Curtiss ist in dem Bezirk Queens in New York City geboren und aufgewachse. Er wurde zuerst bekannt als Mitglied einer Band namens The Enjays. 1961 veröffentlichte Curtiss ein Solo-Album „Without You“ auf dem United Artists Label. Die Plattenfirma versuchte erfolglos, ihn als Teenie-Schwarm zu verkaufen, wie Bobby Vee oder Paul Anka, und kündigte bald den Vertrag. Curtiss verkaufte Lieder an Bobby Darin und andere, zog sich dann in die Werbebranche zurück. 1965 unternahm er einen neuen Anlauf als Musiker mit der Gruppe The Regents. Er unterschrieb einen Vertrag mit Laurie Records und veröffentlichte „Not for You“ und „The Girl from the Land of 1000 Dances“, jedoch ohne Resonanz und bald verschwand er wieder aus der Öffentlichkeit. Zwei Jahre später veröffentlichte er „Psychedelic Situation“ Die Aufnahme wurde von der deutschen Firma Ariola auf Lizenz veröffentlicht und wurde zum Hit in Deutschland. Daraufhin unterschrieb Curtiss einen Vertrag mit Decca Records und arbeitete unter anderem mit dem Produzenten Terry Phillips zusammen. Er gründete die Studioband The Hobbits, aber ihre Platten verkauften sich nicht. Als sein Vertrag mit Decca Records nicht verlängert wurde, gründete er eine eigene Produktionsfirma und eine eigene Plattenfirma, Perception Records. Mit dem Lied „Dancing in the Moonlight“ von King’s Harvest hatte sie sogar einen Erfolg. Ein Projekt bei Perception Records war die LP „Custer Died for Your Sins“ von dem Dakota Sänger Floyd Westerman mit Liedern zu der Situation der Eingeborenen in den USA. Curtiss produzierte die Platte. Zusammen mit Westerman und seinen alten Mitstreiter Terry Phillips schrieb er die meisten der Lieder. Später kehrte Jimmy Curtiss in die Werbebranche zurück.
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Brookside Strike Lawrence Jones
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Der Streik in Brookside Ich habe es satt umsonst zu arbeiten Lawrence Jones |
´Aufnahmen von "Brookside Strike" und "Lawrence Jones"
New Wood, Philo Records
Der Streik in Brookside
Anfang der 1970er Jahre war die Situation in Harlan County verzweifelt. Seit 1960 war die Bevölkerung um ein Drittel geschrumpft, der Säuglingssterblichkeitsrat war extrem hoch, nur ein Viertel aller Erwachsenen hatte einen Schulabschluß. Die Menschen lebten in Armut, nur etwas die Hälfte der Häuser hatte fließendes Wasser. Viele Menschen waren arbeitslos und die, die Arbeit hatten, arbeiteten meistens in den Kohlengruben, eine Arbeit, die sie mit großer Wahrscheinlichkeit zu einem frühen Tod durch „schwarze Lunge“ (pneumoconisis) verurteilte.
Die Bedingungen in der Brookside Grube, die etwa 30 Kilometer von Harlan, Kentucky liegt, waren schlimm. Die Sicherheitsvorkehrungen waren miserabel. Die Zahl der Unfälle war dreimal so hoch wie im nationalen Durchschnitt. Obwohl gesetzlich vorgeschrieben, gab es kein Sicherheitskommittee. Im Juni 1973 beschloßen die Bergarbeiter in Brookside mit 113 gegen 35 Stimmern, sich der NMWA anzuschließen und Verhandlungen mit dem Besitzer der Grube, der Eastover Company, einer Firma, die zu 100% im Besitz von Duke Power war, aufzunehmen. Duke Power hatte ihren Firmensitz in New York und North Carolina und hatte ein Betriebsvermögen von 25 Milliarden Dollar. Bis dahin waren die Bergarbeiter Mitglieder der firmeneigenen Gewerkschaft, Southern Labor Union (SLU) gewesen. Doch die Arbeiter, die durch die SLU vertreten waren, verdienten nur zwei Drittel so viel wie die, die durch die NMWA vertreten waren. Die Arbeitgeberleistungen bei der Gesundheits- und Rentenvorsorge waren minimal.
Die Verhandlungen mit Norman Yarborough, Präsident von Eastover, brachen schnell zusammen. Am 30. Juni traten die Arbeiter in den Streik, ein Streik, der 13 Monate dauern sollte. Sie stellten Streikposten auf und Duke Power heuerte bewaffnete Wächter an, um die Grube zu bewachen. Es waren Freigänger aus dem staatlichen Gefängnis von Kentucky.
Die Bergarbeiter von Brookside verlangten ihr eigenes Sicherheitskommittee, um die Sicherheitsinspektionen des Bundes zu kontrollieren, den Standard UMWA-Tarif von $45 pro Tag und verbesserte Gesundheits- und Rentenpläne.
Duke Power stellte Streikbrecher ein, und das war nicht die einzige Barriere für die Streikenden. Richter F. Byrd Hogg schränkte die Zahl der Streikposten auf sechs ein, drei pro Werkstor. Daß dieser Richter die Grubenbesitzer bevorzugte war kein Wunder, da er selber Grubenbesitzer war.
Die Gewerkschaften mobilisierten, um zu kämpfen und ihre Frauen schlossen sich ihnen an. Die Frauen, nicht berührt von dem Beschluß des Gerichts, gingen auf die Straße und hinderten die Streikbrecher daran, die Grube zu betreten.
Die Arbeiter schossen auf die Reifen der Autos der Streikbrecher.
Peter Biskind: „Die Machtstrukturen in Harlan County sind kein Geheimnis. Der Klassenkampf ist rauh und blutig, offen und für alle sichtbar, nicht durch Rhetork verkleidet. Die Menschen in Harlan County wissen auf welcher Seite sie stehen. Die meisten lernten das in den 1930er Jahren, oder nahmen es mit der Muttermilch auf.“ [Jump Cut, no. 14, 1977, pp. 3-4, copyright Jump Cut: A Review of Contemporary Media, 1977, 2004]
Der Streik zog sich hin; der große Streitpunkt dabei war die Forderung der Arbeitgeber nach einem Versprechen, nicht mehr zu streiken.
Der Wendepunkt des Streiks kam, als einem Streikenden, Lawrence Jones, von einem Streikbrecher ins Gesicht geschossen wurde und er an den Folgen der Verwundung starb. Eastover gab nach und der Streik wurde beendet. Die Gewerkschaft hatte einen großen Sieg erreicht, vorläufig. Heute gibt es in Harlan County keine einzige Grube in der die Arbeiter gewerkschaftlich organisiert sind.
Der Streik wird in dem Film Harlan County, USA dokumentiert, der einen Oskar gewann. Diese beiden Lieder schrieb Si Kahn während seiner Arbeit als Koordinator für die nationalen Hilfsmaßnahmen für die Streikenden und beide erschienen auf der LP New Wood.
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Which Side Are You On? Come all you good workers, |
Which Side Are You On? |
Auf welcher Seite stehst du?
O, ihr Arbeiter, haltet ihr das aus? Mach nicht den Streikbrecher für die Bosse! |
Auf welcher Seite stehst du? Kommt ihr armen Arbeiter, (Refrain) |
Aufnahmen von “Which Side Are You On?”
The Almanac Singers. Talking Union Keynote K 302 A (Keynote album 106), July 1941
Coal Mining Women, Rounder Records.
Natalie Merchant, The House Carpenter’s Daughter. Myth America.
Dropkick Murphys, Sing Loud, Sing Proud. Hellcat Records.
Noten:
Edith Fowke and Joe Glazer, Songs of Work and Protest, New York, NY, 1973, p. 55.
“Which Side Are You On?” youTube:
Florence Reece
Florence Reece/Natalie Merchant:
siehe auch: Black Lung; Black Waters; Buddy, Won't You Roll Down the Line; Dark as a Dungeon;
The L & N Don't Stop Here Anymore; Paradise
Auf welcher Seite stehst Du?
Es war lange bekannt, dass die Erde unter Harlan County riesige Mengen Kohle verbarg. 1800 wurde das erste Mal dort nach Kohle gegraben. Jedoch bis 1911, als Harlan County von der Eisenbahn erschlossen und Straßen gebaut wurden, die das Land zugänglich machte, lebten die Menschen dort ein weitgehend isoliertes Leben. Die letzten Jahrzehnte des 19. und die ersten drei Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts brachten eine Verwandlung der Appalachen mit sich. Aus einem landwirtschaftlichen Gebiet wurde ein Gebiet, das vom Kohlenbergbau geprägt wurde. Der zunehmende Bergbau, der die verbesserte Infrastruktur ermöglichte, führte dazu, dass viele Farmer ihre isolierten Farms verließen, um Geld in den Bergwerken zu verdienen. Die Minen zogen auch Schwarze und Einwanderer an, was die Bevölkerungsstruktur der Gegend veränderte.
Der Krieg in Europa ließ den Preis für Kohle in die Höhe schießen und der Markt boomte. Der Boom in Harlan County dauerte bis 1918 und so gut wie jeder Farmer ging zu Bergbau. Als der Krieg 1919zu Ende ging, sanken die Preise. Sie stiegen aber ab 1920 auf Grund des Kohlemangels in Europa wieder. Der Boom hatte aber nicht nur Menschen in die Kohlenfelder gebracht, sondern auch Kapital. Als der Preis für Kohle wieder sank, blieb die Produktivität hoch, obwohl die Zahl der Beschäftigten gesunken war. Neue Maschinen machten viele Menschen überflüssig. Die Bergbauarbeiter zögerten, die Kohlenfelder zu verlassen, hofften auf Wiedereinstellung. Viele hatten jedoch nichts, wo sie sonst hingehen können. Die Rückkehr zur Landwirtschaft war keine Alternative mehr.
Die Bergarbeiter lebten in „company towns“, in firmeneigenen Siedlungen. Vorher hatte es keine Orte gegeben, wo sie sich hätten ansiedeln können, als so viele ihre Farmen verließen. Diese Siedlungen wurden gebaut und regiert von den Kohlenfirmen. Es gab keinen gewählten Gemeindevertreter. Die Arbeiter lebten in Häusern, die denr Kohlenfirmen gehörten, kauften in firmeneigenen Läden ein und zwar mit „script“, einer Art Firmengeld, das sonstwo wertlos war. Die Arbeiter waren Gefangene der Firmen. Diese begrenzten den Zugang der Arbeiter zu kritischen Zeitungen, öffneten und zerstörten Briefe unter Umständen.
Während der 1920er Jahre schlossen sich immer mehr Bergarbeiter den Gewerkschaften an. Die United Mine Workers of America (UMWA), 1920 bis 1960 von John L. Lewis geführt, war schon 1917 in Harlan County aktiv gewesen und hatte zu der Zeit 90% der Minenarbeiter organisiert. Die UMWA war in den 20er Jahren noch mal zurückgekehrt und 1931 konzentrierte sie wieder ihre Arbeit auf die Bergarbeiter in Harlan County. Sobald sie der Gewerkschaft beitraten, kamen die Bergarbeiter auf eine schwarze Liste, wurden aus den firmeneigenen Läden ausgesperrt und aus ihren firmeneigenen Häusern rausgeschmissen. Die Situation war äußerst angespannt. Bis Mitte April war eine vorläufige Gewerkschaftsorganisation mit 17000 Mitgliedern vorhanden und die Bergarbeiter traten in den Streik, ein Streik, der durch Gewalt von beiden Seiten gekennzeichnet war. Die Gewalt, die dem Streik begleitete, gab Harlan County den Namen „bloody Harlan“, blutiges Harlan.
Die Zahl der Diebstähle in firmeneigenen Läden nahm drastisch zu, sowie die Diebstähle von Dynamit und Kupfer von den Kohlenfirmen. Die Diebstähle wurden den Bergarbeitern angelastet. In Mai stellten die Kohlenfirmen bewaffnete Schläger ein, um die Siedlungen der Bergarbeiter zu terrorisieren. Am 5. Mai fuhren mehrere Autos voll bewaffnete Hilfssheriffs und andere Männer, die für die Kohlenfirmen arbeitete, von der Siedlung Black Mountain nach Evarts, ein Ort nur wenige Kilometer von Harlan entfernt. Unzufriedene Bergarbeiter befanden sich an der Straße und Schüsse fielen. Zwei Hilfssheriffs, ein Mitarbeiter des firmeneigenen Ladens und ein Bergarbeiter fanden den Tod. Am darauffolgenden Tag wurden Truppen nach Harlan County geschickt und der Gouverneur von Kentucky, Flem Sampson, behauptete, es seien Kommunisten von auswärts, die für die Gewalt verantwortlich waren. Der Kommandeur der Nationalgarde allerdings sah keinen Hinweis auf Kommunisten in Harlan County. Evarts wurde zum Symbol und arbeitslose Bergarbeiter und welche, die auf der schwarzen Liste standen, zogen dorthin. Bald war die Bevölkerungszahl von 1800 auf 5000 angestiegen. Selbstverständlich litten viele unter Hunger und waren in einer verzweifelten Lage.
Die Bergarbeiter fühlten sich bald von der NMWA nicht vertreten und als im Juni 1931 der erste Vertreter der kommunistisch beeinflusste National Miners Union (NMU) nach Harlan County kam, traten die Bergarbeiter dieser Gewerkschaft in großer Zahl bei. Nach nur wenigen Wochen hatte die NMU etwa 4000 Mitglieder.
Ein halbes Jahr nach der „Schlacht von Evarts“ kam das Nationalkomittee zur Verteidigung der politischen Gefangenen, dem der Schriftsteller Theodore Dreiser vorstand, nach Harlan County, um die „Herrschaft des Terrors“ zu untersuchen. Obwohl das Komitee feststellte, dass die Verhältnisse schlimmer waren als erwartet, war es machtlos, etwas zu ändern.
Die Bergarbeiter wandten sich an den neugewählten Gouverneur, Ruby Laffoon, mit einer Liste von Bitten, unter anderem finanzielle Unterstützung für arbeitslose Bergarbeiter, einer verbesserten Arbeitslosenversicherung, die Freilassug inhaftierter Bergarbeiter und Streikführer, keine weitere Räumung firmeneigenen Häuser, keine Diskriminierung gegen schwarze Bergarbeiter oder Deportation von ausländischen Bergarbeitern. Der Gouverneur ging auf keine dieser Forderungen ein und verschärfter die Lage dadurch erheblich. Gleichzeitig standen 44 Männer, die im Zusammenhang mit der „Schlacht von Evarts“ verhaften worden waren, vor Gericht. Ein von der NMU gestellten Anwalt wurde des Bundesstaates verwiesen. Erst Jahre später räumte Gouveneur Laffoon ein, dass fast so was wie eine „Herrschaft des Terrors“ geherrscht hatte, die von politischen Amtsträgern durchgeführt wurde mit der Unterstützung der Grubenbesitzer.
Am 15. Juli 1931 verpflichtete Sheriff John Henry Blair 65 Hilfssheriffs, die aber von den Grubenbesitzern bezahlt wurden. Die Bergarbeiter waren jedoch selber harte, unabhängige Männer, die bereit und fähig waren, sich zu verteidigen. Schüsse fielen und auf beiden Seiten wurden Köpfe eingeschlagen.
Einer der Streikführer war Sam Reece. Mit seinen Schlägern suchte Sheriff J.H. Blair Reece in seinem Haus, fand allerdings nur seine Frau, Florence, und die sieben Kinder des Paares. Florence Reece trat den Eindringlingen trotzig gegenüber: „Warum sind Sie hier? Sie wissen, dass es niemanden außer hungrigen Kinder hier gibt.“ Die Männer des Sheriffs durchwühlten das Haus und stellten dann Wachen auf, um auf den Rückkehr von Sam Reece zu warten. Reece war aber informiert worden und kehrte in der Nacht nicht nach Hause zurück.
Der Legende nach riß Florence Reece ein Blatt von dem Kalender an der Küchenwand ab, während sie auf den Rückkehr ihres Mannes wartete und schrieb den Text zum „Which Side Are You On?“ Es heißt, sie nahm die Melodie von der Baptistenhymne „Lay the Lily Low“, aber der britische Folklorist A. L. Lloyd merkte die Ähnlichkeit mit der britischen Ballade „Jack Munro“, die „Lay the Lily Low“ als Refrain hat.
Florence Reece wurde am 12. April 1900 in Sharps Chapel, Tennessee geboren. Ihr Vater, wie ihr späterer Ehemann, war Kohlenbergbauarbeiter. Aufgewachsen ist sie in einem Kohlenlager in Folk Ridge, Tennessee. Ihren Mann lernte sie kennen, als sie erst 15 war. Als Sam Reece 1978 an „schwarze Lunge“ (pneumoconisis) starb, war das Paar 64 Jahre verheiratet. Florence Reece blieb bis zu ihrem Tod durch Herzversagen am 3. April 1986 in Knoxville, Kentucky aktiv und äußerste sich wiederholt zur Unterstützung der Gewerkschaften und zu sozialen Fragen. Als es 1973 in Harlan County eine weitere gewaltätige Welle von Streiks gab, unterstützte Florence Reece die Bergarbeiter.
Anfang 1932 rief die NMU zum Generalstrek auf. Für den 16. Januar wurde eine Versammlung einberufen, die aber von Sheriff Blair und dem Bürgermeister L.O. Smith verhindert wurde. Der Sheriff gab bekannt, dass der „rote Aufstand“ in Harlan County niedergeschlagen worden war. Bald wurden den im Grunde konservativen Menschen in Harlan County die kommunistischen Unterstützung der NMU bewusst und die atheistische Ideologie, die dahinter steckte. Sie wandten sich von der Gewerkschaft ab. Im März 1932 zog sich die NMU aus Harlan County zurück.
1937 begann ein Unterausschuß des amerikanischen Senats, angebliche Menschrechtsverletzungen gegen Arbeiter zu untersuchen. Die Gewalt in Harlan County setzte sich fort und der Gouverneur schickte Soldaten, um das Eigentum der Grubenbesitzer zu schützen. Am 16. Juni 1933 wurde das Gesetz zum nationalen Wiederaufbau verabschiedet. Unter anderem wurden die Rechte der Gewerkschaften gestärkt. Gewerkschaftsvertreter schwärmten aus, um die Bergarbeiter gewerkschaftlich zu organisieren. 1939 wurde die NMWA von den Grubenbesitzern als Tarifpartner anerkannt.
Etwa 1940 lernte Pete Seeger „Which Side Are You On?“ von einem Bergarbeiter namens Tillmann Cadle. Die 1941 Aufnahme des Liedes von den Almanac Singers machte es bekannt. Die Struktur des Liedes führte zu vielen Adaptionen bei anderen Streiks. Es wurde auch von vielen Sängern aufgenommen, u. a. von Natalie Merchant und Billy Bragg. In dem Dokumentarfilm über den Streik in Harlan County in den 1970er Jahren, Harlan County, USA, der einen Oskar gewann, sang Florence Reece „Which Side Are You On?“. Zu hören ist sie auch auf der CD Coal Mining Women von Rounder Records.
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7 Stacks of the Neversweat
Mark Ross
[deutsche Übersetzung]
7 Stacks of the Neversweat
Silhouetted against the sky.
A union man dead on the Ground,
Can somebody tell me why?
I was born on Dublin Gulch
In the year of 1910.
No question that I would go underground,
All I could ask was when.
How I wish I could forget that day,
‘I was only ten years old.
I was staring out the window at Dublin Gulch,
The sky was gray and cold.
12,000 men are out on strike
And the mines are all shut down.
„Portal to portal“ was the battle cry,
before we go underground.
Here comes Roy Alley with a pistol in his hand,
And the company thugs behind,’
Marching down to the Neversweat gate,
down to the picket line.
You SOB’s, Roy Alley said,
‘And he fired his pistol in the air.
Gettin’ damn sick of you union men
Gettin’ in my hair.
Now if you took all those company thugs,
You wouldn’t find half of a brain.
The strikers, they were all unarmed,
They were shot down just the same.
15 men on the Anaconda Road,
Lying in the dirt and the mud.
15 miners all shot down,
One who won’t get up.
Those miners, they were all unarmed,
But the Butte police they say,
These men were shot by persons unknown,
So Roy Alley gets away.
In Butte, if you’re a company man
You can drink champagne so fine.
But you’d better learn to enjoy small beer
If you’re working in the mines.
Butte, Montana is a mighty fine place,
Given you’re a company man.
But if you’re shot down on the Anaconda Road,
The company don’t give a damn.
7 Stacks of the Neversweat
Silhouetted against the sky.
On the richest hill on earth,
A lovely place to die.
7 Fördertürme der Neversweat
heben sich gegen den Himmel ab.
Ein Gewerkschaftler liegt tot auf der Erde.
Kann jemand mir sagen warum?
Ich bin in Dublin Gulch geboren
im Jahre 1910.
Es stand außer Frage, daß ich unter Tage gehen wurde,
es fragte sich nur, wann.
Ich wünsche mir, ich könnte den Tag vergessen;
Ich war gerade zehn Jahre alt.
Ich starrte aus dem Fenster in Dublin Gulch,
der Himmel war grau und kalt.
12.000 Männer streikten
und die Minen waren alle geschlossen.
„Tor zu Tor“ *war der Schlachtruf,
ehe wir unter Tage gehen.
Da kommt Roy Alley mit einer Pistole in der Hand
und die Firmenschläger hinterher,
zum Tor der Neversweat marschiert,
zu den Streikposten.
Ihr Hundesöhne, sagte Roy Alley
und schoß in die Luft.
Ich habe euch Gewerkschaftler satt,
samt eurer Einmischung.
Nimm du all die Firmenschläger,
fändest du nur ein halbes Gehirn.
Die Streikenden waren alle unbewaffnet,
niedergeschossen wurden sie dennoch.
15 Männer liegen auf der Anaconda Road,
liegen im Dreck und Schlamm.
15 Männer niedergeschossen,
einer steht nicht wieder auf.
Jene Bergarbeiter, sie waren unbewaffnet,
Seit Jahren hatte Unruhe in der Stadt Butte geherrscht. Immer wieder hatten die Arbeiter gestreikt und immer wieder hatte die gigantische Kupferfirma, Anaconda Copper Mining Company (ACM), die Streiks gebrochen. Seit 1917 hatte die radikale Gewerkschaft IWW (Industrial Workers of the World) in Butte allmählich Fuß gefaßt.
Am Abend des 16. April 1920 rief die IWW eine Versammlung ein. Es wurde beschlossen, am dem darauffolgenden Tag zu streiken. Die IWW organisierte Streikposten in den Straßen, die zu den Minen führten. In der Stadt war die Spannung enorm. Der Gouverneur des Bundesstaates Montana bat die Armee, Truppen zu schicken.
Die ACM stellte Wachmänner ein, um die Eingänge zu den Minen zu bewachen und die Männer zu schützen, die doch zur Arbeit wollten. Diese Wachmänner waren selbstverständlich bewaffnet. Schon am ersten Streiktag hatten sie streikende Arbeiter geschlagen. Der ACM schien der Streik willkommen zu sein, der Anlaß, einen entscheidenden Schlag gegen die radikale IWW zu schlagen. Roy Alley war Anwalt und arbeitete für die Kupferfirma. Schon 1917 wurde er in Verbindung mit dem Mord an dem IWW-Organisator Frank Little gebracht. Jetzt sagte Alley Gouverneur Stewart, „die revolutionäre Bewegung in Butte hat solche Ausmaße genommen, daß die Regierung sie bald zur Kenntnis nehmen muß.“ (http://www.lehnherr.com/butte/) Am 20. April behauptete die linke Zeitung Butte Bulletin, die den Streik unterstützte, daß Alley zum Mord aufgerufen hatte. Danach gingen die Wachmänner noch härter gegen die Streikposten vor.
Am 21. April, gegen 16.30 Uhr, traf der Sheriff mit einigen Hilfsheriffs auf eine brenzlige Situation in der Anaconda Road. Die Straße führte durch Dublin Gulch zu vielen der größten Minen, der Neversweat, der Anaconda, der High Ore, der Diamond und der Speculator. Einige dutzend Wachmänner hielten einen Bahndamm vor der Neversweat Mine besetzt. Von Streikposten auf der Straße wurden sie angepöbelt. Der Sheriff gab den Befehl, die Straße zu räumen. Die Arbeiter weigerten sich mit der Begründung, sie hätten die Straße mit ihrer Steuer gebaut. Sie verlangten, daß der Sheriff die Wachmänner, die streikende Arbeiter geschlagen hatten, verhaften. Der Sheriff versprach die Sache zu untersuchen.
In dem Moment eröffneten die Wachmänner das Feuer. Die Butte Bulletin behauptete später, Roy Alley hätte den Befehl zum Schießen gegeben. Die Arbeiter flüchteten die Straße entlang. Sechzehn (Mark Ross’ Song nennt die Zahl 15) wurden getroffen, alle in den Rücken. Wenige Tage später starb einer.
Bei der Untersuchung wurde festgestellt, nur die Wachmänner hätten geschossen. Weil nicht festgestellt werden konnte, welcher Schütze den Verstorbenen getroffen hatte, wurde niemand strafrechtlich verfolgt. Die Bureau of Investigation (BI), Vorläufer der FBI, arbeitete mit der Firma zusammen und stellte fest, schließlich wären acht der Verletzten Ausländer und alle Mitglieder der IWW, als würde diese Tatsache die Schießerei rechtfertigen.
Am Tage nach dem Vorfall in der Anaconda Road trafen Soldaten in Butte ein. Die IWW zog die Streikposten von den Straßen zurück und suchte Unterstützung, aber keine andere Gewerkschaft war bereit, sich dem Streik anzuschließen. Langsam nahmen einige Männer die Arbeit wieder auf. Nur eine Minderheit der Bergarbeiter war Mitglied in der IWW. Von ihren Mitgliedern war die Mehrheit Einwanderer und alleinstehende junge Männer, die von Job zu Job zogen. Am 13. Mai brach die IWW den Streik ab. Die ACM gab bekannt, sie würde in Zukunft keine Mitglieder der IWW einstellen. Die Macht der IWW in Butte war gebrochen, denn die Bureau of Investigation und die Firma hatten die IWW effektiv unterwandert und wußten über alles Interne Bescheid. In der Gewerkschaft herrschte Resignation und Mißtrauen
Die Anaconda Copper Mining Company, die Bureau of Investigation, die Armee und der Gouverneur hatten zusammengearbeitet, um die „revolutionäre Bewegung“ in Butte zu besiegen und vor allem die Position der Firma zu stärken.
Zu der Entstehung von „7 Stacks of the Neversweat“ schrieb mir Mark Ross: „Ich hörte die Geschichte zum ersten Mal von einem alten Mann. Sein Name war George Foley. Ich lernte ihn 1990 kennen, kurz nachdem ich [nach Butte] gezogen war. Ich stand Streikposten mit den Fahrern der Greyhound Busse, die zu der Zeit im Ausstand waren. Die öffentliche Bibliothek war damals auf der anderen Straßenseite. Ich war in der Bibliothek, um Bücher auszuleihen, als ich einen alten Mann vor mir in der Schlange bemerkte, der einige ziemlich radikale Bücher über die Geschichte von Montana ausleihen wollte. Wir kamen natürlich ins Gespräch. Er hatte mich unter den Streikposten gesehen und sagte zu mir, ’Willst du die Busse wirklich stoppen?’ Ich sagte, ’Sicher.’ Er antwortete, ’„Nägel mit breiten Köpfen. Etwa so groß.’ Und er spreizte Daum und Zeigefinger etwa ein Zoll auseinander. Ich sagte, ’Du warst ein Wobbly, oder?’ Dann gab er leise zu, daß er einer gewesen war. Im Laufe des darauf folgenden Jahres erzählte er mir diese Geschichte und viele andere. Ich konnte ihn aber nicht dazu bewegen vor einem Tonbandgerät zu sprechen; er sagte es wäre noch zu gefährlich.“